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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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stellen.« Traurig fügte er hinzu: »Auf diese Weise in ihr Inneres gesperrt zu sein, ist das wirklich so anders, als im Abgrund umherzuirren?«
    »Nein,« flüsterte Saetan, »das ist es nicht.« Es war riskant. Mutter der Nacht, und wie riskant es war! »Ich werde mit ihr sprechen.«

    Andulvar, Prothvar, Mephis und Geoffrey verließen ihn, nachdem man übereingekommen war, sich in einem der kleineren Salons zu treffen. Saetan wartete ein paar Minuten, bevor er sich auf den kurzen Weg von seinem Gemach zur Zimmerflucht der Königin machte. Sobald Jaenelle ihren eigenen Hof errichtet haben würde, hätte kein Mann außer ihrem Gefährten, dem Haushofmeister und dem Hauptmann der Wache Zutritt zu diesem Flügel, ohne von ihr herbeigerufen worden zu sein. Nicht einmal ihr Vormund.
    Behutsam klopfte Saetan an Jaenelles Schlafzimmertür. Als er keine Antwort erhielt, lugte er in das Gemach. Niemand war dort. Dann sah er im angrenzenden Wohnzimmer nach, das jedoch ebenfalls leer war.
    Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und fragte sich, wohin sein unberechenbares Kind verschwunden sein mochte. Er konnte spüren, dass Jaenelle sich in der Nähe aufhielt, doch mittlerweile wusste er, dass ihre ungewöhnlich intensive mentale Signatur es manchmal schwierig machte, den genauen Aufenthaltsort des Mädchens zu bestimmen. Vielleicht war es schon immer so gewesen, und es war ihm nur nie aufgefallen, weil sie früher nie mehr als ein oder zwei Stunden am Stück miteinander verbracht hatten. Jetzt füllte sie den gewaltigen Bergfried mit ihrer Gegenwart, und ihre Signatur war Genuss und Qual zugleich. Sie zu spüren und ihr von ganzem Herzen dienen zu wollen, während man gleichzeitig aus ihrem Leben ausgesperrt wurde …
    Eine schlimmere Folter konnte es nicht geben.
    Er war nicht nur wegen Andulvar, Mephis, Prothvar und Geoffrey gewillt, ihr Gleichgewicht aufs Spiel zu setzen, indem er sie darum bat, sie alle nicht länger auszugrenzen. Es gab da noch einen anderen Mann, an den er in letzter Zeit immer öfter denken musste. Wenn sie innerlich nicht heilen, wenn sie niemals die Berührung eines Mannes ertragen könnte …
    Natürlich war er selbst nicht der Schlüssel, der diese letzte Tür aufsperren konnte. Saetan konnte viel tun, doch das nicht. Er war nicht der Schlüssel.

    Daemon Sadi war der Schlüssel.
    Daemon … Daemon, wo steckst du? Warum bist du nicht hergekommen?
    Saetan wollte sich gerade zurückziehen, um Draca ausfindig zu machen – die immer wusste, wo sich jeder einzelne Bewohner des Bergfrieds aufhielt –, als ein Geräusch seine Aufmerksamkeit auf die halb offene Tür am Ende des Flurs lenkte.
    Während er darauf zuschritt, stellte er fest, wie viel besser es seinem Bein ging, seitdem Jaenelle ihn mit ihrem Stärkungstrank behandelte. Wenn er das Mittel noch ein paar Wochen ertrug, könnte er auf den Stock verzichten – und dann hoffentlich auch auf den Trank.
    Er hatte die Tür beinahe erreicht, als jemand dahinter überrascht aufkreischte. Es folgten ein lauter Knall und ein Zischen, woraufhin eine lila – , grau- und rosafarbene Wolke aus dem Zimmer drang, und eine weibliche Stimme murmelte: »Verflixt und zugenäht!«
    Langsam sank die Wolke zu Boden.
    Saetan streckte die Hand aus und starrte auf die Flecken in Lila, Grau und Rosa, die seine Haut und die Manschetten bedeckten. In seinem Magen schwirrten Schmetterlinge umher, die ihn kitzelten und den irrationalen Wunsch in ihm aufkommen ließen, kichernd das Weite zu suchen.
    Er unterdrückte das Kichern, versuchte sich zusammenzureißen und lugte vorsichtig ins Innere des Zimmers.
    Jaenelle stand mit verschränkten Armen vor einem großen Arbeitstisch und wippte ungeduldig mit dem Fuß, während sie unwillig in ein Buch über die Kunst blickte, das über dem Tisch schwebte. Die Kerzen zu beiden Seiten des Buches tauchten das umliegende Chaos in ein angenehm gedämpftes Licht. Das gesamte Zimmer – und alles, was sich darin befand, inklusive Jaenelle – war mit einer großzügigen Schicht des dreifarbigen Staubes bedeckt. Lediglich das Buch war sauber. Sie musste einen Schutzzauber darum gelegt haben, bevor sie angefangen hatte … was auch immer es war, womit sie angefangen hatte.

    »Ich glaube nicht, dass ich auch nur das Geringste hierüber erfahren möchte«, sagte Saetan trocken und stellte sich vor, wie Draca auf die Unordnung reagieren würde.
    Jaenelle bedachte ihn mit einem halb aufgebrachten, halb belustigten Blick. »Nein, das

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