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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Jungen? Die Kinder trifft es ja immer am härtesten.«
    Ein argwöhnischer Blick war die einzige Antwort.
    »Das wär’s fürs Erste, vielen Dank, Sir«, sagte Cooper.
    Plötzlich schnellte Leach herum. Für seine Statur war er erstaunlich wendig. Fry stand noch immer an der Türschwelle, und was er aus ihrer Miene las, machte ihn schier rasend.
    »Miststück!«
    Wie ein Kampfstier brach er auf sie los, als wollte er sie platt an die Wand nageln. Cooper versuchte vergeblich, ihn noch am Gürtel zu erwischen. Fry trat von der Tür weg, um mehr Spielraum zu haben, beugte wie zum Test das verletzte Knie und streckte Leach wie ein Verkehrspolizist auf der Kreuzung die linke Hand entgegen – die schwächere, wie Cooper wusste.
    Leachs Fausthieb zischte an Frys Schulter vorbei und wurde von ihr mit rechts aufgefangen. Sie hieb ihm die Ferse in die Kniekehle, und er ging wie ein Stein zu Boden.
    »Autsch«, sagte Fry, leicht schwankend, und rieb sich den Knöchel. »Der verdammte Viehmarkt macht sich doch noch bemerkbar.«
    Endlich war Cooper bei ihnen. Er kniete sich auf Leachs Rücken und wollte ihm schon Handschellen anlegen. Doch dann spürte er, dass den Farmer mit einem Schlag der Kampfgeist verlassen hatte. Schlaff und widerstandslos lag er im Dreck.
    »Sind Sie jetzt vernünftig, Mr Leach?«
    Ein Grunzen war die Antwort. Es reichte Cooper, um Leachs Handgelenk loszulassen.
    »Was tust du da, Ben?«, fragte Fry.
    »Ist schon in Ordnung.«
    Cooper überprüfte Leachs Atemtätigkeit, seinen Herz- und Pulsschlag. Der Farmer ließ alles über sich ergehen. Er schien sich gleich einer Schildkröte in die Erde eingraben zu wollen. Unverständliches Gebrabbel kam aus seinem Mund. Cooper drehte den Kopf des Mannes zur Seite und sah ihm ins Gesicht. Dann stand er auf und klopfte sich die Hose ab. Leach blieb reglos liegen, drehte nur den Kopf zurück in den Dreck. Fry humpelte näher.
    »Alles okay mit ihm?«
    »Fahren wir«, sagte Cooper.
    »Moment mal. Vielleicht braucht er einen Arzt. Ich schau ihn mir mal an.«
    »Nein. Lass ihn.«
    »Ben?«
    »Lass gut sein. Ist ja nichts passiert.«
    Fry zuckte mit den Achseln. »Er hat mich sowieso nicht erwischt.«
    »Eben. Kein Grund für eine Anzeige.«
    »Reine Papierverschwendung. Bist du sicher, dass mit ihm alles in Ordnung ist?«
    »Ja, bin ich. Glaub mir, Diane.«
    »Na gut. Fahren wir.« Sie hinkte zum Auto.
    »Soweit mit ihm alles in Ordnung sein kann«, sagte Cooper leise.
    Im Rückspiegel sah Cooper, dass Warren Leach sich aufgerappelt hatte. Den Kopf in den Händen vergraben, lehnte er zusammengesunken an der Ladeklappe des Anhängers. Nur der Kater leistete ihm noch Gesellschaft. Und selbst der schien bei seinem Anblick etwas wie Mitleid zu empfinden.
     
    Nach Rücksprache mit seiner Mandantin teilte der Anwalt ihnen eine Adresse in der Nähe von Bakewell mit. Es war eine kleine Frühstückspension, die zu dieser Jahreszeit kaum Gäste beherbergte. Von Yvonne Leachs Zimmer im ersten Stock blickte man auf eine Reihe ähnlicher viktorianischer Doppelhäuser mit dunklen Ziegelveranden und Gaubenfenstern.
    »Zum Schluss habe ich mich vor ihm halb zu Tode gefürchtet«, sagte sie. »Ich hab’s so lange ausgehalten wie irgend möglich, wirklich.«
    »Sind Sie körperlich misshandelt worden, Mrs Leach?«, fragte Fry. Sie bemühte sich sehr, beruhigend auf die Frau einzuwirken, die durch die Anwesenheit zweier Polizisten in ihrem Zimmer sichtlich eingeschüchtert war. Mit einem Blick auf die schäbige Kommode und das Waschbecken in der Ecke hob Mrs Leach resigniert die Schultern, wie um zu signalisieren, dass sie die Dinge nicht mehr im Griff hatte.
    »Nicht direkt«, antwortete sie. »Ich meine, er hat mich nie geschlagen. Darüber kann ich mich nicht beschweren.«
    Sie rieb sich die Hände und hielt sie prüfend an den Heizkörper unter dem Erkerfenster. Das Zimmer war eiskalt und schauderhaft ungemütlich. Sie zog ihre Strickjacke fester um die Schultern und starrte hinaus.
    »Der Einzige, mit dem ich je darüber reden konnte, war der Ranger. Owen. Er kam manchmal vorbei, um zu hören, wie es mir ging. Aber nur, wenn Warren nicht zu Hause war. Der hatte es nicht gern, dass Owen auf die Farm kam.«
    Cooper seufzte erleichtert auf. Das klang viel eher nach dem Owen Fox, den er kannte. Wie hatte Mark Roper Owens Besuche nur so falsch deuten können?
    »Meinen Sie, ich sollte zurückgehen?«, fragte Yvonne.
    »Mrs Leach, es muss doch irgendetwas Furchtbares vorgefallen sein,

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