Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Richard-III.-T-Shirt. Er zog sich und ihr einen Stuhl heran.
»Was soll das Ganze hier, Mike?«, fragte Diane.
Er griff nach einigen Unterlagen auf seinem Schreibtisch.
»Neva hat mir erzählt, dass der Staatsanwalt sie und die anderen angewiesen hätte, nicht mit Ihnen zu reden und Ihnen auf keinen Fall den Tatortbericht zu zeigen.« Er grinste. »Natürlich hat er ihr nicht verboten, mit mir zu reden, oder mir, Ihnen deren Notizen zu zeigen.«
Das sah Dianes Team ähnlich. Bei solchen Gelegenheiten musste man ihnen ganz genau erklären, was sie nicht tun sollten, sonst fanden sie immer ein Hintertürchen, wenn sie ihr dadurch einen Gefallen tun konnten. Sie griff grinsend nach den Papieren. »Mein Team kann ja manchmal ganz schön raffiniert sein.«
»Das kann man wohl sagen. Sie machten sich diese Notizen und gaben sie mir, bevor sie mit dem Staatsanwalt sprachen. David war sich sicher, dass er ihnen verbieten würde, Sie zu informieren. Er hatte recht.«
Diane musste lachen. »David sollte ein Handbuch für Paranoiker verfassen.«
»Jin wollte Sie noch wissen lassen, dass er Garnett nur äußerst ungern informiert hat«, sagte Mike.
»Er musste das tun«, sagte Diane. »Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als er das Blut identifiziert hatte.«
»Trotzdem macht ihm das schwer zu schaffen«, sagte Mike. »Er meint, Sie hätten ihm doch dieses DNA-Labor eingerichtet, und der erste Mensch, der dadurch in Schwierigkeiten gerate, seien jetzt ausgerechnet Sie.«
Diane schüttelte den Kopf und lächelte. »Er hat richtig gehandelt.«
Sie überflog die erste Seite. David hatte darauf in seiner klaren Handschrift aufgelistet, was man in ihrem Apartment gefunden hatte. Da war als Erstes das Blut. Es war eindeutig das von Clymene. Jin hatte die gesamte Lache untersucht und auch Proben von Dianes Kleidung genommen. Das gesamte Blut gehörte Clymene – und es war frisch. Die Blutspur führte aus Dianes Wohnung über die Hintertreppe nach draußen zu Dianes Wagen. Auch in dessen Kofferraum hatte man ihr Blut samt einem von Dianes gezackten Küchenmessern gefunden. Dieses war mit Kerosin gesäubert worden.
Darüber hinaus hatten sie bisher keine verwertbaren Spuren entdeckt. Die Polizei war mit dem Handy von einem Mann alarmiert worden, der angab, ein Nachbar zu sein. Dagegen behaupteten alle Nachbarn, dass sie vor der Ankunft der Polizei nichts gehört hätten. Außerdem befanden sich in Dianes Blutprobe Spuren eines Schlafmittels. Die Dosis war nicht sehr hoch, genügte aber, um sie gut schlafen zu lassen. Allerdings hatte man in ihrer Wohnung kein Behältnis mit Barbituratspuren und auch keine Pillen gefunden.
Als Diane die nächste Seite anschaute, stockte ihr der Atem. Es war der Bericht über den Tatort im White County, den Neva und Jin am Tag zuvor untersucht hatten. Die Leiche dort war Reverend William Rivers.
»Oh nein!«, rief Diane aus. »Sie hat ihn umgebracht.«
Diane las Nevas Notizen aufmerksam durch. Rivers war in seiner Garage neben seinem Auto gefunden worden. Stumpfe Gewalteinwirkung auf den Hinterkopf. Ein einziger Schlag. Am Tatort wurde sonst nichts gefunden. Keine ungeklärten Spuren auf dem Körper. Kein Anzeichen dafür, dass Clymene ihn getötet hatte. Trotzdem war sich Diane dessen sicher. Immerhin war er am Tag ihrer Flucht umgebracht worden. Eine Sache war interessant: Neva hatte herausgefunden, dass jemand das Auto mit dem Staubsauger gereinigt hatte. Der Staubsaugerbeutel fehlte.
Diane hatte bei all der Aufregung das Verbrechen im White County völlig vergessen gehabt. Ihr wurde erst jetzt bewusst, dass Jin und Neva die ganze Nacht kein Auge zugemacht haben konnten.
»Also gut«, sagte Diane, als sie alles durchgelesen hatte. »Dann hole ich mir mal meine Abreibung ab.« Sie stand auf und reichte Mike die Papiere. »Die sollten Sie besser verbrennen.«
Mike lachte. »Ich esse sie auf, nachdem Sie gegangen sind.« Er hörte zu lächeln auf. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. »Kann ich noch etwas tun?«
»Was schwebt Ihnen vor?«, fragte Diane und lächelte ihn an.
»Wir könnten zusammen weglaufen. Ich kenne einige wunderbare exotische Plätze.« Er grinste wieder.
Mike tat immer so, als ob er ihr ernsthaft den Hof machen wollte. Diane glaubte das allerdings nicht. Sie hielt es eher für einen freundschaftlichen Flirt. Sie ging niemals darauf ein, und er beließ es bei eher spaßigen Bemerkungen. Darüber war sie ausgesprochen froh, da sie weder Neva
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