Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
bekommen Sie noch eine Notrufnummer, wo Sie jederzeit anrufen können.«
    Maggie brauchte einen Augenblick, um sich wieder zu fangen. »Ist denn dieser Aufwand wirklich nötig?«
    »Wir haben es jetzt mit einem Killer zu tun. Und Sie sind der einzige Mensch, der ihn identifizieren kann.«
    »Ich ziehe nicht um. Ich bleibe hier.«
    »Aber mit den anderen Schutzmaßnahmen sind Sie einverstanden?«
    »Von mir aus. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Dass Sie mich nicht bemitleiden, wenn Sie wiederkommen. Ich werde mit keinem Menschen reden, der auch nur das kleinste Fünkchen Mitleid zeigt. Haben wir uns verstanden?«
    »Aber sicher.«
    Diane Fry war froh, als sich Maggie Crew wieder abwandte. Es war ihr schwer genug gefallen, über den ersten Schock ihres Anblicks hinwegzukommen. Sie hatte sich beherrschen müssen, um sich ihr Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Dabei musste diese Frau solche Reaktionen mittlerweile gewohnt sein.
    Maggie Crews Gesicht würde nie wieder so aussehen wie früher. Das Messer hatte ganze Arbeit geleistet. Keine Schönheitsoperation würde die lange, schartige Narbe, die sich über ihren Wangenknochen spannte und ihr Gesicht wie ein Reißverschluss in zwei Hälften teilte, jemals verschwinden lassen.
    Kein Chirurg konnte die zerfetzte Haut wieder glätten, die ihren rechten Augenwinkel zerklüftete und das untere Lid nach unten zog, wodurch sich die rechte Gesichtshälfte zu einem höhnischen Grinsen verzerrte.
    Aber selbst das war nicht das Schlimmste. Noch schwerer wogen die seelischen Verletzungen, die Maggie Crew davongetragen hatte. Das erkannte sogar Fry, obwohl sie die Frau noch nie zuvor gesehen hatte. Maggie Crew war Partnerin einer Anwaltskanzlei in Matlock. Sie war eine beruflich erfolgreiche, selbstbewusste Frau, die sich ihres eigenen Wertes bewusst war. Aber nun hatte sie dieses Selbstbewusstsein verloren; ihr Bild von sich selbst war zerstört, zerstört durch das Messer, das ihr Gesicht zerfetzt hatte.
    Der Überfall auf Maggie war jetzt sechs Wochen her. Soweit man feststellen konnte, war es bei den Katzensteinen passiert, nicht weit vom Hammond Tower, keinen Kilometer von der Stelle entfernt, wo Jenny Westons Leiche aufgefunden worden war. Maggie war noch einmal davongekommen. Sie hatte es geschafft, sich aus dem Hochmoor hinunter auf ein Feld zu schleppen, bevor ihr infolge des Schocks und des Blutverlustes die Kräfte schwanden. Am nächsten Morgen war sie von einer Farmersfrau gefunden worden. Die Ärzte sagten, Maggie hätte großes Glück gehabt. Sie hätte um ein Haar das rechte Auge verloren. Fry bezweifelte, dass Maggie es ebenfalls Glück nennen würde.
    Inzwischen war die Anwältin wieder zu Hause und erholte sich. Das hieß, dass sie die ganze Zeit in dieser spartanisch eingerichteten Wohnung hockte und sich vor dem Tageslicht verkroch.
    »Eigentlich müsste ich mich wohl fürchten«, sagte Maggie.
    »Wir wollen nur vorsichtig sein. Sie brauchen sich nicht zu fürchten.«
    »Das wäre mal eine Abwechslung, selbst Angst zu haben. Normalerweise haben die Menschen heute Angst vor mir. Die meisten wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen. Sie wollen nicht über mein Gesicht reden. Wollen Sie darüber reden? Darüber, was diese Verletzung für mich bedeutet?«
    Fry zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt.«
    Maggie sah sie erstaunt an. Oder lag so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick?
    »Angeblich kann man mit einer Schönheitsoperation etwas ausrichten. Aber momentan ist es noch zu früh dafür.«
    »Ja, so etwas braucht Zeit.«
    »Gewiss, bis zu einem gewissen Grad heilt sich der Körper ja nach und nach auch selbst. Das Blut gerinnt, die Wunden schließen sich, die Haut wächst nach. Die plastische Chirurgie kann heutzutage wahre Wunder vollbringen, heißt es. Aber genauso wie früher werde ich nie mehr aussehen. Man kann das zerstörte Gewebe nicht neu aufbauen. Der Körper erinnert sich an die Verletzung. Auf irgendeine Weise wird man immer gebrandmarkt bleiben.«
    In der Akte stand, dass Maggie Crew die in einem solchen Fall angemessene Therapie bekommen hatte. Sie war regelmäßig beim Psychiater gewesen. Man hatte sie ermutigt, ihre Gefühle aufzuschreiben und sich an die Opferbetreuungsstelle zu wenden. Von der Polizei war sie in der ersten Zeit nur mit Glacéhandschuhen angefasst worden. Aber irgendwann hatte man eingesehen, dass man mit ihr keinen Schritt weiterkam. Maggie Crew wusste weit

Weitere Kostenlose Bücher