Die schwarze Schwesternschaft - 8
Streichholz an. In seinem winzigen Lichtkreis erschien, von dichten Schneeflocken umtanzt, ein Stiefel, dann noch einer, gefolgt von Hosenbeinen und einem K ö rper, der in eine ganze Sammlung von dicken, schweren Schals eingewickelt war. Das Gesicht dar ü ber war halb verdeckt von verfilztem, mit Eis behangenem weißem Haar, dicht und wild. Schnee lag auf den buschigen Augenbrauen.
Ihr m ü sst eure Reittiere unten lassen , sagte eine schnarrende Stimme im Dialekt des Gebirges. Kein Weg, sie hochzuschaffen. Seid ihr M ä nner oder Frauen, Fremde? Im letzten Aufflackern des Streichholzes sah Magda, dass die tief eingesunkenen Augen von einer dicken weißen Schicht verklebt waren. Trotzdem glaubte Magda im ersten Schrecken, es sei die alte Frau aus der ü berwelt.
Ich bin Jaelle n’ha Melora, eine Entsagende aus dem ThendaraGildenhaus , stellte Jaelle sich vor, und diese vier Frauen sind meine Eidesschwestern. Wir sind alle reisem ü de, und eine von uns ist krank. Wir bitten um Obdach f ü r diese Nacht.
Aye, wir werden euch aufnehmen, keine Bange , antwortete die Blinde. Wir geben sogar M ä nnern Obdach, aber sie m ü ssen im Stall bei den Tieren schlafen. Dies ist Avarras Einsiedelei, T ö chter. M ä nner werden verflucht, wenn sie einzudringen versuchen, aber ihr d ü rft nach oben kommen und gut schlafen. Wartet hier. Sie legte den Kopf zur ü ck und stieß einen langen, schrillen Ruf aus, der lange Zeit in der schneegef ü llten Luft nachhallte. Magda dachte erst, es sei ein Wort aus ihrem fast unverst ä ndlichen Dialekt. Doch sie hatte nur ein Signal gegeben. Ihm folgte ein Scharren, und dann senkte sich ein dunkler Gegenstand nieder, der an einem Seil hin und her schwankte. Es war ein großer, schwerer Korb, aus etwas ä hnlichem wie Weidenruten geflochten, und er schlug regelm ä ßig gegen die Klippenwand.
Die Blinde wies darauf.
Steigt ein, M ä dchen. Wir bringen die Tiere in den Stall. Der Korb senkte sich noch ein St ü ck tiefer, und Magda erkannte darin eine schlanke Gestalt, die wie ein halbw ü chsiger Junge wirkte, aber wahrscheinlich ein M ä dchen in den gleichen formlosen Kleidungsst ü cken wie die Frau war.
Camilla fragte: Sollte ich nicht bei den Pferden bleiben? Der Kopf der Blinden fuhr beim Klang ihrer Stimme schnell herum. Sie kam und tastete Camillas Kopf und Schultern, den hageren K ö rper ab.
He, du, bist du eine Frau? Diese H ä nde eignen sich besser f ü r ein Schwert, und du hast keine Br ü ste .
Eine Frage war damit erledigt, dachte Magda gleichm ü tig. Dies war keine versteckte Stadt der Zauberinnen; die Frau besaß kein Laran. Das Herz tat ihr weh, dass Camilla gedem ü tigt wurde, aber Camilla antwortete ruhig: Ich bin eine Emmasca, alte Mutter, schon als junges M ä dchen dazu gemacht worden. Aber ich bin als Frau geboren, und eine Frau bin ich geblieben. Gibt es an diesem Ort ein Gesetz, das einer Frau verbietet, ein Schwert zu tragen?
Hrrmmphh! Es war ein un ü bersetzbarer Laut. Magda wusste nicht, ob er Verachtung oder einfache Einwilligung ausdr ü ckte. Die H ä nde der Blinden lagen immer noch auf Camillas Schultern. Schließlich sagte sie: Nein, nein, die da oben sollen ü ber dich urteilen, mir steht es nicht zu. Steig ein. Sie zeigte auf den Korb. Das junge M ä dchen kletterte hinaus und kippte ihn, damit Camilla hineinklettern konnte. Die anderen folgten ihr. Die Blinde st ü tzte Cholayna, die nicht fest auf den F ü ßen stand, mit beiden H ä nden. Dann schickte sie wieder diesen langen, nachhallenden Schrei hinauf. Er wurde auf ä hnliche Weise von oben beantwortet, und der Korb bewegte sich aufw ä rts.
Immer wieder w ä hrend des schrecklichen Aufstiegs quietschte ein im Dunklen oben unsichtbarer Flaschenzug, ruckte das Seil, stieß der Korb schwer gegen den Fels, prallte ab und setzte seine langsame Weiterfahrt fort. Der Wind packte ihn, ließ ihn alle paar Fuß in ü belkeit erregenden St ö ßen schwanken und kreiseln. Cholayna sp ä hte mit ungehemmter Neugier ü ber den Rand und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Magda dagegen hielt sich mit beiden H ä nden am Rand des Korbes fest und vergrub das Gesicht im Mantel.
Cholayna murmelte: Faszinierend!
Magda konnte nur staunen dar ü ber, dass die Terranerin, obwohl ihr Atem immer noch rasselte, ihre Stimme schwach und zitterig war, mit Interesse verfolgte, was rund um sie geschah. Sie fl ü sterte Magda zu: Glaubst du, dass dies die Stadt der Zauberinnen ist? Ebenso leise antwortete
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