Die schwarze Schwesternschaft - 8
in dem sich die terranischen Rationen befanden. Das war im Außendienst verboten, damit kein unbefugter Beobachter die offenkundig fremdartigen Verpackungen zu sehen bekam. Magda brachte es jedoch nicht ü bers Herz, Cholayna Vorw ü rfe zu machen; sie sah zu krank aus. F ü r Cholayna waren es ein paar schwere Tage gewesen, und Magda sagte sich, wenn man streng nach den Vorschriften des Nachrichtendienstes ging, war auch die elastische Binde um Vanessas Kn ö chel eine ü bertretung.
Andererseits, wenn nicht einmal die Leiterin des Nachrichtendienstes auf Darkover ein Gesetz brechen kann, was ü brigens nie jemand erfahren wird .
Lass nur , sagte Camilla gerade, trink wenigstens etwas Wein. Er ist sehr gut. Knauserig werden wir hier nicht versorgt, das muss ich schon sagen! Shaya, wie ist das – in Nevarsin gibt es kein Gildenhaus, nicht wahr?
Ach du meine G ü te, nein! , lachte Jaelle, hob ihren Weinbecher und ließ ihn sich zum dritten Mal f ü llen. Keitha redete davon, dort eins zu gr ü nden, erinnerst du dich? Da ist eine Herberge, in der vor Jahren ein paar Frauen wohnten, solange sie die alten Manuskripte des Klosters von Sankt Valentin kopierten, aber man kann sie kaum ein Gildenhaus nennen. Warum, Camilla?
Wir haben eine Botschaft erhalten. Sie berichtete ü ber Calisu’, ihren Ohrring und die ihr aufgetragenen Worte. Jaelle runzelte die Stirn.
Offenbar hat Rafi gedacht, es w ü rde mir etwas sagen, aber – oh, warte! , unterbrach sie sich. Als wir M ä dchen waren und mit Kindra reisten, kehrten wir in einem bestimmten Haus dort ein. Es war kein Gasthaus; in den Hellers k ö nnen Frauen ein Gasthaus nur aufsuchen, wenn sie von ihrem Mannsvolk schicklich eskortiert werden. Die Besitzerin war eine alte Frau, die Lederjacken und stiefel zum Verkauf herstellte – dort habe ich gelernt, Handschuhe und Sandalen zu machen.
Ach ja, nat ü rlich , fiel Camilla ein. Ich war auch einmal dort, und eins der jungen M ä dchen lehrte mich, Handschuhe mit Perlen zu besticken! Ich erinnere mich an die alte Betta und alle ihre M ü ndel und Pfleget ö chter!
Sie nahm alle Waisenm ä dchen auf, die sie in der Stadt fand, und unterrichtete sie in ihrem Handwerk. Aber statt sie zu verheiraten, wie es tugendhafte Cristofero-Matronen mit ihren weiblichen Lehrlingen tun, ermutigte Betta sie, sich auf eigene F ü ße zu stellen. Manche heirateten trotzdem, aber andere sind immer noch im Gesch ä ft und leben im Haus ihrer Pflegemutter, und ein paar hat die alte Betta mit uns nach S ü den ins Gildenhaus ziehen lassen. Kindra sagte immer, wenn es in Nevarsin ein Gildenhaus g ä be, m ü ssten wir Betta die Leitung ü bertragen. Sie ist inzwischen gestorben, aber vier ihrer Adoptivt ö chter f ü hren den Betrieb weiter, und Gildenfrauen sind dort immer willkommen. Nat ü rlich wird Rafi bei ihnen wohnen.
Sie leerte den Weinbecher, sah sehns ü chtig die Flasche an und seufzte.
Oh, mach sie leer, wenn du willst , lachte Camilla. Du kannst Margalis Anteil mittrinken.
Ja, nimm ihn dir , stimmte Magda zu. Der Kopf drehte sich ihr, obwohl sie den Wein nicht anger ü hrt hatte. Jaelle schob die Flasche entschlossen weg.
Ich h ä tte morgen schlimmere Kopfschmerzen als sie, wenn ich noch mehr tr ä nke. Fast schlafe ich schon im Sitzen ein. Gehen wir zu Bett.
Tats ä chlich waren die Sch ü sseln so gut wie leer. Die Knochen des Brathuhns waren abgenagt, und nichts als ein paar Fettbr ö sel waren auf der Platte zur ü ckgeblieben, auf der die Chervine-Keule gelegen hatte. Nach dem anstrengenden Tag, dem Bad und der schweren Mahlzeit war Magda ü berzeugt, dass sie heute Nacht alle gut schlafen w ü rden. In ihrem Kopf h ä mmerte es immer noch, und sie schwankte, als sie aufstand, um zu ihrem Schlafsack zu gehen. Camilla protestierte: Sollen wir keine Wachen aufstellen? Vanessa g ä hnte herzhaft. Ich wache nicht. Das w ä re ja eine Beleidigung f ü r diese gastfreundlichen guten Leute. Ich lege mich jetzt – ein neues G ä hnen unterbrach ihren Satz schlafen. Jaelle, die sich gerade die Stiefel auszog, sah mit ernstem Gesicht zu Camilla hoch. Glaubst du wirklich, wir sollten Wache halten, Tante? Sie benutzte die z ä rtliche Anrede ihrer Kinderzeit, die Camilla ein L ä cheln entlockte. Sie antwortete jedoch: Ich halte es f ü r richtig. Selbst wenn die meisten von diesen Leuten gut, vertrauensw ü rdig und gastfreundlich sind, ist es m ö glich, dass sich Schurken in ihrer Mitte befinden. Ich werde die erste Wache selbst
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