Die schwarze Hand des Todes
Edge Farm sind wir und der Tierschutzbund zu dem Schluss gekommen, dass dort tatsächlich Hundekämpfe stattgefunden haben. Jenny Weston wusste, was auf der Farm vor sich ging. Sie war an einem der fraglichen Abende verspätet auf dem Rückweg vom Moor dort vorbeigekommen und machte später beim Tierschutzbund davon Meldung. Angeblich hatte sie auch Fotos zum Beweis. Ob sie darüber hinaus etwas unternommen hat, entzieht sich unserer Kenntnis, ebenso wie die Frage, ob Daniels mit von der Partie war. Mit Hilfe der Sonderermittler vom Tier Schutzbund haben wir eine Liste der bekannten beziehungsweise mutmaßlichen regulären Teilnehmer an Hundekämpfen in der Region erstellt. Ein höchst unappetitliches Sortiment, und ein paar davon kennen wir.«
»Zum Beispiel Keith Teasdale?«, fragte Cooper.
»Ja, sein Name steht auch auf der Liste. Heute geht’s den Viehtreibern an den Kragen. Der eine oder andere gehört endlich hinter Schloss und Riegel.«
In der Kripozentrale lümmelte Sergeant Dave Rennie an seinem Schreibtisch. Mit Fernseher und Pantoffeln wäre die Feierabendidylle perfekt gewesen. Cooper erspähte einen Stapel Papier auf dem Tisch: kritzelig mit Kugelschreiber ausgefüllte Formulare, zum Teil nahezu unleserlich.
»Was haben Sie denn da für eine nette Sammlung? Alles Zeugenaussagen?«
»Fragebogen«, sagte Rennie. »Rückläufe von der Früh- und Tagschicht. Ich habe sie mir gerade aus der Box in der Kantine geholt.«
»Ach so, wegen der Snackautomaten.« Cooper griff sich ein paar Blätter. »Und, was steht drin?«
»Ich habe sie mir noch nicht angesehen. Aber generell würde ich sagen, die Leute sind dafür. Wir haben ihnen verschiedene Möglichkeiten vorgegeben, hier – warme Gerichte, Sandwiches, Snacks oder bloß Getränke. Sie mussten lediglich ankreuzen, was sie am liebsten hätten. Wir haben es so hingestellt, als wäre das Ganze schon beschlossene Sache, aber eigentlich wollen wir mit der Aktion die Sache überhaupt erst in Gang bringen. Raffiniert, was?«
Cooper nahm sich einen Fragebogen genauer vor und machte große Augen. »Da schau einer an.«
Rennie nickte. »Schon erstaunlich, was der Verwaltung so alles einfällt.«
»Sergeant, hier steht, der Fragebogenausfüller hat nichts gegen warme Gerichte, aber heiße Frauen wären ihm lieber.«
Rennie zog die Nase hoch. »Ach, Sie wissen doch, wie das ist, Ben. Gibt immer welche, die blöde Sprüche reißen müssen, egal worum’s geht.«
»Unter weitere Vorschläge‹ lese ich hier: Kondomautomaten und diskrete Entsorgung von gebrauchten Spritzen.«
»Ich muss dem Verwaltungsboss ja wahrscheinlich nicht alle Blätter vorlegen«, sagte Rennie.
»Von wem stammt denn der hier?«
»Er ist nicht unterschrieben, genauso wenig wie die anderen, Ben.«
»Ob das schlau ist?«
»Das wissen Sie doch ebenso gut wie ich. Wenn die Leute ihre Namen nennen müssen, kriegt man kein Sterbenswörtchen aus ihnen heraus. Bullen haben eine Heidenangst, irgendwas zu unterschreiben, was offiziell aussieht.«
Cooper warf noch einen Blick auf den Fragebogen. »Sehen Sie sich bloß mal an, wie der hier ›mit Fruchtgeschmack‹ geschrieben hat.«
»Nicht zu fassen. Was ist bloß aus unserem Schulsystem geworden?«
»Und die Handschrift ist eine echte Katastrophe. Jeder Graphologe würde sich die Finger danach lecken. Ein mordlüsterner Psychopath, hieße es vermutlich im Gutachten.«
Rennie bekam Falten auf der Stirn und sah Cooper über die Schulter. Dann blätterte er in wachsender Verzweiflung die anderen Fragebogen durch. Manche waren mit Tinte – in schaurigem Violett – ausgefüllt, andere am Rand mit obszönen Zeichnungen verziert. Neben einer bösen Karikatur des Chief Superintendent fand sich eine Buchstabe für Buchstabe aus Zeitungsschlagzeilen zusammengeschnipselte Botschaft mit folgendem Wortlaut: »Noch zehn Minuten bis zur Explosion der Rindfleischpastete. Räumen Sie zügig die Kantine.«
»Aus diesem Dezernat würde so ziemlich jeder als Psychopath durchgehen«, sagte Rennie verschnupft. »Kein Einziger hat das Ding ordnungsgemäß ausgefüllt.«
Cooper blieb ihm die Antwort schuldig. Er starrte auf den Fragebogen, den er so fest gepackt hielt, dass er schon völlig zusammengeknüllt war.
»Kann ich den behalten?«, fragte er.
Rennie hob die Schultern. »Bedienen Sie sich. Ich kann mit dem Zeug sowieso nichts anfangen.«
Todd Weenink war ebenfalls zu dem Einsatz beim Viehmarkt beordert. Zur Einstimmung hatte er ein
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