Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
ihrem Handgelenk. »Ich habe keine Angst vor ihr , ich habe Angst um sie .«
Tersa schüttelte den Kopf. »Sie wird zu erschöpft sein, um den Unterschied zu bemerken. Alles, was sie spüren wird, wird Angst sein. Triff deine Wahl, Höllenfürst, und lebe damit. « Sie warf der geschlossenen Tür einen Blick zu. »Sie kommt.«
Als Saetan versuchte, sich schnell zu erheben, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Wieder einmal hatte er sein schwaches Bein überstrapaziert. Er zog rasch die Ärmel seiner Tunika glatt und strich sich das Haar zurück. Warum hatte er nicht gebadet und sich frische Kleidung angezogen? Ebenso vergeblich wünschte er sich, sein Herz möge aufhören, derart heftig zu schlagen.
Dann ging die Tür auf, und Jaenelle stand auf der Schwelle.
In den Sekunden, bevor seine rationale Vernunft sich verabschiedete, bemerkte er ihr Zögern und ihre Unsicherheit. Gleichzeitig fiel ihm auf, wie viel Schmuck sie trug.
Lorn hatte ihr einst dreizehn schwarze Juwelen geschenkt. Ein ungeschliffenes Juwel war groß genug, um daraus einen
Anhänger und einen Ring herzustellen, wobei kleinere Splitter übrig blieben, die man zu unterschiedlichen Zwecken benutzen konnte. Sie hatte insgesamt die Entsprechung von sechs ihrer dreizehn Juwelen mitgenommen, als sie aufbrach, um ihr Opfer darzubringen. Sechs schwarze Juwelen, die auf irgendeine Weise in etwas Dunkleres als Schwarz verwandelt worden waren.
Mitternachtsschwarz.
Kein Wunder, dass sie so lange gebraucht hatte, um bis zu ihrer vollen Kraft hinabzusteigen. Er war nicht einmal annähernd in der Lage, das Ausmaß an Macht abzuschätzen, das ihr nun zur Verfügung stand. Seit dem Tag, an dem er ihr begegnet war, hatte er gewusst, dass dies passieren würde. Sie reiste nun auf Straßen, von denen sie alle nicht einmal die leiseste Vorstellung hatten.
Was würde aus ihr werden?
Triff deine Wahl, Höllenfürst, und lebe damit.
Der Gedanke erschreckte ihn in seiner ganzen Klarheit, doch mit einem Mal fühlte er sich frei zu handeln.
Der Höllenfürst trat vor und bot ihr seine rechte Hand an.
Gleichzeitig wild und scheu schlüpfte Jaenelle in das Zimmer, zögerte einen Augenblick und legte dann ihre Hand in die seine.
Er zog sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihrem Nacken. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, sagte er mit einem leisen Grollen in der Stimme.
Jaenelle strich ihm über den Rücken. »Warum?« Sie klang ernstlich verblüfft. »Du hast das Opfer ebenfalls dargebracht und weißt …«
»Normalerweise dauert es nicht drei Tage!«
»Drei Tage!« Sie wich erschrocken zurück, wobei sie gegen Lucivar stolperte, der hinter sie getreten war. »Drei Tage ?«
»Müssen wir von nun an das Protokoll befolgen?«, wollte Lucivar wissen.
»Red keinen Unsinn«, versetzte Jaenelle ärgerlich.
Mit einem Grinsen legte Lucivar den linken Arm um sie, sodass sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte, und hielt
Jaenelle fest an seine Brust gedrückt. »In dem Fall schlage ich vor, dass wir sie zwecks einer kleinen Erfrischung in den nächsten Brunnen tauchen.«
»Das könnt ihr nicht tun!«, stieß Jaenelle hervor und wand sich in seinen Armen.
»Warum nicht?« Lucivar klang neugierig.
Der Grund, den sie ihm nannte, war einfallsreich, aber anatomisch gesehen unmöglich.
Da Saetan Gelächter nicht diplomatisch genug erschien – selbst wenn es von dem Umstand ausgelöst wurde, dass die mitternachtsschwarzen Juwelen Jaenelle nicht verändert hatten – , biss er die Zähne zusammen und schwieg.
Da rührte Tersa sich endlich und trat auf sie zu. Kopfschüttelnd versetzte sie Jaenelle einen leichten Klaps. »Jammern hilft da nicht. Du hast nun die Verantwortung einer Königin auf dich genommen, und Teil deiner Pflichten ist es, dich um die Männer zu kümmern, die zu dir gehören.«
»Wunderbar«, erwiderte Jaenelle bissig. »Wann darf ich sie also verprügeln?«
»Ts, ts, ts«, machte Tersa. »Es sind Männer. Sie dürfen Aufhebens um dich machen und dich umsorgen.« Dann tätschelte sie lächelnd Jaenelles Wange. »Insbesondere Kriegerprinzen sind auf den Kontakt mit ihrer Königin angewiesen. «
»Oh«, sagte Jaenelle säuerlich. »Na gut.«
Tersa legte sich auf das Sofa.
»Also gut, mürrische kleine Katze, du hast die Wahl«, erklärte Lucivar.
»Nicht schon wieder eine deiner Wahlen! Deine Alternativen sind immer grässlich«, stöhnte Jaenelle und ließ sich theatralisch gegen ihn sinken.
»Beinhaltet eine der Alternativen
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