Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth

Vom Netzwerk:

gesehen.«
    Ein dumpfer, schwerer Aufprall erschütterte den Bus.
    »Großer Gott«, sagte Cal.
    Stride vergrub den Kopf in den Armen und murmelte wieder und wieder eine unverständliche Formel vor sich hin.
    Durch das Fenster konnte Fry draußen in der Dunkelheit nichts erkennen. Sie schob die Tür einen Spalt weit auf. Ein eiskalter Regenschwall schlug ihr entgegen. Sie sah nichts außer der schwachen Innenbeleuchtung des Streifenwagens, in dem Constable Taylor vermutlich über seinem Anglermagazin tief und fest eingeschlafen war und sich eben jetzt wunderte, was zum Kuckuck ihn geweckt hatte.
    Dann sah Fry durch die Dunkelheit vage Umrisse auf sich zukommen.
    »Taylor!« Keine Antwort.
    »Was ist los?«, fragte Cal von hinten.
    »Bleiben Sie im Bus. Verriegeln Sie die Tür.«
    »Die lässt sich nicht verriegeln.«
    »Himmel noch mal.« Sie kämpfte verzweifelt mit dem Schiebemechanismus, der sich aus der unteren Laufschiene löste und klemmte. »Versuchen Sie es trotzdem. Machen Sie zu und bleiben Sie drin.«
    »Aber -*
    Der Regen durchnässte Fry im Nu. Schon bei den ersten Schritten kam sie ins Schliddern.
    »Taylor!«
    Der Platzregen übertönte ihre Stimme. Zum Rennen war der Boden einfach zu glitschig. Über die Schulter hinweg sah sie rings um den Bus dunkle, gestaltlose Wesen, die nur wenig Menschliches an sich hatten. Der Bus begann zu schwanken. Klirrend zerbrach ein Wagenfenster.
    Endlich signalisierte ihr das Blaulicht, dass Taylor aufgewacht war und sich mit seinem Wagen den Hang hinaufquälte. Auf dem letzten matschigen Stück drehten die Räder durch, und das Fahrzeug schlitterte seitwärts auf den Abgrund zu.
    Plötzlich fand Fry sich von stummen Gestalten umringt, die auf sie zurückten. Sie sah nur ihre Augen, hörte nichts als ihren Atem und das Schaben von feuchter Kleidung.
    »Polizei. Treten Sie zurück.«
    Jemand packte sie von hinten und schleifte sie weiter vom Bus fort. Die übrigen Gestalten blieben im Kreis um sie stehen, ohne ein Wort zu sprechen. Fry versuchte vergeblich, ihren Angreifer bei den Hoden zu packen, drehte sich schließlich in seinem Griff und bekam ihn zu Gesicht – so viel davon durch die Augenlöcher der Maske, die er trug, zu sehen war. Und doch – irgendwie kam er ihr bekannt vor. Sie stutzte einen Moment lang.
    Und das war ihr Fehler. Der Hieb traf sie mit mörderischer Wucht am rechten Knie und zwang sie zu Boden. Einen Jackenzipfel des Angreifers noch in der Hand, sah sie etwas wie einen Baseballschläger auf sich zusausen. Keuchend vor Schmerz warf sie sich zur Seite und wehrte den Schlag mit der Hand ab.
    Fry lag auf dem Bauch im Dreck, umringt von Füßen, und schützte in Erwartung von Stiefeltritten ihren Kopf. Instinktiv rollte sie sich weg, prallte gegen einen Felsen und ging sprungbereit in die Hocke. Doch ihr rechtes Bein spielte nicht mit. Nur eine letzte dunkle Gestalt stand noch vor ihr und betrachtete sie schweigend, machte dann kehrt und lief den anderen nach zum Bus.
    Geräusche drangen durch die Nacht zu ihr. Der Mob nahm den Bus auseinander. Sie hörte Schreie und Flüche und dumpfe Schläge.
    Taylor saß mit seinem Streifenwagen fest und hatte die Sirene eingeschaltet. Sie vermochte den Schrei nicht zu übertönen. Er klang hoch und schrill wie von einer Frau. Aber Fry wusste, von wem er kam.

27
    Es muss doch irgendwas aus diesem verdammten Computer rauszukriegen sein, Stewart«, sagte Chief Superintendent Jepson. »Wozu ist das Ding sonst gut, wenn es nicht mal die richtige Antwort weiß. Man muss ihm nur die richtigen Fragen stellen, wie bei diesen Quizsendungen mit den garantierten Millionengewinnen.«
    Normalerweise ließ sich Jepson gern über die neuesten Fortschritte in wichtigen Ermittlungen unterrichten. Es gab ihm das Gefühl, selbst an der Sache dran zu sein und nicht nur mit Messingklunkern behängt im Büro zu hocken. Und Tailby waren schon das ein oder andere Mal die Dinge in einem anderen Licht erschienen, nachdem er sie mit Jepson durchgesprochen hatte. Aber an diesem Sonntagmorgen kam kein Licht von irgendwoher. Die Berichte von den nächtlichen Vorfällen im Steinbruch klangen niederschmetternd: drei Verletzte, darunter eine Polizeibeamtin. Und wie welkes Laub im Herbststurm waren die Täter im Nu wieder verschwunden gewesen, noch bevor Constable Taylor seinen Wagen aus dem Schlammpfuhl befreit hatte.
    »Diese Quizsendungen gibt es schon seit Jahren nicht mehr«, sagte Tailby matt.
    »Na, dann eben was anderes in dem Stil.