Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
davon. Die Kaninchen spitzten die Ohren und sahen ihn mit ihren rosa Augen verwirrt an. Auch sie hatten plötzlich Angst vor dem Unbekannten, das in der Welt draußen lauerte.
     
    Sie hörten, wie ein Wagen auf den Parkplatz rollte. Todd Weenink erstarrte und fing leise, aber heftig an zu fluchen.
    »Bloß nicht hinsehen, Ben. Gerade ist es um ein paar Grad frostiger geworden«, warnte er.
    Der Wagen, der durch die Pfützen platschte und vor dem Fahrradverleih anhielt, war ein schwarzer Peugeot. Die Scheinwerfer gingen auf Standlicht, doch die Türen blieben geschlossen. Niemand stieg aus. Unter der Motorhaube kräuselte Dampf hervor, und während er sich mit dem Nebel vermischte, wurde es Ben Cooper von Sekunde zu Sekunde kälter ums Herz.

9
    Gerade einmal eine Stunde nach dem Ende der Frühnachrichten fanden sich im Ringham Moor die ersten Neugierigen ein. Mit ihren Wagen stellten sie alle Randstreifen und Parkplätze zu und blockierten die Feldzufahrten. Nur Minuten später wanderten die Ersten von ihnen ins Moor hinauf. Die meisten kamen allein oder zu zweit, aber einige hatten auch ihre Kinder mitgebracht.
    »Seht euch bloß diese Leute an«, sagte der uniformierte Sergeant, der für die Absicherung des Tatorts zuständig war. »Wenn ich mir vorstelle, was die heute Morgen am Frühstückstisch für Gespräche geführt haben müssen. ›Heute kommt sowieso nichts Vernünftiges im Fernsehen. Was haltet ihr davon, wenn wir eine Fahrt ins Grüne machen, zu der Stelle, wo die Frau umgebracht worden ist?‹«
    Die Schaulustigen hatten sich warm angezogen, dicke Pullover, Anoraks, Stiefel und Mützen. Fotoapparate und Ferngläser hatten sie auch dabei. Sie knipsten jeden Polizisten, den sie erblickten, und das im Wind flatternde Absperrband. Aufgeregt beobachteten sie das kleine Zelt, das das Tatortteam im Kreis der Neun Jungfrauen über dem Fundort der Leiche errichtet hatte.
    An den Hauptwegen waren Beamte postiert worden, die niemanden durchließen. Aber da man sie im Moor schon von weitem erkennen konnte, dauerte es nicht lange, bis die ersten Schaulustigen auf die Idee kamen, einfach querfeldein um sie herumzugehen, während die Polizisten, die im feuchten Heidekraut nasse Hosenbeine kriegten, sich heiser schrien. Der Sergeant forderte über Funk Verstärkung an, aber es waren keine weiteren Beamten verfügbar. Die Personaldecke war einfach zu dünn.
    »›Tun Sie, was Sie können««, zitierte er aufgebracht. »Immer wieder das alte Lied. ›Tun Sie, was Sie können.«‹
    Ein junger Constable wurde regelrecht von zwei alten Damen verfolgt, die sich an seine Fersen geheftet hatten und ihn mit Fragen bombardierten. Sie zupften an seiner Uniform, tätschelten ihm den Arm und wollten wissen, ob es viel Blut gegeben hatte, wie groß das Messer des Mörders gewesen war und ob die Leiche noch in dem Zelt lag. Der Constable rief seinen Sergeant zu Hilfe. Aber der hatte schon genug damit zu tun, einem kleinen, dicken Mann in einer neongrünen Steppjacke mit der Festnahme zu drohen, weil der sich weigerte weiterzugehen. Er starrte mit fiebrigem Blick auf das Zelt und stellte immer wieder die gleiche Frage: »War sie wirklich nackt? In den Nachrichten haben sie gesagt, sie war nackt.«
    Irgendwann blieb den Beamten nichts anderes mehr übrig, als den Rückzug anzutreten und den Ring um den Tatort enger zu ziehen. Sie sammelten sich um die Lichtung und überließen den Eindringlingen den Rest des Geländes.
    »Haben denn diese Leute nichts Besseres zu tun?«, beklagte sich der Constable zum zehnten Mal. »Können sie nicht in Bakewell die Enten füttern?«
    »Das ist erst die Vorhut, Wragg. Es ist noch ein bisschen zu früh«, antwortete der Sergeant. Er hatte immer noch den neongrünen Dicken im Auge, der die Lichtung wie ein Raubvogel umkreiste.
    »Zu früh wofür?«
    »Für die echten Spinner.«
    »Die echten Spinner? Und wie würden Sie dann diese Typen hier nennen?«
    Der Sergeant zuckte mit den Schultern. »Das sind bloß ganz simple Normalbürger. Warten Sie mal ab, wenn die Pubs aufmachen. Dann geht der Zirkus erst richtig los.«
    »Mein Gott, warum lassen die uns nicht in Frieden?« Wragg befreite sich von den zupfenden Fingern der alten Damen.
    »Weil sie es spannend finden. Manche denken bestimmt auch, hier wird ein Film gedreht. Die neueste Episode vom Heidedoktor oder so. Ich glaube fast, deine zwei Schätzchen hier verwechseln dich mit dem Herzensbrecher aus der Serie.«
    »Hoffentlich sind die Kollegen von

Weitere Kostenlose Bücher