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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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war Jaenelles einfaches Netz bereits zu zwei Dritteln verbraucht. Saetan fragte sich, ob die Zeit ausreichen würde, ein neues zu erschaffen, bevor der letzte Faden dunkel wurde.
    Bleiben und zusehen konnte er nicht. Sobald Luthvian ihre Fassung weit genug wiedererlangt hatte, um sich um Jaenelle zu kümmern, zog er sich in das Wohnzimmer zurück, wobei
er Ladvarian und Kaelas mit sich nahm. Er fragte nicht nach, wo Lucivar war, sondern war einfach nur dankbar, dass sie sich eine Zeit lang nicht gegenseitig zur Weißglut bringen würden.
    Der Höllenfürst ging im Wohnzimmer auf und ab, bis seine Beine wehtaten, ohne dass ihm die körperlichen Schmerzen etwas ausgemacht hätten. Ganz im Gegenteil – es war viel besser, sich darauf zu konzentrieren als auf die Seelenqualen, die vielleicht vor ihm lagen.
    Denn er war sich nicht sicher, ob er eine weitere Wache an Jaenelles Krankenbett durchhalten würde.
    Dabei war noch nicht einmal klar, ob sie Erfolg gehabt hatte, oder ob ihr Leiden umsonst war.
    4Das Verzerrte Reich
    E r lernte, während er kletterte.
    Sie hatte kleine Ruheplätze neben dem glitzernden Pfad eingerichtet: Veilchen, die sich an einen Felsblock schmiegten; süßes, sauberes Wasser, das den Fels hinab in einen ruhigen Teich rieselte, der eine besänftigende Wirkung auf sein Gemüt ausübte; einen Flecken saftiges, grünes Gras – groß genug, um sich darauf auszustrecken; ein dickes, braunes Kaninchen, das ihn beobachtete, während es Klee fraß; ein anheimelnd brennendes Feuer, das die äußerste Eisschicht um sein Herz schmolz.
    Zuerst hatte er versucht, die Ruheplätze zu ignorieren. Mit der Zeit lernte er, dass er an einem, vielleicht zweien vorüberklettern konnte, während er gegen das Gewicht ankämpfte, das ihm jeden einzelnen Schritt erschwerte. Wollte er einen dritten ungenutzt hinter sich lassen, wurde ihm regelmäßig der Weg von einem Hindernis versperrt. Seine Instinkte warnten ihn jedes Mal, dass er sich verlaufen würde, wenn er die Glitzerspur verließ und versuchte, um das Hindernis herumzugehen. Also kehrte er zu dem letzten Ruheplatz zurück
und streckte sich aus, bis er sich an das Gewicht gewöhnt hatte, und es ihm nicht mehr schwer fiel weiterzugehen.
    Nach und nach stellte er fest, dass das Gewicht einen Namen hatte: Körper. Eine Zeit lang verwirrte ihn das. Hatte er nicht schon einen Körper? Er ging, er atmete, er hörte, er sah. Er fühlte sich müde. Er empfand Schmerzen. Dieser neue Körper fühlte sich anders an: schwer und massiv. Er wusste nicht, ob ihm dieser Körper gefiel.
    Doch die Schwere war Teil desselben zerbrechlichen Netzes, zu dem auch die Veilchen, das Wasser, der Himmel und das Feuer gehörten – Erinnerungshilfen an einen Ort jenseits der zerstörten Landschaft um ihn her. Deshalb fand er sich damit ab, sich aufs Neue mit diesem Körper vertraut zu machen.
    Nach einiger Zeit hielt jeder Ruheplatz außerdem ein Geschenk für seinen Geist bereit: ein Rätsel, das mit der magischen Kunst zu tun hatte, ein kleiner Teil eines Zauberspruchs. Mit der Zeit wurde aus den einzelnen Teilen ein Ganzes, und er erlernte die Grundlagen der Kunst Schwarzer Witwen, lernte, wie man einfache Netze erschuf, lernte wieder, er selbst zu sein.
    Also nutzte er die Ruheplätze, rastete und sammelte ihre Geschenke und Rätsel.
    Und er kletterte auf den Ort zu, an dem zu warten sie ihm versprochen hatte.

Vierter Teil

Kapitel 15
    1Kaeleer
    D er erste Teil unseres Plans ist wunderbar aufgegangen«, sagte Hekatah. »Kleinterreille ist endlich angemessen im Dunklen Rat vertreten.«
    Lord Jorval lächelte mit verkniffenem Mund. Da mittlerweile mehr als die Hälfte der Ratsmitglieder aus Kleinterreille stammte, ließ sich nicht leugnen, dass dieses stets argwöhnische Territorium endlich ›angemessen‹ vertreten war. »Bei all den Verletzungen und Krankheiten, die Mitglieder in den letzten beiden Jahren zum Rücktritt bewogen haben, waren die Angehörigen des Blutes in Kleinterreille die Einzigen, die gewillt waren, dem Reich zu dienen und eine derart schwere Verantwortung auf sich zu nehmen.« Er stieß einen Seufzer aus, doch seine Augen funkelten voller beifälliger Heimtücke. »Uns wurde Günstlingswirtschaft vorgeworfen, weil so viele Stimmen aus demselben Territorium kommen, aber was sollten wir tun, da die anderen Männer und Frauen, die der Aufgabe für wert befunden wurden, abgelehnt haben? Die Sitze im Rat müssen besetzt werden.«
    »Natürlich müssen sie das«, stimmte

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