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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Terreille bestand die Möglichkeit, dass ein junger Mann ein Haus des Roten Mondes aufsuchte. Dort wurde dann nicht nur ›Abhilfe‹ geschaffen, sondern ihm wurde auch beigebracht, wie er mehr tun kann, als lediglich dreißig Sekunden lang das Bett zum Quietschen zu bringen.«
    Sie gab ein ersticktes Geräusch von sich, das sehr nach unterdrücktem Gelächter klang.
    »Und wenn sie sich einen Besuch im Haus des Roten Mondes nicht leisten können, können sie sich immer noch ganz einfach selbst Abhilfe schaffen.«
    »Wie denn?«
    Lucivar verkniff sich ein Grinsen. Manchmal war es ausgesprochen leicht, ihr Interesse zu wecken; als rolle man ein Wollknäuel vor einem Kätzchen hin und her. »Ich bin mir
nicht sicher, ob ein großer Bruder die richtige Person ist, so etwas zu erklären«, meinte er spröde.
    Sie musterte ihn. »Du magst Sex nicht, stimmt’s?«
    »Jedenfalls nicht die Erfahrungen, die ich damit gemacht habe.« Er streichelte ihre Finger. Tief in seinem Innern regte sich das Bedürfnis, ihr gegenüber ehrlich zu sein. »Aber ich habe mir immer vorgestellt, dass es wunderbar sein muss, einer Frau Vergnügen zu bereiten, für die ich tatsächlich etwas empfinde. « Er schüttelte sich und stellte Jaenelle vor sich auf den Boden. »Genug davon. Du musst etwas essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Es gibt Rinderbrühe mit frischem Brot.«
    Sie erbleichte. »Ich werde es nicht bei mir behalten können. Das kann ich nie, nachdem …«
    »Versuch es.«
    Bei Tisch gelang es ihr, drei Löffel Suppe und einen Bissen Brot zu essen, bevor sie aufsprang und ins Badezimmer lief.
    Da Lucivar den Appetit verloren hatte, räumte er den Tisch ab. Er war gerade damit beschäftigt, die Suppe zurück in den Topf zu gießen, als Rauch sich in die Küche stahl.
    *Lucivar?*
    Lucivar hob seinen Suppenteller. »Möchtest du etwas hiervon? «
    Rauch ging nicht auf das Angebot ein. *Böse Träume kommen jetzt. Lady verletzt. Sie nicht mit uns redet, nicht zu uns kommt, keine Männer um sich will. Nicht isst, nicht schläft. Nur läuft, läuft, läuft. Knurrt uns an. Böse Träume jetzt, Lucivar.*
    *Kommen die bösen Träume immer nach einer ihrer Reisen? *, wollte Lucivar wissen, indem er seine Gedanken über einen Speerfaden schickte.
    Rauch entblößte sein Gebiss in einem lautlosen Knurren. *Immer.*
    Lucivars Magen zog sich zusammen. Es hörte also nicht auf, sobald sie von Kleinterreille fort war. *Wie lange?* Das Zeitempfinden der verwandten Wesen war fließend, doch zumindest Rauch verstand die grundlegenden Einheiten von Tag und Nacht.

    Der Wolf legte den Kopf schief. *Nacht, Tag, Nacht, Tag … vielleicht Nacht.*
    Demnach würde sie heute und die folgenden beiden Tage damit verbringen, vor Alpträumen davonzulaufen, indem sie ihren bereits erschöpften Körper gnadenlos malträtierte, bis sie aufgrund des Mangels an Nahrung, Wasser und Schlaf einen Zusammenbruch erlitt. Welche Träume konnten eine junge Frau zu solcher Grausamkeit gegen sich selbst verleiten?
    In jener Nacht erhielt er eine Antwort auf seine Frage.
    Als sich ihr Atemrhythmus schlagartig änderte, fuhr er aus leichtem Schlummer auf. Er stützte sich auf einem Arm auf und griff nach ihrer Schulter.
    *Nicht aufwachen kann, wenn böse Träume kommen.* Am Fuß des Bettes stand Rauch, dessen Augen das Mondlicht widerspiegelten.
    *Warum?*
    *Nicht sieht uns. Nicht erkennt. Alles Träume.*
    Lucivar fluchte leise. Wenn jedes Geräusch, jede Berührung in die Traumlandschaft eingebettet wurde …
    Jaenelle krümmte sich zusammen.
    Er betrachtete die hervortretenden, völlig verkrampften Muskeln und fluchte erneut. Am Morgen würde sie sich vor Schmerzen kaum mehr bewegen können.
    Da verließ jegliche Anspannung ihren Körper. Matt brach sie auf der Matratze zusammen und wand sich schweißnass unter kläglichem Stöhnen.
    Er musste sie aufwecken, und wenn er sie mit kaltem Wasser überschütten oder die restliche Nacht mit ihr draußen über die Wiese laufen musste. Er würde sie aufwecken.
    Erneut streckte er die Hand nach ihr aus … und Jaenelle begann zu sprechen.
    Jedes Wort traf ihn wie ein Schlag, während ihre Erinnerungen aus ihr hervorsprudelten.
    Gequält hielt er den Kopf gesenkt und krümmte sich, als er mit anhörte, wie sie mit Marjane, Myrol und Rebecca, Dannie und vor allem Rose sprach. Er lauschte den Schrecken, welche
die Kinder an einem Ort namens Briarwood erlebt hatten, und hörte die Namen der Männer, die ihr wehgetan, die ihnen allen

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