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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Nächten zurückzusehnen. Ein schwerer Tag lag vor ihm. Asquith würde kommen. Bell würde kommen. Und Scamp würde kommen –
    fast hätte er es schon wieder vergessen. Scamp wollte Fotos für ein Fernseh-Special machen.
    Schweißgebadet setzte er sich auf.
    Neben ihm lag Maria in der Dunkelheit und schlief noch immer, aber auch sie zuckte zusammen. Sie flüsterte etwas im Schlaf, und er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Sie hustete und sprach wieder. Sie warnte jemanden oder bat ihn um irgend etwas. Ein einzelnes Wort konnte er verstehen: nein.
    Dann konnte er einen ganzen Satz verstehen, ein geflüstertes Flehen: »Tu mir nicht weh.«
    Großer Gott – wem würde es wohl einfallen, einer so hinreißend schönen Frau weh zu tun? Er wußte so wenig von der Gefährtin seiner letzten Monate. Wer hatte sie in der Vergangenheit leiden lassen? Wer immer es gewesen sein mochte, er verspürte nicht übel Lust, ihn umzubringen.
    Hamilton Speke brauchte Maria wie den Sauerstoff.
    Seine eigene Kindheit war geradezu erschreckend normal verlaufen. So voller Sonne und so folgerichtig mit der Zeitung zum Frühstück und dem Schreien und Jaulen der Katzen unter dem Fenster. Ein liebevoller, aber immer etwas distanziert wirkender Vater, ein gewitzter und verschlossener Bruder: eine Kindheit. Aber waren die Menschen denn nicht wirklich nett gewesen? Die Nachbarn hatten immer guten Tag gesagt, während sie Hundedreck wegbrachten oder ihre Ledersofas in der Zufahrt ihrer Häuser reinigten. Seine Kindheit war behütet gewesen und voller normaler Geheimnisse.
    Ein schreckliches Erlebnis allerdings hatte er nicht vergessen: Ein Mann war auf dem Rasen vor seinem Haus gestorben. Er war gerade dabei gewesen, den Rasen zu sprengen, als er plötzlich blau anlief, geradezu unglaublich blau, und dann zusammenbrach. Hamilton hatte, gerade erst fünf Jahre alt, auf dem Weg zum Bus gesehen, wie die Ambulanz mit heulenden Sirenen die Straße heraufkam. Die Laken auf der Trage waren im gleißenden Sonnenlicht so weiß gewesen, so sauber und hübsch anzusehen. Selbst noch als erwachsener Mann hatte Speke Alpträume gehabt, in denen dieser unglaublich blaue Mann den Kopf nach ihm umwandte, ihm direkt ins Gesicht sah und dann langsam, zitternd und bebend, wieder auf die Füße zu kommen trachtete, um auf ihn zuzugehen.
    Dieses Bemühen war der Punkt, an dem die Alpträume stets endeten. Der blaue Mann schaffte es nie, wirklich auf die Füße zu kommen. Es schien fast, als würden selbst Spekes Träume von seinem Gespür für das, was real war, und das, was unmöglich war, wie von einem unsichtbaren Agitator gesteuert. Einer seiner Therapeuten hatte sich an der Phrase
    ›Prinzip Realität‹ geradezu berauscht und sich sehr angetan gezeigt von Hamiltons Sinn für das, was real war. »Das findet man«, hatte der Therapeut begeistert konstatiert, »selten bei Menschen mit einer solch starken Imagination, wie Sie sie besitzen.« Asquith hatte ihn immer mit seinen ›Träumen vom blauen Mann‹ aufgezogen und gleichzeitig eingestanden, er selbst träume nie.
    Die Erinnerung an den Traum war sehr lebendig, aber sie hatte diese quecksilbrige Eigenschaft, die es unmöglich schienen ließ, ihn wirklich zu erfassen und ihn im Bewußtsein festzuhalten. Hamilton erinnerte sich deutlich an das Glitzern des blechernen Schlauchverschlusses, eines jener Endstücke an einem Gartenschlauch, die dazu dienen, einen feinen Nebel oder aber einen scharfen Wasserstrahl zu erzeugen. Der Traum hatte einen sauren Nachgeschmack, einen Lichtblitz, der ihn winseln machte.
    Er scheute sich, eine Bewegung zu machen.
    Nein, steh noch nicht auf, sagte er sich selbst. Bleib hier bei Maria und starre weiter in die totale Dunkelheit. Dann kannst du zumindest ihren Atem hören – als Trost.
    Warum nur mußte Asquith sich unter all den Tagen unter der Sonne ausgerechnet den heutigen für seinen Besuch bei ihm aussuchen?
    Es war, als habe der Mann sich gedacht: Welcher Tag könnte wohl der unpassendste sein, um aus meinem Grab zu steigen?
    Und irgendwie, indem er ein Gespür für gewisse Momente nutzte, das nur ein Verrückter wie er haben konnte, hatte Asquith den absolut unpassendsten Tag ausgesucht und es geschafft, ihn so zu verwirren, daß Speke gar nicht erst auf den Gedanken gekommen war, ihn etwa auf einen Tag in der nächsten Woche oder in eine andere Stadt im nächsten Monat zu bestellen.
    Speke legte seine Hand auf Marias Hüfte. Ihre zierliche Gestalt entzückte ihn

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