Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Nahrung und Schlaf?«, erkundigte sich Saetan.
»Und ein Bad?«, fügte Jaenelle mit gerümpfter Nase hinzu.
»Die eine schon«, erwiderte Lucivar. Er ließ Jaenelle los.
»Dann möchte ich gar nicht erst wissen, was die andere
ist.« Jaenelle rieb sich den Rücken. »Deine Gürtelschnalle kratzt ziemlich unangenehm.«
»Deine Krallen auch.«
Saetan massierte sich die Schläfen. »Genug, Kinder!«
Erstaunlicherweise hörten die beiden tatsächlich auf. Ein goldenes und ein saphirblaues Augenpaar ruhten einen Moment lang auf ihm, bevor Jaenelle und Lucivar Arm in Arm das Zimmer verließen.
»Du hast dich gut geschlagen, Saetan«, meinte Tersa leise.
Saetan griff nach einer Decke, die über einem Sessel hing, und breitete sie über Tersa aus. Dann strich er ihr das Haar zurück. »Ich hatte ja auch Hilfe«, entgegnete er. Er lachte sanft, als sie nach seiner Hand schlug. »Männer dürfen Aufhebens um dich machen und dich umsorgen. Schon vergessen? «
»Ich bin keine Königin.«
Er wachte über sie, bis sie eingeschlafen war. »Nein, aber du bist eine hoch begabte, ganz außergewöhnliche Lady.«
3Kaeleer
S aetan versuchte sich trotz des wild schlagenden Herzens und der verschwitzten Handflächen einzureden, er sei nicht nervös, als er den großen steinernen Raum betrat. Draca hatte ihm erklärt, dass hier die geladenen Gäste warteten, bis sie zum Dunklen Thron gerufen wurden. Außer den mannshohen Kerzenständern aus Ebenholz und ein paar langen Tischen an den Wänden, auf denen verschiedene Getränke standen, gab es in dem Zimmer keinerlei Einrichtungsgegenstände.
Das war auch gut so, denn es hätte die verwandten Wesen nur unnötig angespannt, sich an Stühlen vorbeizuschlängeln, die für Menschen geschaffen waren. Außerdem benötigten einige Arten, wie zum Beispiel die kleinen Drachen von den Fyreborn-Inseln, viel Platz. Mit wachsendem Unbehagen
stellte Saetan fest, dass sich sämtliche verwandte Wesen von den menschlichen Angehörigen des Blutes fern hielten; nicht nur diejenigen Tiere, die schon immer zurückgezogen oder ganz ohne Kontakt zur Außenwelt gelebt hatten. Dabei handelte es sich bei den anwesenden Menschen um solche, mit denen die verwandten Wesen befreundet waren – oder es zumindest bis zu den Gewaltakten gewesen waren. Es sagte viel über die Hingabe der Tiere an Jaenelle, dass die Tiere sich überhaupt in diesem geschlossenen, beengten Raum mit den Menschen aufhielten.
Das war die eine Sorge. Ebon Rih war das Territorium des Bergfrieds in Kaeleer – und somit von jetzt an Jaenelles Territorium. Dass sie über Ebon Rih herrschte, würde den verwandten Wesen nicht helfen oder ihre Territorien vor menschlichen Eindringlingen schützen. Traditionellerweise hatte die Königin des Schwarzen Askavi großen Einfluss in allen Reichen, doch würden dieser Einfluss sowie die angeborene Vorsicht der Angehörigen des Blutes, keine reife dunkle Macht gegen sich aufzubringen, tatsächlich ausreichen? Würden sich die Narren in Kaeleers Dunklem Rat überhaupt bewusst sein, mit wem sie es zu tun hatten?
Eine weitere Sorge bestand in der Frage, wer zu Jaenelles Hof gehören würde. Er hatte immer angenommen, dass der Hexensabbat und Jaenelles männliche Freunde den Ersten Kreis bilden würden. Es war durchaus schon vorgekommen, dass Königinnen am Hof einer stärkeren Königin dienten, da Bezirksköniginnen Provinzköniginnen dienten, die wiederum Territoriumsköniginnen gehorchten. Dies war das Machtnetz, das die Einheit der Territorien gewährte.
Doch Königinnen, die selbst ein Territorium regierten, dienten nicht an anderen Höfen. Sie waren das endgültige Gesetz ihres Landes und unterwarfen sich niemandem.
Während Jaenelle sich in der vergangenen Woche von ihrem Opfer erholt hatte, hatten die Königinnen ihres Hexensabbats ebenfalls der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht. Und jede Einzelne war zur neuen Königin ihres jeweiligen Territoriums erwählt worden. Die ehemaligen Königinnen hatten
abgedankt und Stellungen an den neu gegründeten Höfen angenommen.
Auch die jungen Männer waren mittlerweile an die Macht gekommen. Chaosti war nun der Kriegerprinz der Dea al Mon und noch dazu Gabrielles Gefährte. Khardeen, Morghanns Gefährte, war der herrschende Krieger von Maghre, seinem Heimatdorf. Nachdem Aaron den Ring der Hingabe von Kalush entgegengenommen hatte, war er der Kriegerprinz von Tajrana, der Hauptstadt von Nharkhava geworden. Sceron und Elan waren die Kriegerprinzen von
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