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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Büro hinter der Theke war mit allem möglichen Krempel zugestellt. Ein Mikrowellengerät und ein Computer, über dessen Bildschirm parabolische Formen glitten, Ständer mit Landkarten und Tourenführern. Es war kurz nach halb zehn, und der Verleih hatte erst seit wenigen Minuten geöffnet. Marsden begrüßte sie freundlich. Auch als sie ihm eröffneten, dass sie von der Polizei waren, tat das seiner Freundlichkeit keinen Abbruch.
    »Man hat mir gesagt, dass von Ihnen noch mal jemand vorbeikommen würde«, meinte er und gab ihnen die Hand.
    »Sie haben ja gestern schon eine erste Zeugenaussage gemacht«, begann Cooper. »Heute geht es uns darum, die letzten Wege des Opfers möglichst genau zurückzuverfolgen.«
    »Nur zu.« Don beugte sich mit einem erwartungsvollen Lächeln über die Theke.
    »Ist das die Frau, die bei Ihnen war?« Cooper zeigte ihm die Kopie eines Fotos, das ihnen Eric Weston zur Verfügung gestellt hatte. Jenny vor zwei Jahren in einem taubenblauen Hosenanzug auf der Hochzeit ihrer Cousine. Anders als die anderen Gäste auf der Gruppenaufnahme trug sie keinen Hut. Das dunkle, lockige Haar umspielte ihr Gesicht, und sie lächelte fröhlich. Sie sah so aus, als ob sie ausnahmsweise einmal Grund hatte, sich des Lebens zu freuen.
    »Aber ja. Und dazu brauche ich auch kein Foto«, sagte Don. »Ich erinnere mich an sie. Sie hieß Weston, genau. Ich habe sie hier im Register. Um Viertel vor eins hat sie ein Mountainbike ausgeliehen – wie immer. Sie war nämlich Stammkundin.«
    »Stammkundin? Wie oft kam sie denn zu Ihnen?«
    »Im Sommer ungefähr alle vierzehn Tage. An den Wochenenden dazwischen war sie vermutlich bei einem anderen Verleih, aber das ist nur so eine Vermutung von mir. Im Winter kam es auf das Wetter an. Aber wir haben jeden Tag geöffnet, außer am ersten Weihnachtstag.«
    »Dann wussten Sie also, wer sie war.«
    »Natürlich habe ich sie erkannt. Und die Namen der Stammkunden merkt man sich früher oder später auch. Ich trage sie ja erst ins Register ein und danach außerdem in den Computer. Sie müssen sich ausweisen und für das Rad eine Sicherheit hinterlegen. Zwanzig Pfund. Sie hat bar bezahlt. Wissen Sie, wohin ich das Geld …?«
    »Das wird man Ihnen wohl noch mitteilen«, sagte Cooper.
    »Okay. Es ist mir nämlich noch nie passiert, dass ein Kunde stirbt, bevor er seine Kaution wieder zurückbekommen hat. Über einen solchen Fall steht nichts in den Bestimmungen.«
    Weenink, der bis jetzt gelangweilt in den Informationsbroschüren geblättert hatte, mischte sich erstmals ein: »Hat sie sich länger hier aufgehalten?«, fragte er. »Ich meine, ist sie bloß reingekommen, hat bezahlt und sich ein Rad genommen, oder hat sie ein bisschen mit Ihnen geplaudert?«
    »Viel gesagt hat sie eigentlich nicht«, antwortete Marsden. »Sie war immer nett und freundlich. Aber sie war wohl keine von der gesprächigen Sorte. Jedenfalls nicht hier bei mir. Eher etwas reserviert. Aber so ist das nun mal heutzutage. Frauen, die allein unterwegs sind, können es sich nicht leisten, zu kontaktfreudig zu sein.«
    Es klang bedauernd. Cooper fragte sich, wie Marsden sich wohl als Interviewpartner schlagen würde, wenn erst die Reporter und Fernsehteams über ihn herfielen. Es war ein Glück, dass sie ihn befragen konnten, bevor die Kameras anrückten. Vermutlich hätte er seine Aussage später mit ein paar Farbtupfern ausgeschmückt.
    »Was wissen Sie denn sonst noch von ihr?«, fragte Weenink.
    Don schüttelte den Kopf. »Nur, wo sie herkam. Ich habe ihre Adresse hier. The Quadrant, Totley, Sheffield. Ich glaube, da bin ich schon ein-, zweimal durchgekommen. Meistens hat sie sich mit ihrem Führerschein ausgewiesen. Diese Prozedur muss jedes Mal sein. Da können wir keine Ausnahme machen, auch nicht für Stammkunden. Aber sonst – sonst weiß ich eigentlich gar nichts über sie. Höchstens, dass sie anscheinend nicht verheiratet war.«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Kann ich selber nicht genau sagen. Es war ihre ganze Art, diese Umgänglichkeit. Aber noch mehr der Eindruck, dass sie machen konnte, wozu sie gerade Lust hatte. Als ob zu Hause kein Mann und keine Kinder auf sie warten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Weenink antwortete nicht, sondern starrte den Radverleiher nur schweigend an. Das war seine wichtigste Befragungstechnik. Er hatte den stummen Zweifel zur Kunst erhoben.
    »Sie scheinen ein guter Beobachter zu sein, Don«, sagte Cooper.
    »Da könnten Sie Recht haben. Man kommt

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