Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
des Jungen in die Höhe gleiten ließ und ein meist kurzes, aber lustvolles Spiel begann.
Asquith hatte diese Männer gemocht, auch die, die ihn angefaßt hatten, selbst jene, die ihn mit ihren schweren Händen geschlagen hatten. Lust, das lernte er schon sehr früh, bedeutete oft Schmerz. Als junger Mann hatte er diesen Effekt mit zwei oder drei anderen Männern gesucht, Männern, die nur wenig älter waren als er selbst; es war jedesmal ein Akt der Nostalgie gewesen, ein Stück Hoffnung, in der Umarmung halb betrunkener Zufallsbekanntschaften die Befriedigung aus früheren Tagen wiederzufinden, die stickige Atmosphäre seines Zuhauses, wo sich der schmierige Kaffeetisch und der Tabaksqualm in seinem Kopf mit seiner Erektion vermengt hatten.
So kam es, daß es mitunter reichte, wenn nur der Fernseher lief, und seien es lediglich die Nachrichten, um bei ihm eine Erektion hervorzurufen, denn er assoziierte Sex stets mit einem im Hintergrund laufenden Fernseher, wie ein anderer vielleicht durch den Anblick schwarzer Jeans oder eines kurzen Rocks oder auch nur durch das Rumpeln eines Busses oder das Starten eines Flugzeuges auf geheimnisvolle Weise erregt wird.
Seine Mutter war verblichen und entschwunden wie das alte gemalte Gesicht des riesigen, lachenden Eskimos, das vor langer Zeit einmal für Eisbomben geworben hatte, bis es dann eines Tages so ausgebleicht war, daß es fast schon eine Erleichterung war, als es endlich abgerissen wurde.
Sie wurde von Asquith selbst entdeckt, und zwar in einer Position, die man gemeinhin fötal nennt. Aber sie verkörperte nichts Kindliches, nichts, das Raum für Hoffnung gelassen hätte. Im Tod war sie eine Puppe, die Karikatur einer Mutter, so leer wie die Flaschen, die sie immer hinuntergetragen hatte, schäbig anzusehen, Müll.
Seine Schwester hatte ein herkömmliches Begräbnis haben wollen. Maria hatte stets auf Formen gehalten, ganz gleich, wie ängstlich, ja verängstigt sie auch geworden sein mochte. Also hatte sie Prediger angerufen, Lutheraner, Methodisten und sich eine Absage nach der anderen geholt, bis sie endlich einen Presbyterianer fanden, einen Mann mit breiten Schultern, der die Beerdigung auf einem Friedhof in einem der Außenbezirke der Stadt vornahm, was Asquith beinahe glauben ließ, vielleicht nicht an Gott, aber auf jeden Fall an die Wichtigkeit eines gepflegten Rasens. Als er zum erstenmal genug Aspirin geschluckt hatte, um die bohrenden Kopfschmerzen loszusein, war er überzeugt, den totalen Durchblick zu haben. Gott, so sah er es, war ein Rasen, gut gepflegt, weil ernährt vom eigenen Wasser, eine Fruchtbarkeit, die sich als Grün manifestierte, das aus dem Grün unter einem sonnenlosen Himmel erwuchs.
Asquith wußte, daß er und Speke dasselbe gewollt hatten. Sie wollten mehr sein, als ihr Herkommen vermuten lassen würde.
Spekes Kindheit war komfortabler gewesen, aber die schiere Normalität ihres täglichen Lebens als Jugendliche war etwas, das auf ihnen beiden gleichermaßen gelastet hatte. Sie wollten doppelt lebendig sein, im Geist und in den Liebesphantasien Fremder. Sie hatten beide Menschen einer größeren Dimension sein wollen, Männer, die, wenn sie nicht unsterblich sein konnten, doch auf jeden Fall den Horizont ihres Lebens sprengen wollten. Aber Speke hatte Erfolg gehabt, und Asquith begriff zu spät, daß nur Speke die Fähigkeit besaß, den Instinkt, ihr dreidimensionales Leben zu ertragen, ohne daran zu zerbrechen. Asquith hatte von allem Anfang an innerlich geblutet, seit Spekes erster Literaturbesprechung, seit dem Tag, an dem er zum erstenmal aus diesem Studio in San Francisco gekommen war.
Ihr Schritt war nicht zu überhören. Maria war da. Die Blätter flüsterten es, und Asquith trat vor, um sie zu begrüßen.
»Ich habe dir ein paar Kekse gebracht«, sagte sie.
Er nahm ihr den Teller aus der Hand.
Er spürte, wie sie ihn beobachtete und zögerte. »Geht es dir gut?« setzte sie schließlich hinzu.
»Ich habe mich in meinem ganzen Leben nie besser gefühlt.«
»Du siehst erschöpft aus«, sagte sie, und er wich der Berührung durch ihre Hand aus.
Es stimmte, daß eine Veränderung mit ihm vorging, ein Brodeln tief in seiner Haut. »Die Telefone funktionieren nicht mehr, stimmt’s?« sagte Asquith, während er sich ein Schokoladenplätzchen in den Mund schob.
»Du weißt, daß sie nicht mehr funktionieren. Und die Autos lassen sich nicht mehr starten.«
»Bist du jetzt böse auf mich?«
»Ich habe Angst.«
Der
Weitere Kostenlose Bücher