Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Intrigen raffiniert. Genau wie beim letzten Mal. »Wir werden eine rechtmäßige Möglichkeit finden, um die verwandten Wesen und ihr Land zu beschützen.«
»Du sagtest, es gäbe keine rechtmäßige Möglichkeit.«
»Doch, die gibt es«, sagte Jaenelle leise, als sie sich wieder zu ihnen gesellte. Sie lehnte sich an Saetan. »Die gibt es.«
Saetan war bestürzt darüber, wie blass sie aussah. Er hielt sie fest und strich ihr über das Haar, während er seine mentalen Sinne ausstreckte. Körperlich fehlte ihr nichts. Sie war lediglich übermüdet von den Strapazen der letzten Tage. »Hexenkind?«
Jaenelle schauderte. »Ich wollte es nie, aber es ist die einzige Möglichkeit, ihnen zu helfen.«
»Was ist die einzige Möglichkeit, Hexenkind?«, erklang Saetans fürsorgliche Stimme.
Zitternd trat sie einen Schritt von ihm fort. Den gehetzten Ausdruck in ihren Augen würde er niemals vergessen.
»Ich werde der Dunkelheit mein Opfer darbringen und einen eigenen Hof errichten.«
Kapitel 16
1Kaeleer
B anard saß in dem privaten Ausstellungsraum an der Rückseite seines Ladens und trank Tee, während er auf die Lady wartete.
Er war ein begabter Handwerker, ein Künstler, der mit Edelmetallen, wertvollen Steinen und den Blutjuwelen arbeitete. Obgleich er ein Mann des Blutes war, der selbst keine Juwelen trug, ging er so behutsam und respektvoll mit ihnen um, dass er sich unter den Juwelen tragenden Angehörigen des Blutes in Amdarh überaus großer Beliebtheit erfreute. Er sagte immer: »Ich behandle ein Juwel, als hielte ich jemandes Herz in Händen.« Und er meinte es so.
Zu seinem Kundenstamm gehörten die Königin von Amdarh sowie ihr Gefährte, Prinz Mephis SaDiablo, Prinz Lucivar Yaslana, der Höllenfürst und Banards Lieblingskundin, Lady Jaenelle Angelline.
So kam es auch, dass er lange nach Geschäftsschluss noch hier saß. Wie er seiner Frau erklärt hatte: Wenn die Lady jemanden um einen Gefallen bat, na, das war doch beinahe so, als würde man ihr dienen, nicht wahr?
Um ein Haar hätte er seinen Tee verschüttet, als er aufblickte und die schattenhafte Gestalt im Türrahmen seines privaten Ausstellungsraums stehen sah. Sein Geschäft verfügte über starke Schutzzauber – Geschenke seiner Kunden, die dunkle Juwelen trugen. Niemand sollte in der Lage sein, so weit vorzudringen, ohne den Alarm auszulösen.
»Entschuldige vielmals, Barnard«, ertönte die weibliche Mitternachtsstimme. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Das hast du nicht, Lady«, log Banard, während er das Kerzenlicht über dem mit samt überzogenen Verkaufstisch verstärkte.
»Ich war mit meinen Gedanken woanders.« Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, doch als er gewahrte, was sie in den Händen hielt, brach ihm der kalte Schweiß aus.
»Ich möchte, dass du etwas für mich anfertigst, wenn es geht.« Jaenelle betrat das Zimmer.
Banard schluckte. Sie hatte sich verändert, seitdem er sie vor ein paar Monaten zum letzten Mal gesehen hatte. Es lag nicht nur an der Witwenkleidung, die sie trug. Es war, als sei das Feuer, das schon immer in ihrem Innern gelodert hatte, nun näher an der Oberfläche, wo es ihr neuen Glanz verlieh, aber gleichzeitig auch tiefe Schatten warf. Er konnte die dunkle Macht spüren, die sie umgab – brutale Stärke, die von einer beunruhigenden Verletzlichkeit aufgewogen wurde.
»Das hier hätte ich gerne angefertigt.«
Auf dem Verkaufstisch erschien ein Zettel.
Etliche Minuten betrachtete Banard die Skizze, wobei er sich fragte, was er sagen sollte, wie er den Auftrag am höflichsten ablehnen könnte. Warum hatte ausgerechnet sie dieses Ding, das sie in Händen hielt?
Als verstünde sie den Grund für sein widerwilliges Schweigen, strich Jaenelle zärtlich über das spiralförmig gewundene Horn. »Er war der Kriegerprinz der Einhörner. Vor ein paar Tagen wurde er zusammen mit hunderten seiner Artgenossen niedergemetzelt, als Menschen nach Sceval kamen, um es zu ihrem Territorium zu machen.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich lernte ihn kennen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Er war der erste Freund, den ich in Kaeleer fand, und einer der besten. Das Horn hat er mir vermacht. Zum Andenken. Als eine Mahnung.«
Banard blickte erneut auf die Skizze. »Wenn ich vielleicht ein oder zwei Vorschläge machen dürfte, Lady?«
»Deshalb bin ich zu dir gekommen«, erwiderte Jaenelle, ein zitterndes Lächeln auf den Lippen.
Mit einem dünnen Kohlestift machte Banard Veränderungen an der
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