Die schwarze Hand des Todes
davon war es stockfinster. Zwei Meilen außerhalb des Ortes führte eine Stichstraße entlang des düsteren, triefnassen Waldsaums von Eden bergauf. Der Verkehr wurde spärlich, und die menschlichen Ansiedlungen ebenfalls – nur hin und wieder sah man ein Gehöft, das tröstlich eingehüllt in einer Glocke von Licht dalag.
»Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte Cooper.
»Es ist nicht mehr weit.«
Nach ein paar Minuten dirigierte Mark ihn auf einen Schotterparkplatz. Ein Orientierungsplan in einem Glaskasten verwies auf die momentan im Dunkel liegenden Naturschönheiten. Cooper wendete und parkte den Toyota mit der Schnauze zur Straße.
»Also?«
Mark schien unschlüssig. Cooper hütete sich, ihm zuzusetzen. Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. In gleicher Höhe auf der gegenüberliegenden Talseite war schwach beleuchtet ein Weiler oder ein kleines Dorf auszumachen. Nach und nach zeichneten sich auch die schwarzen Höcker der Berge gegen den Nachthimmel ab. Direkt vor ihnen erahnte er einen steilen Abbruch.
Endlich schien für Mark der rechte Augenblick gekommen zu sein.
»Ich habe Ihnen doch heute Morgen davon erzählt, was auf der Ringham Edge Farm vorgeht.«
»In dem großen Schuppen«, sagte Cooper. »Wo nachts die Fahrzeuge parken.«
»Genau.«
»Wir sind noch nicht dazu gekommen, uns darum zu kümmern, Mark. Wir hatten zu viel anderes im Kopf. Sie müssen sich noch ein bisschen gedulden.«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Vermutlich kommt ohnehin nichts dabei heraus.«
Mark biss sich auf die Lippe. Cooper schaltete die Scheibenwischer an. Weder auf dem Parkplatz noch auf der Straße waren andere Fahrzeuge zu sehen. In seiner Frustration war er schon drauf und dran, den Rückweg nach Edendale anzutreten. Aber irgendetwas hielt ihn zurück.
»An der Sache ist noch mehr«, sagte Mark. »Ich habe Ihnen nicht alles erzählt.«
Cooper spürte, wie die alte Spannung ihn packte und ihm fast die Luft wegblieb. »Worum geht es denn, Mark?«
»Um Hunde.«
»Was?«
»Hundekämpfe, denke ich mal.«
»Hören Sie auf. Gibt’s so was immer noch?«
»Jede Woche, irgendwo. Tendenz steigend. Der Tierschutzbund hat ein paarmal Anzeige erstattet, und hin und wieder wird eine Veranstaltung aufgelöst. Aber beim Wetten ist viel Geld zu holen. Das größte Problem für die Leute besteht darin, sichere Austragungsorte zu finden. Wenn Leach seinen Schuppen dazu vermietet und brav den Mund hält, kann er damit schon eine Stange Geld verdienen – ohne selbst mitmachen zu müssen. Dazu sind die Siegertiere einiges wert. Aber die Verlierer – die sterben so oder so, manchmal allein an ihren Verletzungen.«
»Woher wissen Sie das alles?«
»Ranger und Tierschutzbund haben eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Sie haben uns mal ein Video gezeigt, das ihrer Sondereinsatztruppe in die Hände gefallen ist. Abstoßend, einfach widerwärtig. Diese Typen filmen die Kämpfe, damit sie vor den Käufern mit den Erfolgen ihrer Hunde angeben können. Normalerweise nehmen sie Pit Bulls dazu her. Die werden ausschließlich als Kampfhunde gezüchtet.«
»Die Züchtung von Pit Bulls ist verboten«, wandte Cooper ein. »Das Gesetz schreibt vor, sie allesamt zu kastrieren. Die sollten mittlerweile so gut wie ausgerottet sein.«
»Ach ja, und was ist mit Krebs? Ist der mittlerweile etwa auch so gut wie ausgerottet? Haben Sie vielleicht die Zeit, auf den Gehöften rumzuschnüffeln, ob da am Ende jemand in der Küche oder hinten im Gartenschuppen Pit Bulls züchtet?«
»Kaum.«
»Und die Polizei in Sheffield und Manchester kommt vermutlich noch weniger dazu.«
»Also Sie meinen, dass in Ringham Edge Hundekämpfe stattfinden? Sind Leute aus der Gegend hier beteiligt?«
»Sie kommen von überall her. Überwiegend aus der Region Manchester, würde ich sagen. Nicht die sympathischsten Zeitgenossen, mit denen Warren Leach da zu tun hat, wenn er wirklich mitmischt. Und können sehr unangenehm werden, wenn jemand die Nase zu tief in ihre Angelegenheiten steckt.«
Ein Landrover der Peak Park Ranger hielt für ein paar Minuten auf dem Parkplatz. Offenbar kannte Mark den Fahrer nicht. Im Licht des Scheinwerfers glich der seitlich am Wagen aufgemalte rote Strich einer dünnen, geronnenen Blutspur.
»Das Bolzenschussgerät hat mich stutzig gemacht«, sagte Mark.
»Was meinen Sie damit?«
»Diese Hunde kämpfen, bis sie halb zerfleischt sind. Zum Tierarzt
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