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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Unschuldsmiene vorsichtig an einer Beere geleckt hatte, war die Sache nicht eben erträglicher geworden.
    Die kleine Verräterin! Jetzt saß die vertrauensselige Närrin doch tatsächlich in seiner Reichweite. Keine Waffen. Er wollte sie mit bloßen Händen packen. Allerdings würde es zu schnell vorbei sein, wenn er sie lediglich erwürgte. Stattdessen sollte er sie sich übers Knie legen und ihr den Allerwertesten versohlen, bis ihm die Hand wehtat …
    Sie rutschte ein Stück zur Seite, sodass er sie nicht mehr erreichen konnte.
    Lucivar kommentierte diese Vorsichtsmaßnahme mit einem grimmigen Lächeln.
    Sie bewegte sich noch ein wenig von ihm fort und begann, Grashalme abzupflücken. »Einmal habe ich Mrs. Beale eine Essigbeere gegeben«, meinte sie leise.
    Er starrte auf die Wiese. Im Laufe der letzten drei Monate hatte er zahlreiche Geschichten über die Köchin ihrer Familie gehört. »Hast du ihr auch gesagt, wie die Frucht heißt?«
    »Nein.« Der Anflug eines zufriedenen Lächelns umspielte Jaenelles Lippen.

    »Was ist geschehen?«, fragte er verdrossen.
    »Ach, Papa wollte wissen, ob ich eine Ahnung hätte, warum diese seltsamen Geräusche aus der Küche kämen, und ich meinte, dass ich eine Ahnung hätte, und er sagte ›Aha‹, steckte mich in eine unserer Kutschen und befahl Khary, mich zu Morghann nach Hause zu fahren, weil sich Scelt auf der anderen Seite des Reiches befindet.«
    Um nicht in Gelächter auszubrechen, umklammerte Lucivar mit der rechten Hand sein linkes Handgelenk, bis es schmerzte. Das half.
    »Am nächsten Morgen suchte Mrs. Beale Papa in seinem Arbeitszimmer auf und erklärte, ich hätte ihr eine Kostprobe einer fremdartigen Frucht gegeben, und sie sei nach etlichem Überlegen zu dem Schluss gekommen, dass diese Beeren den Geschmack einiger alltäglicher Gerichte verbessern würden, und sie deshalb welche haben wolle. Mit diesen Worten stellte sie einen Weidenkorb auf Papas Schreibtisch, aber Papa musste zugeben, dass er nicht wusste, woher die Frucht kam. Mrs. Beale wies ihn darauf hin, dass ich es offensichtlich wisse, und Papa wies sie ebenso höflich darauf hin, dass ich zur Zeit außer Haus weile, woraufhin Mrs. Beale ihm ans Herz legte, sich den Weidenkorb zu schnappen, mich aufzustöbern und ihr auf dem schnellsten Wege die gewünschten Beeren zu besorgen. Ihrem Wunsch wurde Folge geleistet, und weil die Fyreborn-Inseln ein abgeschlossenes Territorium sind, wird Mrs. Beale nun von anderen Köchinnen beneidet, weil es ihr gelingt, ihren Gerichten diesen einzigartigen Geschmack zu geben.«
    Lucivar massierte sich die Schläfen, bevor er sich das schulterlange schwarze Haar nach hinten strich. »Ist Mrs. Beale in einer höheren Juwelenkaste als dein Vater?«
    »Ach wo, überhaupt nicht«, erwiderte Jaenelle scharf, um dann mit wehmütiger Stimme hinzuzufügen: »Sie ist nur ziemlich … beeindruckend .«
    »Ich würde Mrs. Beale gerne kennen lernen. Ich glaube, ich habe mich verliebt.« Als Lucivar Jaenelles entsetzten Gesichtsausdruck sah, musste er so heftig lachen, dass er von
dem Baumstumpf fiel. Sein Gelächter steigerte sich noch, als sie ihn behutsam anstieß und beunruhigt wissen wollte: »Das hast du nicht ernst gemeint, Lucivar, oder? Lucivar?«
    Ächzend hob er sie hoch und schlang die Arme so fest um sie, dass sie ihm nicht entkommen konnte; doch locker genug, um ihr keine Angst einzujagen. »Du hättest eine Eyrierin werden sollen«, sagte er, nachdem sein Lachen sich allmählich gelegt hatte. »Du hast den nötigen Schneid.«
    Dann strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Was ist los, Katze?«, fragte er leise. »Welche bittere Medizin willst du mir verabreichen, dass du mir erst süßen Honig ums Maul schmierst?«
    Jaenelle fuhr mit den Fingern an seinem Schlüsselbein entlang. »Du bist nun geheilt.«
    Er konnte ihren Widerwillen förmlich schmecken. »Und?«
    Sie rollte sich von seinem Schoß und sprang auf. Ein zahmes Wesen hätte niemals derart anmutige Bewegungen vollbringen können.
    Lucivar erhob sich langsam, öffnete die Flügel, um Staub und Grashalme zu entfernen, und setzte sich anschließend wieder abwartend auf den Baumstumpf.
    »Selbst nach dem Krieg zwischen Terreille und Kaeleer kamen noch Leute durch die Tore.« Jaenelles Blick war unverwandt auf den Horizont gerichtet. »Meist solche, die am falschen Ort geboren worden waren und ihr ›Zuhause‹ suchten. Und es hat immer wieder Handel zwischen Terreille und Kleinterreille gegeben. Vor ein

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