Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
...« Dorothea deutete auf die Rasiermesser, die der Wächter daraufhin in die Höhe hielt.
Kartane hielt den Blick auf den Boden gerichtet und versuchte, nicht zu zittern oder auf den Ausgang zuzustürzen. Er wusste, dass man ihn nicht gehen lassen würde, und fragte sich leicht verbittert, wie Daemon so gelangweilt dasitzen konnte. Vielleicht weil Sadi ohnehin keine Verwendung für diese Körperteile hatte.
»Rasier ihn, rasier ihn, rasier ihn!« Der Raum schien unter dem Geschrei des Hexensabbats zu erbeben.
Etliche Male war Kartane schon bei Hundekämpfen gewesen, hatte Hahnenkämpfen beigewohnt sowie zahlreichen anderen Veranstaltungen, bei denen Tiere stupide aufeinander losgelassen wurden. Er hatte das Brüllen unzähliger Männerkehlen vernommen, die ihren jeweiligen Favoriten zum Sieg antrieben; doch an all jenen Orten war ihm niemals die übermütige Schadenfreude zu Ohren gekommen, die er nun vernahm, als der Hexensabbat seine Wahl lautstark bekräftigte.
Er zuckte zusammen, als Dorothea ihn am Knie berührte, wobei ihr kaltes Lächeln ihm deutlich zu verstehen gab, dass sie seine Angst genoss.
Mit einer einzigen Handbewegung sorgte Dorothea für Schweigen. Als absolute Stille im Raum eingekehrt war, erklärte sie mit einem melodiösen Säuseln: »Rasiert ihn.« Einen langen Augenblick hielt sie inne, bevor sich ein süßliches Lächeln in ihrem Gesicht ausbreitete. »Ganz.«
Ungläubig fuhr Kartanes Kopf herum, doch bevor er etwas sagen konnte, wandte Daemon sich ihm so weit zu, dass sich ihre Blicke trafen. Das Funkeln in Daemons Augen war viel furchterregender, als Dorothea jemals sein könnte, also verbiss sich Kartane seinen Kommentar und sank ein Stück in seinen Stuhl zurück.
Heilerin und Barbier betraten den Raum und schritten langsam auf den Tisch zu. Der Barbier war ein leichenblasser, ausgezehrter Mann, der ein schwarzes Gewand mit
engen Manschetten trug. Er hatte lichtes Haar, bleistiftdünne Lippen und verfärbte, gelbe Augen. Er verbeugte sich erst vor Dorothea, dann vor dem gesamten Hexensabbat.
Bei der Heilerin handelte es sich um eine düstere Frau, die für die Krankheiten der Dienstboten zuständig war, da sie sich nicht gut genug in der magischen Kunst auskannte, um sich um den Blutadel zu kümmern. Sie rief eine Schüssel mit warmem Wasser und Seife herbei und hielt die Schüssel, während der Barbier sich die Hände wusch.
Dann seifte der Barbier seinem Opfer gemächlich die Genitalien ein.
*Warum?*, sandte Kartane einen Speerfaden entlang.
*Dadurch werden sie rutschig*, erwiderte Daemon. *Auf diese Weise ist es schwieriger, gleich beim ersten Mal einen sauberen Schnitt zu machen.*
Der Barbier griff nach einem kleinen, gekrümmten Messer und hielt es für alle sichtbar in die Höhe. Dann stellte er sich hinter dem Mann auf.
*Damit er niemandem die Sicht versperrt*, erklärte Daemon.
Kartane ballte die Hände zu Fäusten und starrte zu Boden.
»Sieh hin, mein Lieber«, meinte Dorothea schnurrend, »sonst müssen wir es noch einmal machen.«
In dem Augenblick, als der Barbier das Messer nach hinten riss, hielt Kartane den Blick starr auf einen der Pfosten gerichtet. Ein kleiner, dunkler Klumpen fiel auf die sich schnell blutrot färbenden Laken unter dem Opfer.
Der an die Pfosten gefesselte Krieger stieß einen Schmerzensschrei aus, bevor er die Zähne zusammenbiss, um das Geräusch zu unterdrücken.
Übelkeit stieg in Kartane hoch, als ein enttäuschtes Murmeln durch die Reihen ging. Mutter der Nacht! Sie hatten auf einen zweiten Schnitt gehofft!
Während der Barbier das blutige Messer auf ein Tablett
legte und sich die Hände wusch, versiegelte die Heilerin die Blutgefäße. Als sie zur Seite trat, nahm der Barbier ein gerades Messer zur Hand und bezog vor einem der Pfosten Stellung. Nachdem er das Geschlecht des Mannes in die Länge gezogen hatte, schüttelte er traurig den Kopf und wandte sich mit den Worten ans Publikum: »Es ist so wenig da, dass es kaum einen Unterschied machen wird.«
Der Hexensabbat brach in Gelächter aus und applaudierte. Dorothea lächelte.
Kartane hatte einen schnellen Schnitt erwartet, doch als der Barbier das Messer an das Geschlecht des Kriegers anlegte und das Fleisch langsam durchsägte, wobei jede Bewegung des Messers von einem gellenden Schrei begleitet wurde, starrte Kartane gebannt auf das Schauspiel, ohne den Blick abwenden zu können.
Sie verdienten, was er ihnen antat. Es war richtig und gut , sie in jungen Jahren zu
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