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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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in erster Linie ihrer Technik. Er hätte gern gewusst, was sie wohl jetzt mit ihrer freien Zeit anstellte. In Edendale hatte sich kein Kollege mehr die Mühe gemacht, sich mit ihr anzufreunden, seit er selbst mit seinen Versuchen gescheitert war. Diane Fry schleppte irgendeine dunkle Last mit sich herum, die sie schon bei ihrer Versetzung aus den West Midlands mitgebracht hatte. Cooper mochte gar nicht daran denken, was wohl aus ihr werden würde, wenn sie mit keiner Menschenseele etwas zu schaffen haben wollte.
     
    Nachdem Fry sie entdeckt hatte, kam sie direkt auf Weenink zumarschiert. Sie nahm ihn beiseite und wechselte leise ein paar Worte mit ihm. Todd schien nicht sehr begeistert zu sein. Ein paar Sekunden später stapfte er mit verbissenem Ausdruck zum Auto und fuhr davon, ohne sich noch einmal nach seinem Partner umzusehen.
    Cooper blieb stocksteif stehen, wie ein Kind, das nicht auffallen will. Er hätte gern die Hände in die Jackentaschen gesteckt, um sie aufzuwärmen, aber er befürchtete, dass es ihm falsch ausgelegt werden würde.
    Plötzlich schossen ihm ganze Absätze aus dem Polizeilehrbuch durch den Kopf – die Stellen über Einfühlungsvermögen. Beunruhigen Sie den Verdächtigen nicht durch hastige Bewegungen. Zeigen Sie Ihre Bereitschaft, den Konflikt durch Kooperation zu lösen. So weit, so gut. Aber dann wurde es schwierig. Die Handbücher empfahlen nämlich, den Verdächtigen solange wie möglich in ein Gespräch zu verwickeln.
    Fry las sich in aller Ruhe die Aushänge im Fenster des Radverleihs durch, als ob es nichts Spannenderes gäbe als die Wetterprognose oder die Strafen für die verspätete Rückgabe eines Fahrrads.
    »Was ist los?«, fragte er. »Was ist passiert?«
    »Passiert?« Fry sah ihn an, und sofort bekam er einen knallroten Kopf. »Constable Weenink wird auf dem Revier gebraucht, das ist alles.«
    »Warum?«, fragte Cooper. »Was gibt es denn so Wichtiges, dass er mitten in einem Einsatz abgezogen wird?«
    »Tut mir Leid«, antwortete sie. »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Kannst du nicht? Heißt das, du weißt den Grund? Oder hat man es dir auch nicht gesagt?«
    »Das geht dich nichts an, okay?«
    Cooper verkniff sich eine Antwort. Er brauchte ihr gar nicht erst damit zu kommen, dass Todd Weenink schließlich sein Partner war. Die Mühe konnte er sich sparen.
    »Na schön. Na gut. Und was nun?«
    »Wir sollen doch Jenny Westons Route abgehen, oder nicht?«
    »Wir?«
    »Da ich dir deinen Freund entrissen habe, wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen. Kann man nichts machen. Hier entlang?«
    Sie wandte sich ab und steuerte auf den Rad- und Wanderweg zu. Cooper kam sich vor wie eiskalt abserviert. Während er ihr mit einem Schritt Abstand folgte, versuchte er sich vorzustellen, was wohl in ihrem Kopf vorging.
    Ihre Beziehung hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Dass er mit seinen Bemühungen, sich mit ihr anzufreunden, als sie noch die Neue im Revier war und sich sonst keiner für sie erwärmen wollte, grandios gescheitert war, lag auf der Hand. Aber daran allein konnte es nicht liegen, dass sie so allergisch auf ihn reagierte. Sie gab ihm klar zu verstehen, dass mehr dahinter steckte. So war es immer. Nichts war so einfach, wie es aussah.
     
    Während der Fahrt nach Partridge Cross hatte Diane Fry sich auf die Begegnung mit Ben Cooper vorbereitet, indem sie sich immer wieder ermahnte: »Halte ihn auf Abstand. Lass ihn nicht an dich ran.« Wenn sie sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte und so wenig wie möglich mit ihm redete, müsste es gehen. Aber als sie dann allein vor ihm stand, hatte es doch einen Augenblick gedauert, bis sie sich richtig im Griff hatte. Und natürlich war nicht im Traum daran zu denken, ihn an seinem blödsinnigen Smalltalk zu hindern, mit dem er sie schier wahnsinnig machte.
    »Heißt das jetzt, dass aus deiner Versetzung nichts wird?«, fragte Cooper. »Ist irgendwas schief gelaufen?«
    »Sie ist nur aufgeschoben, sonst nichts. Eine Panne in der Verwaltung. Ich bleibe dir also noch ein Weilchen erhalten.«
    »Gut.«
    Sie musterte ihn misstrauisch. Aber er schien es ernst zu meinen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte sie. »Es gibt viel zu tun.«
    Fry betrachtete den Fahrradverleih. Mit der Sammlung bunter Räder und dem Nebel, der noch über dem Bahndamm hing, hätte er einem Bilderbuch für Kinder entnommen sein können. Er wirkte genauso unwirklich wie alles andere in dieser malerischen Gegend, in der sie sich

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