Die schwarze Hand des Todes
das Fernsehen über den Mord berichtet hat, geht der Rummel erst richtig los.«
Don macht ein entsetztes Gesicht. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder? Was wollen die Leute denn hier?«
Cooper zuckte mit den Schultern. »Erklären kann ich es auch nicht. Aber sie werden kommen.«
»Sensationstouristen«, grinste Weenink, der schon in der Tür stand. »Ganze Busladungen voll.«
»Ganz zu schweigen von der Presse und den Fernsehkameras.«
»Ach, du großer Gott.« Don sah nervös aus dem Büro nach draußen. »Damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet«, sagte er. »Ich hätte nie geglaubt, dass die Leute so sensationslüstern sind. Vielleicht rufe ich lieber meinen Boss an und frage ihn, ob ich für heute schließen kann.«
»Schließen? Wozu das denn? Mit ein bisschen Glück sind Sie heute Abend ein Fernsehstar«, spöttelte Weenink.
Don lächelte unsicher. Als sie hinausgingen, beobachtete er die Zufahrt zum Parkplatz. Er war sich immer noch nicht sicher, ob sie sich nicht vielleicht doch nur einen Witz mit ihm erlaubt hatten.
Diane Fry hatte wieder nicht daran gedacht. Von einem Mal zum anderen vergaß sie, wie hoffnungsvoll die Familie eines Opfers reagierte, wenn in der Anfangsphase der Ermittlung die Polizei vor der Tür stand. Das Vertrauen war grenzenlos, aber oft durch nichts gerechtfertigt. Was sie sich am meisten erhofften, war eine schnelle Aufklärung des Falls, das rasche Ende ihres Albtraums. Doch diese Hoffnung konnte ihnen nur selten einmal ein Polizeibeamter erfüllen.
Mr Weston harkte im Vorgarten seines Hauses in Alfreton mit abwesender Miene das Laub zusammen. Als der Polizeiwagen in die Einfahrt bog, sah er fragend herüber. Aber Inspector Hitchens konnte nur den Kopf schütteln, und Weston harkte mit wilder Verzweiflung weiter, so als ob er jedes Blatt einzeln in den Boden rammen wollte.
»Können wir Ihnen noch irgendwie weiterhelfen?«, fragte er, als sie vor ihm standen.
»Ja, Mr Weston. Es sind leider noch ein paar Fragen offen«, antwortete Hitchens.
»Da kann man wohl nichts machen. Das wird sicher fürs Erste auch nicht aufhören, nicht wahr?«
Die Westons wohnten in einer großen Doppelhaushälfte aus den Zwanzigerjahren im Pseudo-Tudorstil mit aufgedübelten schwarzen Fachwerkbalken, die keinerlei tragende Funktion hatten.
Aber das Haus war solide und gut gepflegt. Durch das Erkerfenster neben der Eichenholztür konnte Fry einen Blick ins Wohnzimmer werfen. Es war rustikal eingerichtet: gusseiserne Wandlampen in Form brennender Fackeln, ein Wagenrad mit Kerzenbirnen als Deckenlampe, ein gemauerter Kamin mit Holzscheiten auf dem Rost.
»Ich habe mir ein paar Tage freigenommen«, sagte Weston. »Ich muss mich um Susan kümmern. Der Direktor meiner Schule war sehr verständnisvoll.«
Inzwischen hatte sich auch Mrs Weston dazugesellt. Sie war blass und sah müde aus.
»Haben Sie Martin Stafford gefunden?«, fragte sie.
»Noch nicht, Mrs Weston«, antwortete Hitchens.
»Dann ist er entkommen.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn aufspüren.«
»Er hatte schon immer eine gewalttätige Ader.«
»Natürlich wollen wir ihn so schnell wie möglich ausfindig machen, um ihn als Tatverdächtigen ausschließen zu können.«
Mrs Weston starrte ihn an, als ob sie kein Wort verstanden hätte.
»Susan …«, sagte ihr Mann.
»Ich habe von Anfang an gewusst, dass er nichts taugt«, sagte sie. »Von Anfang an habe ich das Schlimmste befürchtet.«
»Ich denke, wir haben Ihnen alles über Martin Stafford gesagt, was wir wissen«, wandte sich Mr Weston an die Beamten. »Vielleicht finden Sie in Totley irgendwelche Anhaltspunkte, in Jennys Haus. Es wäre doch möglich, dass er ihr geschrieben hat.«
»Um sich wieder an sie heranzumachen«, ergänzte seine Frau.
»In Totley waren wir schon«, sagte Hitchens. »Und wir haben das hier gefunden …«
Er zeigte den Westons eine Fotokopie. Es war eher eine Notiz als ein Brief – nur ein paar Zeilen über eine Verabredung. Aber sie waren an Jenny adressiert, und der Ton ließ auf eine intimere Beziehung schließen.
Mrs Weston errötete leicht, als sie zu der Zeile mit dem Fruchtgeschmack kam. »Das ist nicht unterschrieben«, sagte sie.
»Nein«, sagte Fry. »Deshalb sind wir hier. Wir wollten Sie fragen, ob Sie die Schrift vielleicht wiedererkennen.«
»Denken Sie, die Nachricht könnte von Stafford stammen?«, fragte Mr Weston. »Datiert ist sie auch nicht.«
»Leider.«
»Ich kann mich nicht mehr richtig an
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