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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Mitglied des Gemeinderats von Cargreave, und gestern Abend ruft Mary Salt, die Vorsitzende, an und spuckt Gift und Galle auf den Anrufbeantworter. Meine Mum hat ihren beiden Kindern auf die Welt geholfen. Ich kann Mary nie wieder in die Augen sehen. Meine Rücktrittserklärung habe ich ihr gerade durch den Briefschlitz geschoben.«
    Cooper kam sich allmählich vor, als stünde er vor einer fremden Haustür und suchte vergeblich nach den richtigen Worten, um eine Familie von einer Katastrophe in Kenntnis zu setzen – Vater bei Autounfall ums Leben gekommen, Teenager an einer Überdosis Ecstasy gestorben, junges Mädchen gekidnappt und tot auf die Straße geworfen. Ein Polizist lernte mit der Zeit, dass es für dergleichen nicht die richtigen Worte gab. Er brachte es einfach hinter sich und versuchte sich, so gut es ging, gegen den Sturzbach der Gefühle zu wappnen, der auf ihn niederging.
    Die Leute klammerten sich jedes Mal an ihn wie an einen Gott, der vielleicht irgendwie ihren Mann oder ihre Tochter ins Leben zurückzubringen vermochte. Bei der Ausbildung lernte man zwar, mit möglichen Reaktionen der Angehörigen umzugehen, aber was war mit den eigenen Emotionen? Sie speisten sich nicht aus einem unerschöpflichen Quell. Wenn er versiegt war, dauerte es jedes Mal ein bisschen länger, die Vorräte wieder aufzufüllen. Manchmal fürchtete Cooper sich vor dem Tag, an dem überhaupt nichts mehr nachkommen würde und er statt normaler Gefühle nur eine ausgetrocknete, rissige Oberfläche wahrnehmen würde, übel riechend und bar allen Lebens wie die Ufer des Wasserreservoirs von Ladybower nach einem langen, heißen Sommer.
    »Das verstehe ich nicht, Owen. Haben Sie denn nie eine Freundin gehabt?«, fragte Cooper.
    Der Ranger schüttelte den Kopf. »Ich weiß schon, das ist ziemlich altmodisch.«
    Altmodisch? Cooper sparte sich einen Kommentar zu dieser Untertreibung. Den meisten würde dabei wohl schlicht die Kinnlade herunterfallen. Und, pervers genug, auch dieser Punkt ließ sich gegen Owen verwenden.
    »Ich war als Teenager furchtbar scheu und unbeholfen«, sagte Owen. »Eine Beziehung aufzubauen, dazu hat’s bei mir nie gereicht.«
    »Und als Sie dann mit Ihrer Mutter allein geblieben sind? Da wäre es doch noch nicht zu spät gewesen?«
    Statt einer Antwort richtete Owen den Blick auf die Zehn Gebote. Welches von ihnen fesselte seine Aufmerksamkeit, und welche Gedanken hatte Coopers Frage ausgelöst, dass Owen so entsetzt und angewidert dreinblickte ob der Erkenntnis, was aus seinem Leben geworden war?
    Cooper ging die Reihen durch, bis er die richtige Zeile fand. Wenn es das war, was Owen durch den Kopf ging, war er zu Recht entsetzt. Sein Blick ruhte auf dem siebten Gebot: »Du sollst nicht ehebrechen.«
    »Zum Schluss hin musste ich alles für sie tun«, sagte Owen. »Ihr aus dem Bett helfen, sie waschen und anziehen, sie zur Toilette bringen, sie abwischen, füttern, ihr die Zähne putzen, sie ausziehen und wieder zu Bett bringen. In welcher Ehe sind Mann und Frau schon so eng beieinander?«
    Owen fing an zu weinen; die Tränen quälten sich wie winzige Maden über seine Wangen. »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich bin bloß froh, dass sie jetzt nicht hier ist.«
    Cooper sah von Owen weg zu den Grabsteinen, den Eiben und den laubbedeckten Friedhofswegen; er betrachtete die Dorfstraße, wo ein Lieferwagen vor der Metzgerei parkte, und blickte zu den schattigen Fenstern des weißen Hauses an der Ecke hinüber.
    »Owen?«, sagte er. »Soll ich den Schlüssel für Sie holen?«
     
    In der Kirche roch es nach frisch gewischten Fliesen. Das Licht, das von hoch oben gebrochen durch die Buntglasfenster hereinschien, erinnerte Cooper an den Viehmarkt in Edendale. Die hölzernen Kirchenstühle reihten sich aneinander wie enge Pferche für die Gläubigen, die geduldig auf ihren Abtransport ins Jenseits warteten. Fehlte nur noch, dass Abel Pilkington im schwarzen Anzug als Marktschreier auf der Kanzel stand und die verlorenen Seelen gegen Höchstgebot verscherbelte.
    »Eins muss man sagen, bei den Ermittlungen zu den Kinderpornographie-Fällen gehen sie sehr gründlich vor«, sagte Cooper. »Die beiden Typen haben letztlich den Tod eines kleinen Mädchens auf dem Gewissen. Und da könnte noch mehr sein, wovon wir nichts wissen.«
    Owen nickte. »Es tut mir ja auch Leid, was ich da angerichtet habe. Irgendwie habe ich gar nicht bedacht, welche Kreise das zieht. Ich war einfach nur weiter in meiner eigenen Welt, und in der

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