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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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langem Drängen aufs Band gesprochen hatte, waren Fry damals wirr und wild zusammengewürfelt erschienen. Nun kam ihr der Gedanke, dass Maggie damit am Ende lediglich sie, ihre Gesprächspartnerin, hatte zufrieden stellen wollen. Vielleicht wäre sie bei ihrem nächsten Treffen zu dem alles entscheidenden, kritischen Punkt gekommen: dem gemeinsamen Trauma, das sie womöglich dauerhaft aneinander band. Sie hätte von der Vergewaltigung erzählt, die ihr vor zwanzig Jahren eine unerwünschte Tochter beschert hatte. Zu Frys Entscheidung für eine Abtreibung hatte Maggie sich nicht durchringen können. Aber Fry hatte es im Gespräch nicht bis zu diesem Punkt kommen lassen. Sie hatte geglaubt, Maggie Crew nicht mehr zu brauchen.
    »Diane«, sagte Cooper, »was steckt dahinter, dass du deine Erinnerungen so tief begräbst?«
    Fry sah auf. »Der Wunsch, dass sie durch nichts wieder aufgerührt werden, schätze ich. Und das geht nur, indem ich alles meide, was damit zu tun hat.«
    »Ja, vielleicht.«
    Fry betrachtete ihn aufmerksam. »Geht dir irgendwas Bestimmtes durch den Kopf, Ben?«
    »Ich werde wohl von der Bridge End Farm wegziehen.«
    »Oh.«
    »Ich muss einfach weg. Es erinnert mich zu viel an die Vergangenheit, als dass ich mich da noch länger wohl fühlen könnte.«
    »Aber deine ganze Familie lebt dort.«
    »Ich kann sie ja immer besuchen. Irgendwann muss man sich auf eigene Füße stellen. Bei mir kommt das ohnehin reichlich spät. Außerdem glaube ich nicht, dass Matt und Kate allzu traurig sein werden, wenn ich ausziehe. Ich bin ihnen sicher im Weg, aber sie sind zu höflich, um es mir direkt zu sagen.«
    »Wo willst du hin?«
    Einen Augenblick lang stellte Fry sich Ben in der Grosvenor Avenue vor, Tür an Tür mit ihr in einem der kleinen Appartements.
    »Ach, ich werde schon was finden.«
    Fry nickte. Die Vision war sofort verflogen. Cooper passte ganz einfach nicht zu den abblätternden Tapeten und den schmuddeligen Teppichen.
     
    Im Augenblick stand kein Vieh auf den Weiden der Ringham Edge Farm. Die Werkzeugschuppen und die Scheunen waren ausgeräumt, das Melkhaus abgebaut. Die letzten Reste der Arbeit von Generationen waren vor drei Tagen auf der Koppel hinter dem Haus zu Schleuderpreisen an den Meistbietenden verkauft worden. Die Farmer waren gekommen und hatten die Teile gesichtet – weniger um etwas davon zu erstehen, sondern um mit eigenen Augen zu sehen, welche Bruchstücke eines Lebens übrig blieben, wenn jemand diesen Ausweg wie Warren Leach gewählt hatte. Vielleicht fragten sie sich auch, wer von ihnen wohl der Nächste sein würde. Die beiden Jungen, Will und Dougie, waren wieder bei ihrer Mutter; das Sozialamt hatte am Stadtrand von Derby eine neue Wohnung für sie gefunden. Aufs Land würde sie wohl nichts mehr zurückbringen.
    Frys veränderte Stimmung machte Ben Cooper Sorgen. Er hockte sich hin und besah den in Cellophan gewickelten Blumenstrauß, der mit einer Schnur am Stein festgebunden war. Die verblasste Schrift auf der Karte stammte von Jenny Westons Eltern. Fry beobachtete ihn aus einiger Entfernung.
    »Also, Ben«, sagte sie, »angenommen, jemand ist hier nach Maggie Crew und vor Simon Bevington vorbeigekommen. Aber wer?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Wir sind immer davon ausgegangen, dass es jemand gewesen sein muss, dem Jenny vertraute.«
    »Möglicherweise eine andere Frau.«
    »Oder ein Ranger.«
    »Ja, Diane. Aber es war kein Ranger.«
    »Ganz sicher nicht? Jenny hat den Betreffenden zu nah an sich herangelassen. Die Jacke eines Rangers hätte sie erkannt und sich sicher gefühlt. Einem Ranger hätte sie vertraut.«
    Cooper schüttelte den Kopf.
    Fry schien an irgendetwas zu kauen, das ihr Unbehagen bereitete und herausmusste.
    »In der Nacht, als ich hier war«, sagte sie, »im Steinbruch bei Calvin Lawrence und Simon Bevington. Wir werden nie nachweisen können, wer alles bei dem Überfall dabei war.«
    »Keine Chance.«
    »Aber einer von ihnen kam mir bekannt vor. Derjenige, der mich angegriffen hat. Einen Moment lang dachte ich, ich kenne ihn. Aber ich verlasse mich nicht, so wie du, auf Gefühle, sondern nur auf knallharte Beweise. Das macht das Leben mitunter ein ganzes Stück einfacher.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«, fragte Cooper.
    Fry zögerte – und schweifte dann, ganz untypisch für sie, erneut ab. »Die Person, die sich Jenny Weston näherte, hätte ein Ranger sein können, weil er ihr vertrauenswürdig erschienen wäre …«
    »Aber es

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