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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Plexiglasscheibe oder eine gestrandete Apfelsinenkiste vom Straßenrand aufzulesen.
    Aber nach Ricks Tod hatte sein Vater sich verändert. Und statt einander beizustehen, hatten seine Eltern sich zunehmend entfremdet, bis Marks Vater schließlich ausgezogen war. Und dann kam der neue Mann.
    Die Steine lagen versetzt übereinander, wie richtiges Mauerwerk. Dicht an dicht, fugenlos. Ein jeder passgerecht eingefügt; bei der leisesten Verschiebung drohte das gesamte Konstrukt einzustürzen. Ganze Dörfer in der Gegend funktionierten nach diesem Prinzip, dachte Mark – die Häuser wie die Menschen. Niemand durfte aus der Reihe tanzen. Es gab keinen Bewegungsspielraum, die Rollen waren ein für allemal verteilt. Passgerecht.
    Unbeholfen mühte sich Mark, Owen seine Gedankengänge mitzuteilen. Der Bezirksranger hörte zu und fuhr sich mit der Hand durch den Bart.
    »Dir ist bisher noch kein Selbstmord untergekommen, oder?«, fragte er wie in Anknüpfung an ein völlig anderes Gespräch.
    »Nein.«
    »Das wird dir bei diesem Job nicht erspart bleiben. Es gibt nichts Traurigeres als einen Selbstmord. Wenn jemand entscheidet, dass im Leben keine Rolle mehr für ihn vorgesehen ist.«
    Mark wusste, was er damit sagen wollte. Menschen, die kein eingepasster Stein in der Mauer sein wollten – und damit ihre Fundamente untergruben. Was Owen ihm da sagte, klang nicht gerade beruhigend. Aber es lohnte sich immer, ihm genau zuzuhören.
    »Es gibt eine Stelle, an der sie besonders gern Schluss machen«, sagte Owen. »Der Parkplatz oberhalb von Eden Valley, mit Blick auf Mam Tor. Das ›Selbstmördereck‹.«
    »Ja, den kenne ich«, sagte Mark.
    »Der zieht sie offenbar magisch an. Sie parken dort und genießen ein letztes Mal den Ausblick, dann schreiben sie ihre Abschiedsbriefe, trinken ihren Whisky und stopfen den Schlauch in den Auspuff. Manchmal machen sie es auch mit Tabletten oder schneiden sich die Pulsadern auf. Hin und wieder überlegen sie es sich anders, wenn sie sehen, wie das Blut in Strömen rinnt, und merken, wie weh es tut.«
    Mark war sich nicht sicher, ob Owen aus allgemeiner oder persönlicher Erfahrung zu ihm sprach.
    »Es gab da eine Geschichte von einem Studenten«, sagte Owen. »Ob sie stimmt, weiß ich nicht. Angeblich hatte er sich am Selbstmördereck beide Handgelenke mit einer Schneiderschere aufgeschlitzt und fuhr danach blutüberströmt ins Krankenhaus nach Edendale. Im Wagen war es warm, und das Blut hatte alles durchgesuppt, seinen Schoß, seine Hosenbeine, die Gummimatte. Es sah aus wie in einem Schlachthaus. Aber der Student berichtete hinterher, auf den gut fünf Meilen bis nach Edendale hätte er brav an drei roten Ampeln gehalten und den Querverkehr abgewartet. Er war praktisch bewusstlos, als er bei der Notaufnahme ankam. Saß zehn Minuten vor dem Eingang im Wagen, bis eine Ambulanz auf ihn aufmerksam wurde. Seine Hände waren völlig von geronnenem Blut verklebt. Die Schwestern mussten sie vom Lenkrad loskratzen.«
    »So etwas sollte nicht sein«, sagte Mark. Owen hielt den Blick auf seine Hände gerichtet und rieb sie gegeneinander, als ob ihn unter den Handschuhen etwas juckte.
    »Alles in allem ist Kohlenmonoxid wohl noch das Beste«, sagte Owen. »Damit dauert es nur ein paar Minuten. Die Leute sehen aus, als wären sie einfach eingeschlafen. Ein Sanitäter hat mir mal erzählt, dass das Blut vom Kohlenmonoxid kirschrot wird. Das Hirn schwillt an, ebenso wie Leber, Nieren und Milz. Selbst die kleinen Blutgefäße in den Augen platzen. Aber das sind innere Verletzungen. Von außen hat es immer erst den Anschein, als würden sie schlafen. Bis man den Uringeruch bemerkt, der vom Fahrersitz aufsteigt.«
    Mark trat von einem Fuß auf den anderen. Jetzt wurde es ihm zu viel.
    »Der Sanitäter hat gesagt, dass das Kohlenmonoxid den Sauerstoff im Blut verdrängt«, fuhr Owen fort. »Man erstickt gewissermaßen innerlich, ohne etwas von dem Gas zu merken. Erst fühlt man sich ein bisschen schwindlig und kurzatmig, dann bekommt man Kopfweh und kann sich nur noch schwerfällig bewegen. Übelkeit und Schmerzen in der Brust, ein paar Halluzinationen vielleicht. Wir haben alle schon schlimmere Kater überstanden. Aber von diesem Kater wacht man eben nicht mehr auf.«
    »Owen –«
    »Allerdings stellen sich manche wirklich unglaublich dämlich an. Kommen mit zu kurzen Schläuchen daher, die nicht bis ins Wageninnere reichen. Oder haben nichts zum Abdichten des Fensters dabei, durch das der Schlauch ragt.

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