Die schwarze Hand des Todes
kommen. Aber nur zu.«
»Wenn es Ihnen recht ist, würde ich gern noch auf Paul Hitchens und Diane Fry warten, bevor ich den Punkt zur Sprache bringe.«
Diane Fry humpelte die Treppe zur Kripozentrale hinauf. Ihr Bericht über die Attacke auf Calvin Lawrence und Simon Bevington war fertig, doch die Szenen der vergangenen Nacht sah sie immer noch vor sich: den messerscharfen Glanz des Regens im Licht der Scheinwerfer von Taylors Streifenwagen, die schartigen Löcher in den Fenstern des VW-Busses und dahinter den schwarzen Steinbruch. Und Stride, halb nackt und bäuchlings im Dreck, krumm und gewunden wie ein zerhackter Wurm, den blutverschmierten Besenstiel noch im Leib.
Die Erinnerung lastete qualvoll und entwürdigend auf ihrer Seele. Die Höllenschmerzen in ihrem Bein taten ein Übriges. Doch nichts davon war eine Entschuldigung. Und dann musste ihr oben an der Treppe auch noch ausgerechnet Ben Cooper über den Weg laufen. Er und seine blödsinnigen Ideen waren schuld daran, dass sie sich überhaupt zu den zwei Freaks im Steinbruch aufgemacht und ihrem bizarren Geschwätz Gehör geschenkt hatte. Aber an Ben war kein Vorbeikommen. Statt Abstand zu halten, wie es sich gehört hätte, stellte er sich ihr direkt in den Weg.
»Du hast dein Bestes getan, Diane.« Es machte sie rasend, wie gut er in ihrem Inneren zu lesen verstand.
»Na klar doch.«
Die Drehung war zu abrupt. Ihr lädiertes Knie gab nach, und sie rutschte mit dem Fuß weg. Cooper bekam sie an der Jacke zu fassen und zog sie zu sich heran, damit sie nicht die Treppe hinunterfiel. Plötzlich war Fry auf Tuchfühlung mit ihm, spürte seinen Atem auf ihren Wangen und sah die Sorge in seinen großen braunen Augen, die sie an Warren Leachs Jerseyrinder erinnerten.
»Was soll der Scheiß, Cooper? Nimm die Hände weg.«
»Ich weiß doch, wie du dich fühlst«, sagte er.
»Einen Dreck weißt du.«
»Diane – es waren zu viele, selbst für dich.«
»Sie haben mich in Nullkommanichts außer Gefecht gesetzt«, sagte sie. »Ich war wie gelähmt.«
Sie hatte nicht einmal ihren Schlagstock gezückt, obwohl er griffbereit im Futteral verstaut gewesen war.
Cooper hielt sie Sekunden länger als nötig an sich gedrückt. Seine Hand ruhte auf ihrem Rücken. Durch den Stoff spürte sie seine Finger sanft und unbeirrt auf ihrem Rückgrat. Die Berührung strahlte nach weiter unten aus. Für einen Moment schien sie sogar den Schmerz in ihrem Bein zu lindern.
Fry machte sich los und brachte ihre Jacke in Ordnung. »Hast du heute nicht dienstfrei?«
»Ja.«
»Und was suchst du dann hier, in drei Teufels Namen? Hast du nichts Besseres zu tun?«
Außer Cooper kannte sie keinen Kollegen, der auf scharfe Nachfragen mit Erröten reagierte. Er sank förmlich in sich zusammen.
»Doch, schon«, sagte er.
»Dann schönen Tag noch. Ich habe eine Besprechung mit Tailby und dem Chef.«
Chief Superintendent Jepson legte die Hände flach auf den Tisch und musterte die Beamten der Reihe nach. »Nun denn.
Wer erlöst mich aus meinem Elend und sagt mir endlich, was Sache ist?«
Hitchens ermannte sich und packte den Stier bei den Hörnern.
»Chef, Tatsache ist, dass es im Fall Weston nur eine einzige Person gibt, die nachweislich zur Tatzeit in der Gegend war.«
»Die alte Geschichte«, sagte Jepson. »Wer das Opfer findet, ist von Haus aus verdächtig?«
»Mark Roper«, sagte Diane Fry und lehnte sich vor. »Aber er war nun einmal da.«
Fry spürte die Blicke ihrer Vorgesetzten auf sich ruhen. Der pochende Schmerz in ihrem Bein trieb sie zum Weiterreden.
»Er hatte reichlich Zeit, Jenny Weston umzubringen und zu tun, was immer er sonst noch vorhatte, um dann den Leichenfund zu melden. Und er war vorher ganz offiziell auf Patrouille, musste sich also keine Sorgen machen, von irgendwem gesehen zu werden.«
»So weit, so klar«, sagte Jepson. »Und was hätte er für ein Motiv gehabt?«
»Da tappen wir noch im Dunkeln«, räumte Fry ein. »Aber wir haben einige diskrete Erkundigungen zu seinem familiären Hintergrund eingezogen.«
Jepson zog eine Braue hoch. »Ach ja?« Er schaute von Hitchens zu Tailby, doch Fry behielt das Heft in der Hand.
»Vor drei Jahren ist Marks älterer Bruder gestorben, was seinen Vater, Frank Roper, völlig aus dem Gleis geworfen hat. Er fing an zu trinken, verfiel in Depressionen und verlor seinen Job. Als er entdeckte, dass seine Frau einen anderen hatte, zog er aus. Laut Aussagen der Nachbarn ist er seither nicht mehr in der
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