Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
einem leichten Beben in der Stimme. »Nein, ich möchte sie nicht im Verzerrten Reich wissen.«
»Dann ...« An der Tür ertönte ein leises Klopfen. Saetan und Andulvar tauschten einen Blick aus, woraufhin Andulvar die Stirn in Falten legte und Saetan möglichst nichtssagend dreinblickte. »Herein!«
Beide Männer erstarrten, als Jaenelle das Zimmer betrat.
Die Art, wie sie die Schultern hielt, war ihnen Warnung genug.
»Höllenfürst«, sagte sie, indem sie Saetan mit einem majestätischen Nicken bedachte. »Prinz Yaslana.«
»Ein bisschen formell heute, Gör?«, meinte Andulvar mit gutgelaunter Schroffheit.
Saetan presste halb bestürzt, halb dankbar die Lippen zusammen. Man konnte keinem Eyrier nachsagen, dass er die offene Konfrontation scheute. Allerdings ließ es ihn misstrauisch werden, dass Jaenelle nicht auf Andulvars Worte einging.
Stattdessen wandte sie sich Saetan zu und sah ihn mit ihren saphirnen Augen an, bis er das Gefühl hatte, sich nicht mehr rühren zu können. »Höllenfürst, ich möchte dir eine Frage stellen und nicht zu hören bekommen, dass ich zu jung für die Antwort bin.«
Ein Blick in Andulvars Richtung zeigte Saetan, dass sein Freund offensichtlich Kräfte sammelte für den Fall, dass er gebraucht wurde. »Deine Frage, Lady?«
»Was bedeutet der Ausdruck rasiert zu werden ?«
Andulvar musste ein Keuchen unterdrücken, während Saetan das Gefühl hatte, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und meinte leise: »Er bedeutet, die Genitalien eines Mannes zu entfernen.«
Einen Moment lang wirkte es, als würde sich mitten in Saetans Arbeitszimmer ein Gewitter zusammenbrauen. Er wagte es nicht, den Blick von Jaenelles Augen zu nehmen aus Angst, er könnte etwas von dem verpassen, was sich an ihnen ablesen ließ.
Schon nach kurzer Zeit wurde ihm schlecht davon.
Im Anschluss an den Wutausbruch konnte er beobachten, wie sie nachdachte, etwas abwog und dann eine Entscheidung traf. Obwohl er bereits wusste, was sie als Nächstes sagen würde, fürchtete er sich davor, die Worte zu hören.
»Bring es mir bei.«
»Jaenelle!«
Sie hob eine Hand. Nicht einmal der Dämonenprinz würde sich diesem gebieterischen Befehl, still zu sein, widersetzen. »Höllenfürst?«
Er fühlte sich unendlich leer und ausgetrocknet. »Es gibt zwei Arten«, meinte Saetan steif. »Die leichtere setzt ein gewisses Geschick mit dem Messer voraus. Außerdem muss man dazu in Körperkontakt mit dem betreffenden Mann treten. Die andere Art ist subtiler, setzt jedoch die Kenntnis der männlichen Anatomie voraus, um wirksam zu sein. Welche Methode möchtest du erlernen?«
»Beide.«
Saetan wandte den Blick ab. »Gibst du mir bis morgen, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen?«
Jaenelle nickte. »Höllenfürst. Prinz Yaslana.«
Sie blickten ihr nach, als sie den Raum verließ. Eine Zeit lang sagte keiner etwas, und sie vermieden es beide, dem anderen in die Augen zu sehen.
Schließlich meinte Andulvar angespannt: »Du wirst es tun, ja?«
Saetan lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen, während er sich die Schläfen massierte, um die stechenden Kopfschmerzen zu lindern, die er auf einmal hatte. »Ja, das werde ich.«
»Du bist verrückt!«, brüllte Andulvar und sprang aus seinem Sessel auf. »Sie ist erst zwölf, Saetan! Wie soll sie begreifen, was es für einen Mann bedeutet, rasiert zu werden? «
Langsam öffnete Saetan die Augen. »Du hast ihre Augen nicht gesehen. Sie ist sich bereits über die Folgen einer Rasur im Klaren. Deshalb möchte sie lernen, wie man es tut.«
»Und wer wird ihr erstes Opfer sein?«, fauchte Andulvar ihn an.
Saetan schüttelte den Kopf. »Die Frage, mein Freund, lautet, warum es ein Opfer geben wird. Und wo?«
5Terreille
A ls Surreal merkte, was für eine Art Fest es werden würde, war sie versucht, ihrem Begleiter zu sagen, dass sie wieder gehen wollte. Doch sie hatte ihm das Versprechen, sie zu einer Winsolfeier mitzunehmen, unter derart aufwühlenden – und überzeugenden – Umständen abgerungen, dass sie ihm keinen Vorwand geben wollte, einen Rückzieher zu machen. Bei anderer Gelegenheit wäre es amüsant gewesen, sich an seiner nervösen Großspurigkeit zu weiden, während er versuchte, den Unbekümmerten zu spielen, obgleich der Name seiner Begleiterin niemals in einer Familie guten Rufes genannt wurde – jedenfalls nicht, solange die Frauen in Hörweite waren. Doch das hier... Am liebsten
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