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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Spielt doch keine Rolle.«
    »Heutzutage rufen die Kandidaten irgendwelche Freunde an oder befragen das Publikum.«
    »Wenn wir unser Publikum befragen«, sagte Jepson, »und zugeben, dass wir keinen Schimmer haben, dann fallen sie wie die Geier über uns her.«
    »Und Freunde haben wir auch keine, oder?«
    Jepson tat einen tiefen Seufzer. »Ich fürchte nein.«
    Tailbys Blick ruhte auf den Akten über Jenny Weston und Maggie Crew. Er wusste praktisch jede Zeile auswendig. Trotzdem blätterte er durch die Seiten.
    In der Akte Weston fand sich der Bericht des Beamten, der den Anruf der Ranger entgegengenommen hatte. Er war nicht direkt von Mark Roper oder von Owen Fox aus der Rangerstation in Partridge Cross erfolgt, sondern von der Zentrale in Bradwell. Vielleicht war das ein normaler Vorgang – eine Überprüfung konnte jedenfalls nicht schaden. Neben einer detaillierten Zeugenaussage von Roper selbst barg die Akte zusätzliche Angaben von Don Marsden, dem Betreiber des Radverleihs, und von dem Farmarbeiter Victor McCauley. Die beiden hatten Jenny Weston offenbar als Letzte lebend gesehen, bevor sie ins Moor aufbrach.
    Die Unmasse an vorhandenem forensischem Material war eher verwirrend als hilfreich. Ein Constable hatte sich in den Steinbruch abgeseilt und dort Jennys Schlüpfer und ihre Radlerhose gefunden, die jedoch ebenfalls keine brauchbaren Spuren lieferten. Das Einzige, was fehlte, war die Gürteltasche, die sie normalerweise beim Radfahren umgeschnallt trug.
    »Was man Bevington angetan hat, sieht nach Bestrafung für einen Triebtäter aus«, sagte Jepson. »Aber bei Jenny Weston lag kein Sexualdelikt vor.«
    »Es deutete nichts auf Geschlechtsverkehr hin, keine Körperflüssigkeiten oder DNA-Spuren. Allerdings sprechen die Fallanalytiker von einem planlos vorgehenden Täter, dem das Morden an sich sexuelle Befriedigung verschafft. Die Beweise sprechen dafür: ein Angriff aus heiterem Himmel, kein Versuch, die Leiche zu verstecken – im Gegenteil, sie wurde geradezu auf dem Tablett serviert. Hieraus erklärt sich womöglich auch, warum sie von der Taille abwärts entkleidet war. Ein symbolischer Geschlechtsakt.«
    »Ich bezweifle, dass die Mitglieder der Bürgerwehr Ihren akademischen Ausführungen folgen können, Stewart.«
    Tailby seufzte. »Ich weiß schon.«
    »Bevington ist ja doch kein unbeschriebenes Blatt. Lässt sich irgendeine Verbindung zum Fall Weston finden?«
    »Zweifellos war er es, der beim Steinkreis seinen Namen in den Boden geritzt hat. Aber das kann etliche Tage früher geschehen sein. Es hat nichts zu bedeuten.«
    »Und was ist mit Ros Daniels?«
    »Die ist ja nun schon lange abgängig. Eine von ihrem Kaliber könnte Gott weiß wo abgeblieben sein. Vielleicht mittlerweile sogar unter falschem Namen.«
    »Meinen Sie?«
    »Warum nicht«, sagte Tailby. »Bedenken Sie, das letzte Mal wurde sie sechs Wochen vor Jenny Westons Tod hier in der Gegend gesichtet.«
    »Dann ist da noch der Unbekannte, der sich bei Westons Wohnhaus und an ihrer Arbeitsstätte herumgedrückt hat. Und der Anruf des angeblichen Polizeibeamten.«
    »Der Exehemann, Martin Stafford, kommt dafür nicht in Frage. Sämtliche früheren Freunde, die in Jennys Adressbuch stehen, konnten wir ebenfalls ausschließen. Wenn es einen aus neuerer Zeit gab, hat sie jedenfalls seine Nummer nicht notiert. Das wäre allerdings untypisch für sie. Sonst war sie immer ziemlich gut organisiert. Bleibt noch der Notizzettel, den wir in ihrem Haus gefunden haben: ›Besorg uns welche mit Fruchtgeschmack‹, steht da. Das klingt doch recht eindeutig.«
    »Vielleicht hat der Mann, den die Nachbarn beobachtet haben, nicht Jenny Weston gesucht, sondern Ros Daniels«, schlug Jepson vor. »Die war zu der Zeit ja bereits von der Bildfläche verschwunden.«
    »Wer immer es war«, sagte Tailby, »der Mörder hat eine Menge riskiert und viel Glück gehabt.«
    Trotz diverser Aufrufe in der vergangenen Woche hatte sich niemand gemeldet, der zur fraglichen Zeit einen Mann im Moor gesehen hatte.
    »Wir haben einen halben Fußabdruck und eine Schweißanhaftung am Fahrradrahmen. Und wir wissen, welche Form die Klinge hatte. Also so gut wie nichts – solange wir keine stichhaltigen Beweise gegen einen konkreten Verdächtigen in der Hand haben.«
    Tailby wollte offenbar noch etwas sagen. Jepson bemerkte sein Zögern.
    »Ja, Stewart? Was gibt’s? Noch eine Hiobsbotschaft?«
    »Möglich.«
    Jepson seufzte erneut. »Ich dachte, schlimmer könnte es nicht mehr

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