Die schwarze Schwesternschaft - 8
Aber da sie nicht allein waren, wandte sie sich Cholayna zu und sagte laut: Die anderen werden schon auf uns warten. Vielleicht bringt man das Essen nicht, bevor wir alle da sind. Deshalb m ü ssen wir wohl hinaus, aber ich k ö nnte die ganze Nacht im Wasser bleiben.
Cholayna betrachtete ihre Finger, die in dem heißen Wasser wie Trockenobst verrunzelt waren. Am Ende w ä ren wir sicher ein ganzes Teil kleiner. Sie stellte sich auf die F ü ße, und die Badew ä rterin h ü llte sie in ein Tuch. Camilla folgte ihr, und Magda sah, dass die alten Narben auf ihrem R ü cken und an ihren Seiten sich weiß von der ger ö teten Haut abhoben. Auch die W ä rterin bemerkte sie, und Cholayna ö ffnete schon den Mund zum Sprechen. Magda konnte sie beinahe h ö ren: Im Namen der geheimen G ö tter, was ist denn mit dir passiert? Dann kam ihr zu Bewusstsein, dass weder Cholayna noch die W ä rterin ein Wort gesagt hatten. Wieder hatte sie unausgesprochene Gedanken aufgefangen.
Widerstrebend verließ Magda das Becken und wickelte sich in das dicke Handtuch, das die W ä rterin ihr reichte. Es war ein herrliches Gef ü hl, von der Unterw ä sche an saubere Kleidung zu tragen.
Und jetzt etwas von dem gebratenen Huhn und vielleicht auch von dem Bergwein, den Jaelle erw ä hnte.
Cholayna sch ü rzte die Lippen. Ich m ö chte nicht die besorgte Pflegemutter spielen, Magda, aber wenn du wirklich eine Gehirnersch ü tterung hast, solltest du keinen Wein trinken. Was macht dein Kopf?
Obwohl das heiße Wasser die Halsmuskeln entspannt hatte und sie sich viel besser f ü hlte, musste Magda zugeben, dass die Kopfschmerzen noch vorhanden waren, ein dumpfes, hartes H ä mmern trotz der Tabletten.
Camilla sagte: Sie hat Recht, Margali, du solltest dich wirklich an Tee und Suppe halten, bis wir sicher sind, was mit deinem Kopf ist. Magda, die sich gerade vorsichtig den Pullover ü ber die pochende Beule auf ihrem Sch ä del zog, zuckte die Schultern.
Dann muss ich mich mit warmem Essen und guter Gesellschaft begn ü gen. Gl ü ckliche Vanessa, sie hat sich nur den Kn ö chel angeschlagen, da kann sie sich einen Kater leisten, wenn sie will. Ich h ä tte wirklich gern ein Glas Wein, aber ich beuge mich eurem medizinischen Wissen.
Es war ein Schock, wieder in die K ä lte hinauszugehen. Der heftige Wind hatte den Schnee zu hohen Wehen zusammengetrieben. Sie eilten den engen Weg zwischen den H ä usern entlang. An manchen Stellen reichte der Schnee ü ber den Rand ihrer Stiefelsch ä fte und ließ ihre eben erst erw ä rmten F ü ße zu Eis erstarren. Voll Freude sahen sie in der ihnen zur Verf ü gung gestellten Scheune ein Feuer lodern. Der Raum war so groß, dass er nicht warm zu bekommen war, aber wenigstens waren sie aus dem Wind heraus. Vanessa und Jaelle hatten die Betten hergerichtet. Es sah alles sauber und einladend, beinahe heimatlich aus, obwohl es mit den Pferden und Chervines am anderen Ende kaum ihrem Zuhause glich. Ein großer Vorrat Heu war f ü r die Tiere gebracht worden, und es erf ü llte die Scheune mit seinem gesunden Geruch. Sogleich erschien ein Zug von Frauen mit Sch ü sseln und dampfenden Platten. Außer dem Huhn gab es eine gebratene Chervine-Keule in einer brutzelnden Schicht aus duftendem Fett, in Wein gekochtes Rabbithorn, lange Brotlaibe, noch warm vom Ofen, reichlich Butter und Honig, einen leckeren Topf Pilze, langweilige, aber nahrhafte gekochte Weißwurzeln und die versprochene Rotbeerensoße.
Das nenne ich ü ppig! , rief Cholayna aus.
Es steht uns auch zu. Genieße es. Wir haben genug daf ü r bezahlt , sagte Jaelle. Sie setzten sich auf ihrem Gep ä ck im Kreis zusammen und hieben mit guten Appetit ein – alle außer Cholayna. Die ä ltere Frau aß etwas von den gekochten Weißwurzeln, sie probierte und lobte die Rotbeerensoße, doch nach einem tapferen Versuch, das St ü ck Gefl ü gel zu essen, das Jaelle f ü r sie abgeschnitten hatte, wurde sie blass und schob den Teller zur Seite.
Was ist los, Comi’ya? , fragte Camilla.
Cholayna sagte schwach: Es sieht . es sieht immer noch zu sehr wie . wie das lebende Tier aus. Es tut mir Leid, ich . ich habe mir M ü he gegeben. Wenn es nur ein . ein Riegel oder eine Schnitte ist, bringe ich es hinunter, aber . aber das ist ein Fl ü gel!
Du brauchst das Protein , hielt Vanessa ihr vor. Nimm dir von den Notrationen. Allein von Pilzen und Rotbeerensoße kannst du nicht leben.
Es tut mir Leid , entschuldigte Cholayna sich noch einmal und suchte den Packen heraus,
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