Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Jahren, doch die Falten, die Krankheit und Verzweiflung in sein Gesicht gezeichnet hatten, waren weicher geworden, wohingegen sich die Lachfältchen vertieft hatten.
Er wandte sich von dem Spiegel ab und schlenderte die Galerie im zweiten Stock entlang. Sein verletztes Bein wurde immer noch steif, wenn er es zu lange beanspruchte, doch auf den verfluchten Spazierstock war er nicht länger angewiesen. Jaenelle war ihm in mehr als einer Hinsicht eine Stärkung.
Als er die Treppe hinabstieg, die in das informelle Empfangszimmer führte, sah er eine große, schlanke Frau, die ihn aus zusammengekniffenen Augen betrachtete. Gleichzeitig bemerkte er den Schlüsselbund an ihrem Gürtel und dachte erleichtert, wie einfach es gewesen war, die derzeitige Haushälterin zu finden.
»Guten Tag«, sagte er freundlich. »Bist du Helene?«
»Und wenn?« Sie verschränkte die Arme und wippte mit dem Fuß.
Nun, mit offenen Armen empfangen zu werden, hatte er nicht erwartet, aber trotzdem... Er schenkte ihr ein Lächeln. »Dafür, dass das Personal keinen Dienstherrn hatte und außerdem so wenig Ansporn, habt ihr euch recht gut um den Ort gekümmert.«
Helene straffte die Schultern und in ihren Augen glomm Zorn. »Wir kümmern uns um die Burg, weil es die Burg ist.«
Sie kniff die Augen noch weiter zusammen. »Und wer bist du?«, wollte sie wissen.
Er hob eine Braue. »Wer glaubst du, bin ich?«
»Ein Eindringling. Das glaube ich«, erwiderte sie scharf und stemmte die Hände in die Hüften. »Einer von diesen Strolchen, die sich ab und an hier einschleichen, ›um alles anzustarren und die Atmosphäre in sich aufzunehmen‹.«
Saetan brach in Gelächter aus. »Sie täten gut daran, nicht allzu viel der hiesigen Atmosphäre in sich aufzunehmen. Obwohl es hier immer ruhiger war als in Terreille. Nach so vielen Jahren bin ich vermutlich tatsächlich eine Art Eindringling, aber...« Er hob die rechte Hand. Als das schwarze Juwel an seinem Ring erstrahlte, antwortete das Gemäuer von Burg SaDiablo mit einem Dröhnen.
Eine blass gewordene Helene starrte ihn an.
Er lächelte. »Siehst du, meine Liebe, die Burg hört immer noch, wenn ich rufe. Allerdings befürchte ich, dass ich eure Routine hier völlig auf den Kopf stellen werde.«
Helene vollführte einen unbeholfenen, tiefen Knicks. »Höllenfürst?«, stammelte sie.
Er verbeugte sich. »Ich beziehe die Burg.«
»Aber ...«
Saetan versteifte sich. »Gibt es ein Problem?«
In Helenes goldenen Augen war ein Glitzern, als sie sich eifrig die Hände an ihrer großen, weißen Schürze abwischte. »Eine gründliche Reinigung wird natürlich helfen, aber«, Helene warf einen vielsagenden Blick auf die Vorhänge, »noch mehr würde es helfen, das Ganze hier ein wenig zu renovieren.«
Sie errötete und nagte an der Unterlippe.
Auf der Stelle ließ Saetan die Schutzbezüge von den Möbeln verschwinden, wobei er sich ein Lächeln verbiss. »Auf jeden Fall neue Vorhänge. Die Holzmöbel müssten noch tauglich sein, wenn man sie nur gut poliert; gesetzt den Fall, der Bewahrungszauber hat gehalten und sie sind noch in gutem Zustand. Neue Sofas und Sessel. Pflanzen an den
Fenstern. Außerdem ein paar neue Gemälde an den Wänden. Neue Tapeten oder ein Anstrich? Was meinst du?«
Es dauerte eine Weile, bis Helene die Sprache wiedergefunden hatte. »Wie viele Zimmer willst du wieder herrichten lassen?«
»Dieses hier, das offizielle Empfangszimmer gegenüber, das Esszimmer, mein öffentliches Arbeitszimmer, meine Suite, eine Hand voll Gästezimmer – und eine besondere Suite für meine Lady.«
»Dann würde deine Lady vielleicht gerne persönlich die Renovierungsarbeiten beaufsichtigen.«
Saetan sah sie mit gespieltem Entsetzen an. »Das würde sie mit Sicherheit liebend gerne. Allerdings wird meine Lady in vier Monaten zwölf und ich würde es vorziehen, wenn sie in einer Suite lebt, die ich für sie hergerichtet habe, anstatt dass ich in einer Burg hausen muss, die nach ihrem etwas... eklektischen ... Geschmack renoviert wurde.«
Helene starrte ihn einen Moment lang an, verkniff sich dann jedoch die Frage, die er in ihren Augen lesen konnte. »Ich könnte dir ein paar Musterbücher in die Burg bringen lassen, damit du deine Wahl treffen kannst.«
»Eine ausgezeichnete Idee, meine Liebe. Meinst du, du schaffst es, diesen Ort in vier Monaten präsentierfähig zu machen?«
»Die Dienerschaft ist relativ klein, Höllenfürst«, meinte Helene zögernd.
»Stell so viele Leute ein, wie
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