Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
manchen eyrischen Feierlichkeiten getrunken. « Wobei sich in dem Becher, der bei diesen Gelegenheiten herumging, lediglich ein Schluck des Blutweins befand. Besorgt beobachtete er, wie Geoffrey zwei Weingläser füllte und anschließend erwärmte.
»Es ist Lamm«, erklärte Geoffrey, der Lucivar ein Glas reichte, bevor er sich in einen Sessel neben dem Tisch setzte.
Dankbar ließ sich Lucivar Geoffrey gegenüber in einen Sessel sinken und nippte an dem Yarbarah. Der Wein enthielt mehr Blut als derjenige, der bei den Feierlichkeiten benutzt wurde; er war schwerer.
»Wie schmeckt er dir?« Geoffreys schwarze Augen funkelten.
»Er ist…« Lucivar suchte nach einer dezenten Umschreibung.
»Anders«, schlug Geoffrey vor. »Gewöhnungsbedürftig. Außerdem trinken wir ihn hier nicht aus rituellen Gründen.«
Hüter. Stammte das Blut, das dem Wein beigemischt war, jemals von Menschen? Lucivar trank einen weiteren Schluck und entschied, dass er es lieber nicht wissen wollte.
»Warum bist du niemals zum Bergfried gekommen, Lucivar? «
Behutsam stellte Lucivar das Glas ab. »Ich stand unter dem Eindruck, dass ein Mischlingsbastard nicht willkommen sein würde.«
»Aha«, meinte Geoffrey nachsichtig. »Wer außer denjenigen, die den Bergfried bewachen, hat denn das Recht zu entscheiden, wer hier willkommen ist und wer nicht?«
Lucivar zwang sich, Geoffreys Blick nicht auszuweichen. »Ich bin ein Bastard«, wiederholte er, als erkläre das alles.
»Mischling. Bastard.« Geoffrey schien über die Worte nachzudenken. »Wie du es sagst, klingt es nach einer Beleidigung. Vielleicht wäre es angebrachter, von einer zweifachen Blutlinie zu sprechen.« Er lehnte sich zurück, das Weinglas in beiden Händen wiegend. »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass du ohne jene andere Blutlinie nicht der Mann wärst, der du bist? Weder so intelligent noch so stark?« Er wies mit dem Glas auf Lucivars schwarzgraues Juwel. »Das hättest du niemals tragen können. Ebenso wie du eyrisch bist, Lucivar, bist du auch deines Vaters Sohn.«
Lucivar erstarrte. »Du kennst meinen Vater?«, wollte er mit erstickter Stimme wissen.
»Wir sind seit Jahren miteinander befreundet.«
Hier war die Antwort, genau vor ihm. Er musste nur danach fragen.
Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm, das Wort hervorzubringen : »Wer?«
»Der Prinz der Dunkelheit«, sagte Geoffrey sanft. »Der Höllenfürst. Es ist Saetans Blut, das durch deine Adern fließt.«
Lucivar schloss die Augen. Kein Wunder, dass seine väterliche Abstammung in keinem Register offiziell erfasst worden war. Wer hätte einer Frau Glauben geschenkt, die behauptete, vom Höllenfürsten geschwängert worden zu sein? Und wenn ihr jemand geglaubt hätte, wäre die anschließende Panik nicht auszudenken gewesen. Saetan ging immer noch in den Reichen um. Mutter der Nacht!
Hatte Daemon je erfahren, wer ihn gezeugt hatte? Diese väterliche Blutlinie hätte ihm gewiss Freude bereitet.
Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Er unterdrückte ihn rasch wieder.
Zumindest gab es eine Sache, derer er sich noch versichern musste. Er sah Geoffrey an, wobei er sich vor dessen Antwort fürchtete, egal wie sie ausfallen würde. »Ich bin immer noch ein Bastard.«
Geoffrey stieß ein Seufzen aus. »Ich möchte dir nicht noch mehr Boden unter den Füßen wegziehen, aber nein, du bist kein Bastard. Er hat sich am Tag nach deiner Geburt offiziell ins Register eintragen lassen. Hier im Bergfried.«
Er war kein Bastard. Sie … »Und Daemon?« Hatte er es laut ausgesprochen?
»Ebenfalls eingetragen.«
Mutter der Nacht! Sie waren keine Bastarde, keiner von ihnen. Er versuchte sich wieder zu beruhigen, doch es schien ihm, als seien seine Füße in Treibsand geraten. »Es ist auch egal, da niemand davon wusste.«
»Hat man dich je dazu ermuntert, zur Zucht herzuhalten?«
Man hatte ihn ermuntert, gedrängt, eingesperrt, bestraft, unter Drogen gesetzt, geschlagen, gezwungen. Sie hatten es geschafft, ihn zu benutzen, doch es war ihnen niemals gelungen, ihn dazu zu bringen, Kinder zu zeugen. Er wusste selbst nicht, ob der Grund physisch war, oder ob seine eigene Wut ihn zeugungsunfähig gemacht hatte. Manchmal hatte er sich gefragt, weshalb sie derart erpicht auf seinen Samen gewesen waren. Wenn sie jedoch gewusst hatten, von wem er abstammte, und wie mächtig seine Kinder sein könnten … Ja, in dem Fall hätten sie über vieles hinweggesehen, um an
Nachkommen für ausgewählte Hexensabbate und
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