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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Division B. Noch mehr Auswärtige in unserem Revier.«
    Cooper las die lobenden Worte über Tailby und einige verklausulierte Einzelheiten zu seiner künftigen Rolle im Präsidium, überflog die Neuernennungen und kam schließlich zu der entscheidenden Passage: »In Nachfolge von Chief Inspector Maddison wird Inspector K. Armstrong zum Chief Inspector der Division B ernannt.«
    »Armstrong hat ihre Schäfchen ins Trockene gebracht«, bemerkte jemand.
    »Stimmt.«
    »Mit dem Pädophilie-Fall und den vielen Verhaftungen hat sie ordentlich Lob in der Presse geerntet.«
    »Ist ja wohl klar, oder?«
    Sie sahen sich verstohlen nach missgünstigen Lauschern um; niemand wollte sich gern bei einer politisch unkorrekten Formulierung erwischen lassen.
    »Einige werden sich sicher darüber freuen«, sagte Cooper.
    »Ja, vor allem die aus dem Schwesternclub.«
    »Wen meinen Sie damit?« Constable Gardner versuchte sich in die Gruppe zu drängen. »Sergeant Fry vielleicht? Sie und Armstrong? Da ist was im Busch, soviel ich gehört habe. Schwestern, das trifft es.«
    »Sie führen ganz offensichtlich zu viele Selbstgespräche«, sagte Cooper. Er drehte sich um und sah Diane Fry an der Ecke im Flur stehen. Ob sie alles mit angehört hatte? Sie wirkte blass und abgekämpft. Die Wunde am Wangenknochen sah böse aus, und die Stiche zogen das gerötete Fleisch unter ihrem Auge straff zusammen.
    Im nächsten Moment war sie davongeschlüpft und wieder im Schatten verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.
     
    Eine halbe Stunde später trat Diane Fry aus Inspector Armstrongs Büro und empfand eine seltsame Zufriedenheit in dem Wissen, dass mehr als nur eine Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war. Armstrong hatte ihre Entscheidung, nicht bei ihr im Team mitzuarbeiten, mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Aber Fry wusste, dass es nicht das Richtige für sie gewesen wäre. Nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
    Schwestern. Dieses eine Wort hatte schließlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie hatte hier keine Schwestern. Weder Kim Armstrong noch irgendeine ihrer Mitarbeiterinnen. Weder Maggie Crew noch eine von den anderen Frauen, denen sie in Ausübung ihres Dienstes höflich begegnen musste. Sie waren nicht ihre Schwestern, nicht einmal ihre Freundinnen, sondern einfach bloß Bekannte oder Kolleginnen. Allein die Idee einer Verschwisterung war für sie unverdaulich. Bei dieser Unterstellung kam ihr die Galle hoch.
    Fry zog die zerknitterte Fotografie aus ihrem Kredikartenmäppchen. Sie hatte nur eine Schwester, und zwar diese hier. Die junge Frau auf dem Bild würde mittlerweile eine Fremde für sie sein – so unkenntlich wie die obdachlosen Junkies in Sheffield. Ihre Beziehung existierte nicht mehr, sie gehörte der Vergangenheit an. Und doch hielt Fry die Erinnerung daran hoch.
    Behutsam steckte sie das Foto zurück. Verrückt, wohin es manche Leute unwiderstehlich zog. Das Verlangen nach Dingen, die einem nicht im Mindesten gut taten, war ihr vollkommen unverständlich.
    Schwestern? Schwestern waren wie Töchter: etwas Besonderes. Nein, gnädige Frau. Sie sind Diane Frys Schwester nicht und werden es auch nie sein.

38
    Heute machten die prähistorischen Relikte im Ringham Moor nur noch einen Bruchteil ihres einstigen Bestandes aus. Die Anwohner hatten den Wert ihrer antiken Monumente nicht immer gebührend zu würdigen gewusst. Im Lauf der Jahre war so mancher Stein aus den Grabkammern und Steinkreisen verschwunden und in die Trockensteinmauern eingebaut worden, die das Moor von den Ausläufern des Farmlands trennten. Umso ironischer mutete der Anblick der gewaltigen Haufen in den aufgelassenen Steinbrüchen an – Baumaterial, das niemand mehr wollte.
    Oben angekommen, drehte Ben Cooper sich zu Diane Fry um und hielt ihr eine Hand hin. Nach kurzem Zögern griff Fry zu und ließ sich von ihm über das letzte Stück hinaufhelfen.
    »Geht’s?«
    »Ein bisschen steif, aber ich muss wieder in Übung kommen«, sagte sie.
    »Wenn du meinst.«
    Beide hatten sie nach frischer Luft gelechzt. Cooper fühlte sich wie befreit nach den endlosen Stunden, in denen er sich im Büro durch den üblichen Papierberg gekämpft hatte, der stets nach Abschluss einer Ermittlung den ernüchternden Schlusspunkt bildete. Und auch Fry, das wusste er, hatte sich eingesperrt gefühlt in ihrem trostlosen Appartement, in dem es nichts zu tun gab, außer die Wände anzustarren und mit den eigenen Gedanken Pingpong zu spielen. Cooper hatte sich eigentlich mit

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