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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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In einer Ecke erhob sich eine Baumgruppe, die beinahe die Bezeichnung Wäldchen verdient hätte.
    Ein Ort, der einladend hätte sein sollen, und doch ein Ort, der keinerlei Trost spendete. Stattdessen waren da Gefühle, die sich im Widerstreit befanden und selbst nach all dieser Zeit noch viel zu vertraut waren.
    Süße Dunkelheit, lass es nicht sie sein!
    Natürlich war sie es. Und er fragte sich, weshalb sie ihn im Stich gelassen hatte, als er noch zu klein war, um sich an sie zu erinnern, und dann seine Besuche in seiner Jugend zugelassen hatte, ohne je anzudeuten, dass sie seine Mutter war.
    Er stieß die Küchentür weit auf, blieb jedoch draußen stehen. Bevor er nicht die Türschwelle überquerte, würde sie nicht wissen, dass er da war. Wie oft hatte er ihr empfohlen, ihren territorialen Schutzschild um ein paar Meter auszudehnen, sodass er über die Steinmauern hinausreichte, und sie
rechtzeitig vor einem Eindringling gewarnt würde? Sie hatte seinen Vorschlag regelmäßig zurückgewiesen.
    Den Rücken der Tür zugekehrt, waren ihre Hände auf der Arbeitsfläche beschäftigt. Dennoch erkannte er sie an der charakteristischen weißen Strähne in ihrem ansonsten schwarzen Haar und der steifen, zornigen Art, die all ihren Bewegungen anhaftete.
    Er betrat die Küche. »Hallo, Luthvian.«
    Sie wirbelte herum, ein Küchenmesser mit einer langen Klinge in der Hand. Er wusste, dass diese Reaktion nicht gegen ihn persönlich gerichtet war. Luthvian hatte lediglich die mentale Signatur eines erwachsenen Mannes registriert und automatisch nach dem Messer gegriffen.
    Während sie ihn anstarrte, wurden ihre goldenen Augen immer größer und füllten sich mit Tränen. »Lucivar«, flüsterte sie. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Dann noch einen. Ihrer Kehle entrang sich ein eigenartiges Geräusch, halb Lachen, halb Schluchzen. »Sie hat es geschafft. Sie hat es tatsächlich geschafft.« Sie streckte die Arme nach ihm aus.
    Lucivar blickte auf das Messer und rührte sich nicht von der Stelle.
    Rasch wurde aus Verwirrung Wut und bald darauf erneut Verwirrung, als sie bemerkte, dass sie immer noch ein Messer auf ihn gerichtet hielt.
    Mit einem Kopfschütteln ließ Luthvian es auf den Küchentisch fallen.
    Sie musterte ihn forschend von Kopf bis Fuß, doch ihr tränenfeuchter Blick war nicht der einer Heilerin, die das Werk ihrer Schwester begutachtete, sondern derjenige einer Frau, die sich wirklich um ihn sorgte. Sie presste eine zitternde Hand an den Mund und griff mit der anderen nach Lucivar.
    Hoffnungsvoll verschränkte er die Hand mit der ihren, während ihm das Herz überquoll.
    Und sie veränderte sich; wie sie es immer getan hatte, seitdem er zum ersten Mal in der traditionellen Kleidung eines eyrischen Kriegers auf ihrer Türschwelle erschienen war, und
sie ihn nicht länger guten Gewissens ›Junge‹ nennen konnte. Damals hatte er die schmerzhafte Lektion lernen müssen, dass die Schwarze Witwe und Heilerin, die er für eine Freundin gehalten hatte und zu der er gekommen war wie ein streunender Hund auf der Suche nach Zuneigung und einem Obdach, seine Gefühle auf einmal nicht mehr erwiderte.
    Während sie nun vor ihm zurückwich und sich ihre Augen mit argwöhnischem Misstrauen füllten, fiel ihm zum ersten Mal auf, wie jung sie war. Alter und Reife waren bei den langlebigen Völkern relative Begriffe. Rasantes Wachstum wurde gefolgt von langen entwicklungslosen Phasen. Die weiße Haarsträhne, ihre Fertigkeit in der Kunst und ihre stete Gereiztheit hatten ihn dazu veranlasst zu glauben, es mit einer reifen Frau zu tun zu haben, die ihm ihre Gesellschaft gewährte, einer Frau, die um Jahrhunderte älter war als er selbst. Und sie war Jahrhunderte älter – und sie war damals gerade alt genug gewesen, um ein Kind zu bekommen.
    »Weshalb verachtest du eyrische Männer so sehr?«, wollte er leise wissen.
    »Mein Vater war einer.«
    Traurigerweise musste sie nicht mehr sagen.
    Dann beobachtete er, wie sie etwas tat, das sie schon hundert Mal zuvor getan hatte: Sie veränderte etwas an der Art, wie sie ihn wahrnahm. Es war, als erschaffe sie einen Sichtschutz, der seine Flügel verschwinden ließ und ihn des einen körperlichen Merkmals beraubte, das Eyrier von Dhemlanern und Haylliern unterschied.
    Er schluckte seinen Zorn und einen Anflug von Angst hinunter, bevor er einen Küchenstuhl heranzog und sich rittlings darauf niederließ. »Selbst wenn ich meine Flügel verlieren würde, wäre ich immer noch ein

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