Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
andere?«
    »Weil ein Kind Purpur trägt«, erwiderte Saetan mit einem kalten Lächeln. »Sie haben nicht die leiseste Ahnung, dass das andere Kind überhaupt irgendwelche Juwelen trägt.«
    »Aber das dürfte bei der blonden Lady doch kaum zu übersehen sein.«
    Saetan schüttelte den Kopf. »Oh, doch. Sie hat ihre Juwelen noch nie getragen und bei den einfachen Formen der Kunst schneidet sie erbärmlich ab. Wenn sie ihrer Familie
gegenüber nicht über die kreative Art ihres Umgangs mit der Kunst spricht, können sie gar nicht wissen, dass sie überhaupt irgendetwas kann.« Er spürte einen eiskalten Stich zwischen den Schulterblättern. »Außer sie haben ihr einfach keinen Glauben geschenkt«, fügte er leise hinzu, indem er sich entsann, was Jaenelle über das Schattenreich gesagt hatte. Er beschloss, sich zu einem späteren Zeitpunkt mit diesem Gedanken zu beschäftigen, und blickte auf seine leere Tasse. »Dieses Zeug schmeckt scheußlich, aber meinem Kopf hilft es. Kann ich vielleicht noch eine Tasse bekommen?«
    »Jederzeit«, antwortete Geoffrey mit einer Spur Belustigung in der Stimme, während er den Klingelzug betätigte. »Besonders, wenn es scheußlich schmeckt.«
    Nachdenklich strich Saetan sich mit den Fingern übers Kinn. »Geoffrey, du bist nun schon seit sehr, sehr langer Zeit der Bibliothekar des Bergfrieds und weißt wahrscheinlich mehr über die Blutleute als wir alle zusammen. Hast du jemals davon gehört, dass sich jemand spiralförmig nach unten bewegt, um die Tiefe seiner Juwelen zu erreichen?«
    »Nach unten? Spiralförmig?« Einen Augenblick überlegte Geoffrey, bevor er den Kopf schüttelte. »Nein, aber das heißt nicht, dass es unmöglich ist. Frag am besten Draca. Im Vergleich zu ihr befindest du dich noch in der Kinderkrippe und ich bin bloß ein junger Spund.« Er spitzte die Lippen und legte die Stirn in Falten. »Vor langer Zeit habe ich einmal etwas über die großen Drachen aus den Legenden gelesen, in einem Gedicht, glaube ich. Wie lautete der Vers doch gleich? ›In einer Spirale schrauben sie sich abwärts in die Dunkelheit ...‹«
    »› ... und fangen die Sterne mit ihrem Schweif.‹« Die Tasse vor Saetan verschwand, als Draca eine neue vor ihn stellte.
    »Genau, das ist es!«, meinte Geoffrey. »Saetan wollte eben wissen, ob es den Blutleuten möglich ist, sich spiralförmig bis nach unten zu ihrem Kern zu bewegen.«

    Draca wandte den Kopf, wobei die langsame, bedächtige Bewegung mehr von hohem Alter als von Anmut zeugte, und richtete ihren Reptilienblick auf Saetan. »Das ... sss ... möchtest du begreifen?«
    Saetan sah in die uralten Augen und nickte zögerlich.
    »Leg das ... sss ... Buch beiseite«, forderte Draca Geoffrey auf und wartete, bis ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden galt.
    Ein quadratisches Aquarium voll Wasser erschien auf dem Tisch, dessen Seiten etwa so lang wie Saetans Arm waren. Langsam schob Draca die Hände aus den langen Ärmeln ihres Gewandes und öffnete eine lose geballte Faust über dem Aquarium. Winzige Ringe von der Art, die Frauen als Schmuck an ihren Kleidern trugen, fielen ins Wasser und trieben an der Oberfläche. Die Ringe hatten dieselben Farben wie die verschiedenen Juwelen.
    In der anderen Hand hielt Draca einen glatten, eiförmigen Stein, der an einer dünnen Seidenschnur hing. »Ich zeige euch, wie die Blutleute ihr inneres ... sss ... Netz erreichen, den Kern ihres ... sss ... Selbst.« Langsam und ruhig ließ sie den Stein im Wasser versinken, bis er wenige Zentimeter über dem Grund des Aquariums schwebte. Dabei war sie so behutsam vorgegangen, dass es keinerlei Wellen gab und die Ringe weiter auf der unbewegten Oberfläche trieben.
    »Wenn der Abstieg in den Abgrund oder das ... sss ... Auftauchen von dort langsam erfolgt«, sagte sie, indem sie den Stein wieder gen Oberfläche zog, »ist es eine persönliche Angelegenheit, eine Einkehr ins ... sss ... eigene Selbst. Diejenigen um einen herum werden nicht gestört. Sollten Wut, Angst oder große Not einen schnellen Abstieg zum Kern nötig machen, um Kraft zu ... sss ... sammeln und dann wieder aufzusteigen ...« Sie ließ den Stein in das Aquarium fallen, bis die Schnur gespannt war und er knapp über dem Boden hing.
    Schweigend beobachteten Saetan und Geoffrey, wie die
Wellen, die an der Wasseroberfläche entstanden waren, immer weitere Kreise zogen und schließlich die Wände des Aquariums erreichten. Die Ringe tanzten auf dem unruhigen Wasser.
    Rasch riss Draca

Weitere Kostenlose Bücher