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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Sandwich heruntergewürgt, dessen Reste noch seinen Schreibtisch zierten. Ben Cooper tippte ihm auf die Schulter und wies mit den Augen Richtung Flur. Todd folgte ihm wortlos.
    »Was gibt’s denn, Ben?«
    »Komm mit rüber, auf einen Kaffee.«
    »Und wenn ich keinen will?«
    Cooper nahm ihn beim Ellbogen und bugsierte ihn weiter. »Du kommst mit, so oder so«, sagte er.
    »He, Ben, was bist du denn auf einmal so ungemütlich. Muss das sein, Alter?«
    »Wir haben was zu bereden.«
    »Ach du meine Güte. Vom Reden kriegst du den Hals wohl nie voll?«
    Die Gasse, in der Mays Café lag, führte von der West Street steil bergab zum Einkaufszentrum Clappergate. Auf der Schaufensterscheibe stand, von Hand mit einem Rest weißer Farbe von der letzten Küchenrenovierung hingepinselt: »Ristorante Italiano«.
    Cooper kam seit Jahren regelmäßig her. Er erinnerte sich noch, wann die Inschrift angebracht worden war – gleich nach dem zweiwöchigen Urlaub, den May und ihr Freund Frank in Rom verbracht hatten. In diesen vierzehn Tagen hatte May die Nudelküche für sich entdeckt und schwärmte nun daheim in Edendale von köstlichen Fettucine und Funghini. Die Speisekarte war um ein ganzes Sortiment von Pastagerichten erweitert worden, handgeschrieben mit blauem Kugelschreiber, der mit der Zeit verblasste. Mittlerweile beschränkten sich die italienischen Einflüsse auf ein hier und da zwischen Steak und Pommes eingeschobenes, kaum noch leserliches Wort, das einst »Tagliatelle« geheißen haben mochte. Aber wer bei May gut angeschrieben sein wollte, bestellte hier immer noch Pasta.
    Im Café saß nur ein älteres Ehepaar an einem Tisch nahe der Theke still beim Tee. Die Frau hatte Plastiktüten voller Lebensmittel bei sich; der Mann stierte vor sich hin, als wünschte er sich weit fort. Beide musterten die Polizisten kurz und schauten wie ertappt wieder weg.
    Cooper bestellte zwei Tassen Kaffee – schwarz und stark, wie May ihn immer braute.
    »Wegen der Sache, in der du da steckst,Todd …«, fing er an.
    »Tu mir einen Gefallen und fang nicht wieder davon an«, sagte Weenink. »Ist sowieso Schnee von vorgestern. Du weißt doch schon alles.«
    »Hast du wen hingehängt?«
    »Bloß ein bisschen nachgeholfen. Spielt doch letztlich keine Rolle, solange der Verdächtige schuldig ist. Sollen wir sie vielleicht alle laufen lassen, bloß weil es bei irgendeiner Formfrage hakt? Du weißt doch, wie die Gerichte sind, ganz zu schweigen von der Staatsanwaltschaft, diesem Ganovenschutzverein. Wenn ein Typ es förmlich drauf anlegt, in den Bau zu kommen – wo ist da das Problem?«
    May stand selbst hinter der Theke, eine korpulente Frau von Mitte fünfzig mit ausladenden Brüsten, die wie umgedrehte Suppenterrinen über ihrer blauen Schürze hingen. Von der Hitze in der Küche hatte sie ständig rote Wangen. Ihr Haar war strohgelb gebleicht – eine Farbe, die Cooper irgendwie bekannt vorkam.
    »Todd, es gibt bei uns einige, die dich auf dem Kieker haben und jede Gelegenheit beim Schopf packen würden –«
    Weenink breitete die Arme aus. »Was du nicht sagst. Wofür hat man denn gute Freunde. Ich verlasse mich natürlich darauf, dass die Geschichte unter uns bleibt, Ben. Solange wir zwei zusammenhalten, hat niemand was gegen mich in der Hand.«
    »Aber wozu das Ganze, Todd?«
    »Wozu? Die lachen uns doch alle aus. Letzte Woche habe ich glatt wegen Beleidigung eines Gefangenen einen Anschiss gekriegt. ›Du Schwachkopf von einem Schotten habe ich zu dem gesagt, und der Super macht mir die Hölle heiß, das wäre rassistisch. Aber der Kerl war ein Schwachkopf von einem Schotten, Ben.«
    »Ich weiß, es ist nicht einfach.«
    »Nicht einfach? Hast du die Richtlinien für Verhöre gelesen? Konfrontation und Einschüchterung – ist nicht mehr. Überbetonung von Beweismaterial, Hinweis auf die Schwere des Verbrechens – weg, alles weg. Das ist doch der letzte Scheiß. Wofür halten die uns eigentlich? Für einen Kindergartenverein?«
    »Sie sehen die Sache bloß realistisch. Ein Geständnis, das so zustande kommt, wird vom Gericht nicht anerkannt.«
    »Ja, toll. Also sollen wir sagen: ›Keine Sorge, es ist nichts Ernstes, und wir haben sowieso kaum was gegen Sie in der Hand‹? Da werden die Geständnisse nur so purzeln. Ich seh’s direkt vor mir, wie die Verdächtigen sich auf dem Rücken wälzen und sabbern vor Freude, weil sie einem netten Kerl wie mir was Gutes tun können.«
    »Ich finde, dass du überreagierst.«
    »Im Ernst? Du

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