Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Hexensabbats abwechselnd den Kontrollring ersten Grades tragen zu lassen, damit sie sich daran gewöhnen konnten, mit einem derart starken Mann umzugehen – selbst wenn er viel zu weit entfernt war. Weniger glücklich war jedoch der Umstand, dass ausgerechnet ihre Lieblingshexe, die so viel Potenzial an den Tag gelegt hatte, heute an der Reihe gewesen war.
Da der Körper, in dem sich die Hexe jedoch nicht mehr befand, noch lebendig war, würde Dorothea ihn noch ein wenig behalten müssen, damit die anderen nicht merkten, wie wenig sie ihr im Grunde bedeuteten. Ein oder zwei Monate sollten genügen. Selbstverständlich würde die Hexe würdevoll und in allen Ehren, ganz im Einklang mit ihren Juwelen und ihrer gesellschaftlichen Stellung, beerdigt werden.
Dorothea erschauderte. Sadi war irgendwo da draußen, ohne dass sie die geringste Möglichkeit hatte, ihn im Zaum zu halten. Sie konnten versuchen, den eyrischen Mischling als Köder zu benutzen, um ihn zurückzulocken, doch Yasi war so wunderbar in Pruuls Salzminen aufgehoben und es wäre eine Schande, ihn dort herauszuholen, bevor er nicht ausreichend an Körper und Geist gebrochen war. Abgesehen davon bezweifelte sie, dass selbst der Eyrier diesmal als Köder ausreichen würde.
Die Wohnzimmertür öffnete sich und im Rahmen erschien die Gestalt mit der ins Gesicht gezogenen Kapuze.
»Du hast nach mir geschickt, Schwester?«, sagte Hekatah, ohne zu versuchen, den Ärger in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie warf dem kleinen Tisch, auf dem wider Erwarten keine Blutkaraffe stand, einen vielsagenden Blick zu. »Es muss wichtig sein, wenn du nicht einmal an eine armselige kleine Erfrischung gedacht hast.«
»Ja, das ist es.« Du Knochenhaufen. Parasit! Ganz Hayll schwebt in Gefahr. Ich schwebe in Gefahr! Ohne sich ihre Gedanken anmerken zu lassen, ließ Dorothea einen Brief durch die Finger gleiten. »Von Greer.«
»Ah«, meinte Hekatah, die sich nicht bemühte, ihre Neugier zu unterdrücken. »Es gibt Neuigkeiten?«
»Besser noch«, antwortete Dorothea langsam. »Er schreibt, er habe einen Weg gefunden, dein kleines Problem zu lösen.«
12Terreille
G reer saß auf dem mit weißen Laken bezogenen Bett in einem von Briarwoods Privatgemächern, die Überreste seiner guten Hand im Schoß.
Es hätte schlimmer kommen können. Wenn jener hinkende Stallbursche nicht mit dem Messer ausgeholt und ihm den kleinen Finger durchtrennt hätte, sodass dieser nur noch an einem Hautfetzen hing, hätte Greer niemals den Kontrollring rechtzeitig abbekommen, als Sadi den Ring des Gehorsams zerbrach. In dem Augenblick, als Greer gespürt hatte, wie Schwarz explodierte, hatte er sich den Finger abgerissen und weit von sich geworfen. Ein Wächter, der etwas auf sich zufliegen gesehen hatte, hatte instinktiv danach gegriffen und die Hand darum geschlossen.
Welch Narr. Welch unglaublicher Narr.
Da der Ring des Gehorsams zerstört war und es sich nicht abschätzen ließ, ob Sadi sich im Laufe dieser Anstrengung verletzt hatte, war Greer auf der Stelle nach Briarwood geeilt, wo man ihn verarztete, ohne unangenehme Fragen zu stellen. Außerdem war es der einzige Ort, an dem der Sadist nicht blind zuschlagen würde. Hier konnten sie noch einen gewissen Einfluss auf ihn ausüben – zumindest noch ein paar Stunden lang. Danach würde Greer sich auf dem schnellsten Wege nach Hayll machen, zu Dorotheas Hof, um in der dortigen Menschenmenge unterzutauchen. Briarwood und seine Schirmherren würden dann immer noch hier sein, um Sadis Rachedurst zu stillen.
Greer legte sich auf das Bett und ließ sich von den Schmerzmitteln in den dringend nötigen Schlaf lullen. In wenigen Stunden würde das kleine Problem der Dunklen Priesterin aus der Welt geschafft sein, und Sadi ...
Sollte der Bastard ruhig schreien.
13Hölle
S aetan machte eine weitere ziellose Runde durch sein privates Arbeitszimmer.
Er starrte Cassandras Porträt an.
Dann heftete er den Blick auf das Verworrene Netz, das er vor kurzem vollendet hatte, auf die Warnung, die ihn eventuell zu spät ereilt hatte.
Ein inneres Netz, das immer noch intakt war. Ein zerschmetterter Kristallkelch. Und Blut. So viel Blut.
Er war nie in Jaenelles Privatsphäre vorgedrungen. Wider besseres Wissen, entgegen all seiner Instinkte war er niemals in ihre Privatsphäre eingebrochen. Doch jetzt ...
»Nein«, sagte er mit gedämpfter Boshaftigkeit in der Stimme. »Du wirst mir meine Königin nicht wegnehmen. Du wirst mir nicht meine Tochter
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