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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Zimmer.
    Saetan wartete, bis sie außer Hörweite war, bevor er sich an Andulvar wandte: »Du gewissenloser Mistkerl«, knurrte er wütend.
    »Große Worte von jemandem, der von nun an zwei Gläser
hiervon am Tag trinken wird«, erwiderte Andulvar selbstgefällig.
    »Wir können immer noch die Pflanzen damit gießen«, schlug Prothvar vor und sah sich suchend im Salon um.
    »Das habe ich längst versucht«, entgegnete Saetan düster. »Draca meinte nur, wenn noch eine Pflanze plötzlich auf unerklärliche Weise verwelkt, würde sie Jaenelle bitten, die Sache zu untersuchen.«
    Andulvar lachte laut auf, was ihm ein gereiztes Knurren der anderen vier Männer einbrachte. »Jeder erwartet von Haylliern, dass sie falsch und verschlagen sind, während man Eyrier gemeinhin für aufrichtig hält. Wenn also einer von uns einmal verschlagen …«
    »Du hast es getan, um ihr einen Grund zu geben, bei uns vorbeizuschauen.« Mephis beäugte sein Glas. »Dafür danke ich dir, Andulvar, aber hättest du nicht …«
    Saetan sprang aus seinem Sessel auf. »Nach einer Stunde verliert es an Wirksamkeit.«
    Andulvar erhob sein Glas. »Du hast es erfasst.«
    Ein Lächeln umspielte Saetans Lippen. »Wenn wir einen Teil des Gebräus aufheben, sodass es einen Großteil seiner Wirksamkeit einbüßt, und ihn dann mit der frischen Dosis mischen …«
    »… erhalten wir ein Mittel, dessen Stärke erträglich ist«, beendete Geoffrey seinen Satz strahlend.
    »Wenn sie es herausfindet, wird sie uns umbringen«, warf Prothvar missmutig ein.
    Saetan hob eine Augenbraue. »Ist es nicht ein wenig spät, mein werter Dämon, sich ausgerechnet darum Gedanken zu machen? Na, was meinst du?«
    Prothvar errötete leicht.
    Im nächsten Moment verengten sich Saetans Augen zu goldenen Schlitzen, als er seine Aufmerksamkeit wieder Andulvar zuwandte. »Aber wir erfuhren erst, nachdem du um eine zweite Dosis gebeten hattest, dass ihr Gebräu im Laufe der Zeit an Wirksamkeit verliert.«
    Andulvar zuckte mit den Schultern. »Die meisten Heiltränke
müssen kurz, nachdem sie gebraut wurden, eingenommen werden. Es war das Risiko wert.« Er lächelte Saetan mit einer Arroganz an, die nur ein Eyrier zustande bringen konnte. »Wenn du allerdings kneifen willst …«
    Saetan tat seine Meinung dazu mit einem Kraftausdruck kund.
    »Dann ist doch alles in bester Ordnung, nicht wahr?«, erwiderte Andulvar gelassen.
    Als die beiden einander ansahen, spiegelten sich in ihren goldenen Augen jahrhundertelange Freundschaft, eine ebenso alte Rivalität und tiefstes gegenseitiges Verständnis wider. Sie erhoben die Gläser und warteten, bis die anderen es ihnen gleichgetan hatten.
    »Auf Jaenelle«, sagte Saetan.
    »Auf Jaenelle«, erklang es aus allen Kehlen.
    Dann seufzten sie einstimmig und tranken die Hälfte des Gebräus.
    7Kaeleer
    M it einem leichten Gefühl der Unzufriedenheit beobachtete Saetan, wie die Lichter von Riada, dem größten Dorf der Blutleute in Ebon Rih, wie eingefangenes Sternenfunkeln aus der tiefen Dunkelheit des Tals hervorleuchteten.
    Er hatte heute mit angesehen, wie die Sonne aufgegangen war. Nein, mehr als das: Er hatte in einem der kleinen Gärten gestanden und tatsächlich die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Antlitz gespürt. Zum ersten Mal seit so vielen Jahrhunderten, dass er längst aufgehört hatte mitzuzählen, war da kein stechender Schmerz in seinen Schläfen gewesen, kein Übelkeit erregendes Kopfweh, das ihm verriet, wie weit er sich von den Lebenden entfernt hatte, und auch kein Nachlassen seiner Kräfte.
    Er fühlte sich körperlich genauso stark wie zu dem Zeitpunkt, als er Hüter geworden war und die ersten Schritte auf
dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod gemacht hatte.
    Das hatte er Jaenelle und ihrem Stärkungsmittel zu verdanken. Das und noch viel mehr.
    Er hatte vergessen, welch sinnliches Erlebnis Essen sein konnte, und in den letzten Tagen hatte er den Geschmack von Rinderbraten und Kartoffeln, Hühnchen, frischem Gemüse und vielem mehr genossen. Er hatte schon nicht mehr gewusst, wie wunderbar sich Schlaf anfühlen konnte im Vergleich zu dem halb wachen Ruhezustand, in den Hüter tagsüber verfielen.
    Außerdem hatte er sich nicht mehr entsinnen können, wie sich echter Hunger anfühlte, oder wie benommen man sein konnte, wenn man völlig übermüdet war.
    Alles hat seinen Preis.
    Er schenkte Cassandra ein verhaltenes Lächeln, als sie zu ihm an das Fenster trat. »Du siehst heute Abend einfach reizend aus«, meinte er,

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