Die schwarze Schwesternschaft - 8
darfst eine Hand voll von Tagen nicht weiterreisen. Sie winkte Vanessa. Und deine Finger sind erfroren und deine F ü ße wohl auch. Meine Schwestern werden euch in kurzer Zeit warme Suppen und heißes Wasser bringen und euch allen einen Ort zeigen, wo ihr sicher und trocken schlafen k ö nnt. Ihre Augen richteten sich auf Jaelle, und es sah aus, als sch ä rfe sich ihr Blick vor pl ö tzlichem Interesse.
Dein Name, Tochter?
Ich bin Jaelle n’ha Melora .
Nein, dein wirklicher Name. Einmal hat diese, die mit dir spricht, im Tiefland gelebt, und sie weiß, dass eine Entsagende sich nennen darf, wie es ihr gef ä llt. Deinen Geburtsnamen, Chiya.
Meine Mutter war Melora Aillard , antwortete Jaelle. Meinen Vater erkenne ich nicht an. Bin ich ein Rennpferd, dass ich nach dem Blut von Hengst und Stute beurteilt werden soll?
Viele werden dich nach Dingen von geringerer Bedeutung beurteilen, M ä dchen. Du tr ä gst dein Comyn-Blut im Gesicht wie ein Banner.
Wenn Ihr mich als Entsagende erkannt habt, alte Mutter, wisst ihr, dass ich auf dieses Erbe Verzicht geleistet habe.
Verzicht geleistet auf die Augen in deinem Kopf, Tochter? Comyn bist du, und du hast die Donas . – sie benutzte das archaische Wort f ü r Gaben statt des ü blicheren Ausdrucks Laran – . dieses hohen Hauses. Und deine Bruder-Schwester dort? Sie wandte sich an Camilla. Warum brichst du die Gesetze deines Clans, Halbfrau? Das waren scharfe Worte, aber aus irgendeinem Grund klangen sie nicht beleidigend, wie es die Frage der blinden Pf ö rtnerin getan hatte. Willst du dieser Alten deinen Geburtsnamen anvertrauen, Entsagende?
Sie sah Camilla gerade in die Augen.
Camilla sagte: Vor einigen Jahren habe ich einen Eid geschworen, nie mehr den Namen jener zu nennen, die mich verstießen, lange bevor ich mich von ihnen lossagte. Das ist jedoch in einer anderen Zeit und in einem anderen Land geschehen. Meine Mutter stammte aus der Aillard-Dom ä ne, und in meiner Kinderzeit trug ich den Namen Elorie Lindir. Aber Alaric Lindir hat mich nicht gezeugt. Magda gelang es nur knapp, ein Aufkeuchen zu unterdr ü cken. Nicht einmal ihr, nicht einmal Mutter Lauria hatte Camilla jemals diesen Namen verraten. Dass sie ihn jetzt aussprach, zeugte von einem so tiefen und umw ä lzenden Wandel, dass Magda nicht wagte, seine Bedeutung abzusch ä tzen. Und du besitzt die Donas des Hastur-Clans? Das mag sein , erkl ä rte Camilla ruhig. es nicht. Ihr seid willkommen in diesem Haus, T ö chter. Ich weiß Die hoch gewachsene Frau neigte h ö flich den Kopf vor ihnen. F ü r diese hier mag die Zeit kommen, wieder mit euch zu sprechen, doch im Augenblick bed ü rft ihr der Ruhe und W ä rme. Teilt jenen mit, was euch sonst noch gegeben werden soll. Sie winkte die Frauen heran, die sie hergef ü hrt hatten, und gab ihnen mit leiser Stimme in ihrem eigent ü mlichen Dialekt eine Reihe von Anweisungen. Magda h ö rte nicht zu, denn Cholayna schwankte und st ü tzte sich auf sie.
Kommt mit uns , forderte eine der Frauen sie auf und f ü hrte sie von neuem durch die zugigen G ä nge und dann in ein leeres, weitl ä ufiges, widerhallendes altes Geb ä ude mit Steinfußboden und Steinw ä nden. V ö gel nisteten in den hohen Ecken, und kleine Nagetiere raschelten in dem Stroh, das die K ä lte des Fußbodens abhalten sollte. Die einzigen M ö bel waren ein paar alte B ä nke aus behauenem Stein und eine riesige Bettstatt, eigentlich nicht mehr als eine steinerne Plattform. Eine aus dem zerlumpten Haufen legte Brennholz auf den Rost und hielt ihre Fackel daran.
Hier seid ihr warm und sicher , sagte sie mit ihrem rohen Dialekt, und gleichzeitig machte sie eine ü berraschend formelle Geste. Wir bringen euch gleich warme Suppe von der Abendmahlzeit und Medizin f ü r die erfrorenen F ü ße und f ü r die Kranke. Sie ging und ließ die Freundinnen allein.
Mit dem Feuer sind sie großz ü giger gegen uns als gegen diese alte Frau, ihre Priesterin oder was sie sein mag , bemerkte Vanessa.
Nat ü rlich , sagte Jaelle. Sie sind Bergbewohner; die Gastfreundschaft ist ihnen eine heilige Pflicht. Die alte Frau, die uns willkommen hieß, hat wahrscheinlich ein Enthaltsamkeitsgel ü bde abgelegt. Uns jedoch w ü rden sie ihr Bestes geben, auch wenn ihr Bestes ein halber modriger Strohsack und eine Hand voll Nussbrei w ä re.
Jaelle, wer sind diese Leute? , fragte Vanessa.
Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wer sie auch sein m ö gen, sie haben uns heute Nacht das Leben gerettet. Wenn mir jemand
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