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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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nachzudenken versuchte, warum sein Leben in den letzten Monaten derart aus dem Ruder gelaufen war, setzte sein Hirn regelmäßig aus. Die Probleme türmten sich so gewaltig vor ihm auf, dass er nicht einmal ansatzweise wusste, wie er damit fertig werden sollte. Auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Albtraum liefen seine Gedanken hilflos mal in die eine, mal in die andere Richtung.
    Am Ende aber schien ihm eins immer wahrscheinlicher: Er würde es nicht mehr erleben, dass seine Söhne im gleichen Alter standen wie Mark Roper jetzt.

30
    Früh am nächsten Morgen parkten Ben Cooper und Diane Fry auf der Ringham Edge Farm neben einem Milchtransporter. Schon beim Aussteigen hörten sie das Geschrei.
    »Was denkt ihr euch eigentlich?«, brüllte Warren Leach den Fahrer an. »Wollt ihr mich umbringen?«
    »Ich kann nichts dafür, Mann. Die Werte sind viel zu hoch. Sie wissen genauso gut wie ich, wie der Hase läuft.«
    »Die ziehen mir das letzte Hemd aus. Ohne den Milchscheck kann ich nicht überleben.«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, standen die Männer einander gegenüber wie zwei verbockte, grimmige Esel. Leach war gerade damit beschäftigt gewesen, eine Ladung massiver Zaunpfosten auf den Anhänger seines Traktors zu wuchten.
    »Ich kann da nichts machen«, sagte der Fahrer. »Dafür bin ich nicht zuständig. Soll ich die Milch jetzt nehmen oder nicht?«
    »Wozu, verdammt noch mal?«
    Dem Fahrer riss der Geduldsfaden. »Na gut, wie Sie wollen. Ich habe noch was anderes zu tun.«
    Er stieg in seine Kabine und ließ den Motor an. Leach schleuderte dem Laster einen Zaunpfosten nach. Er hinterließ eine kleine Delle im Lack über dem Kennzeichen.
    »Keine gute Idee, Mr Leach«, sagte Cooper.
    »Verpissen Sie sich!«, brüllte Leach
    »Sie haben Probleme mit den Werten? Das kann heikel werden. Hoffentlich steckt keine Euterentzündung dahinter.«
    »Sie behaupten, dass ich die Geräte nicht ordentlich sauber mache. Und die Filter nicht wechsle. Deshalb haben sie mir den Milchscheck gekürzt. Und sagen, wenn es so weitergeht, nehmen sie mir überhaupt keine Milch mehr ab. Diese Schweinehunde.«
    »Das klingt aber ziemlich ernst.«
    »Ernst?« Die Untertreibung ließ Leachs Augen aus dem Kopf quellen. »Meine Kühe geben die beste Milch von ganz Derbyshire. Was zum Geier wollen Sie eigentlich hier?«
    »Wir hatten gehofft, dass wir mit Mrs Leach sprechen könnten.«
    »Dann hoffen Sie ruhig weiter.«
    »Warum, wo ist sie?«
    »Weg.«
    »Ausgezogen?«
    »Ja, verflucht noch mal. Und jetzt machen Sie sich endlich vom Acker. Für heute reicht’s mir.«
    »Können Sie uns sagen, wo sie sich aufhält?«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Wir möchten gern mit ihr sprechen.«
    »Dann werden Sie wohl mit ihrem Anwalt reden müssen, so wie ich. So steht es in dem Brief, den ich gekriegt habe. Wenn ich mich künftig mit ihr in Verbindung setzen will, dann nur über ihren Anwalt. Der eigene Ehemann! Ich wusste nicht mal, dass sie überhaupt einen Anwalt hat.«
    »Dann teilen Sie uns doch bitte Namen und Adresse des Anwalts Ihrer Frau mit.«
    »Himmelarsch. Und wenn ich’s tue, ziehen Sie dann endlich ab und lassen mich in Ruhe?«
    »Fürs Erste ja, Sir.«
    Leach drehte sich um und ging Richtung Haus. Sie blieben ihm dicht auf den Fersen.
    »Warten Sie draußen«, schnauzte Leach und schmetterte die Tür hinter sich zu.
    Es blieb ihnen nichts übrig, als auszuharren, bis Leach zurück kam. Ein rotbraun gescheckter, klapperdürrer Kater mit zerbissenen Ohren strich über den Hof und musterte sie abschätzend: ein frei laufendes Tier, das gewohnt war, für sich selbst zu sorgen, in den dunklen Winkeln des Anwesens Nahrung zu finden und sich gegen Ratten, Hunde und andere Katzen durchzusetzen. Cooper schnalzte mit der Zunge und hielt dem Kater die ausgestreckte Hand hin, was ihn jedoch nicht weiter beeindruckte.
    Fry sah sich derweil das Haus näher an. An der Hintertür standen etliche von Abfall berstende schwarze Müllsäcke. Sie rümpfte die Nase. Eine Spitzengardine am Fenster verwehrte ihr den Durchblick.
    Leach kam zurück und hielt Cooper einen Brief vor die Nase.
    »Ja, ganz recht, Scheidungsverfahren«, sagte er. »Was sagen Sie dazu?«
    Aus dem Augenwinkel sah Cooper, wie Fry die Tür des Farmhauses ein Stückchen weiter aufstieß und hineinspähte, wohlweislich ohne die Schwelle zu übertreten.
    Cooper notierte Namen und Adresse von Mrs Leachs Anwalt.
    »Tut mir Leid, dass es so weit gekommen ist, Mr Leach. Was ist mit den

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