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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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würde sie ihre ganze Überredungskunst kosten, Greer dazu zu bringen, sich in die Burg zu schleichen, um einen Blick auf das neue Spielzeug des Höllenfürsten zu werfen.
    Bloß gut, dass im Zimmer nebenan ebenfalls ein solch exquisiter Leckerbissen wartete.
    9Terreille
    S urreal schlenderte eine ruhige, heruntergekommene Seitenstraße entlang, in der niemand Fragen stellte. Männer und Frauen saßen auf den Treppen vor den Häusern und genossen die leichte Brise, die den schwülen Nachmittag erträglich machte. Niemand sprach Surreal an, und sie, die in ihrer Kindheit zwei Jahre lang in einer Straße wie dieser gelebt hatte, hielt sich genauso an das ungeschriebene Gesetz und ging an den Menschen vorüber, als seien sie nicht da.
    Sobald sie das Gebäude erreichte, in dem sie eine Wohnung unter dem Dach gemietet hatte, konnte Surreal die Augen spüren, die kurz auf ihr verweilten. Beiläufig ließ sie den schweren Korb, den sie trug, von der rechten Hand in die linke gleiten, während sie beobachtete, wie ein Mann die Straße überquerte und sich ihr vorsichtig näherte.
    Nicht den Dolch für diesen Kerl hier, entschied sie. Stattdessen ein großes Messer, wenn es nötig sein sollte. Die Art, wie er sich bewegte, ließ vermuten, dass er eine tiefe Wunde in der linken Seite haben mochte, die noch nicht verheilt war.
Er würde versuchen, seine Seite zu schützen; andererseits vielleicht aber auch nicht, wenn es sich um einen kampferprobten Krieger handelte.
    Der Mann blieb eine Körperlänge von ihr entfernt stehen. »Lady.«
    »Krieger.«
    Sie gewahrte einen Funken Angst in seinen Augen, bevor er ihn verbergen konnte. Sie konnte ihm ohne zu zögern seine Kaste sagen, trotz seines Versuches, sich zu verstellen. Das machte ihm deutlich, dass sie stark genug war, jede Art der Auseinandersetzung mit ihm zu gewinnen.
    »Der Korb sieht schwer aus«, sagte er, immer noch vorsichtig.
    »Ein paar Bücher und das Essen für heute Abend.«
    »Ich könnte ihn dir nach oben bringen … in ein paar Minuten.«
    Sie verstand die Warnung. Jemand wartete auf sie. Wenn sie die Begegnung überlebte, würde der Krieger ihr den Korb bringen; andernfalls würde er die Ausbeute unter ein paar wenigen ausgewählten Bewohnern seines Hauses verteilen, um sich ihre Unterstützung zu erkaufen, sollte er sie in Zukunft einmal benötigen.
    Surreal stellte den Korb auf dem Gehsteig ab und trat einen Schritt zurück. »Zehn Minuten.«
    Auf sein Nicken hin stieg sie eilig die Treppe zum Hauseingang empor. Dann hielt sie lange genug inne, um zwei graue Schutzschilde um sich zu legen, darüber einen grünen. Wer auch immer auf sie wartete, würde hoffentlich zuerst auf den grünen Schild reagieren. Außerdem rief sie ihr größtes Jagdmesser herbei. Wenn es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen sollte, würde die lange Klinge ihre Reichweite entscheidend vergrößern.
    Die Hand am Türknauf, ertastete sie rasch mental den Eingangsbereich dahinter. Sie fand nichts Ungewöhnliches.
    Mit einer raschen Drehung des Knaufs war Surreal im Innern des Gebäudes und warf einen Blick in die Ecke hinter der Tür. Sie stieß die Tür mit dem Fuß zu und stellte sich mit
dem Rücken zur Wand, an der rostige Briefkästen hingen. Ihre großen, goldgrünen Augen gewöhnten sich schnell an das schummrige Licht, das im Treppenhaus herrschte. Keinerlei Geräusche. Und kein offensichtliches Gefühl einer drohenden Gefahr.
    Flink erklomm sie die Treppenstufen, immer darauf bedacht, Stimmungsfetzen oder einzelne Gedanken eines potentiellen Feindes aufzuschnappen.
    Sie erreichte den dritten Stock, den vierten. Schließlich war sie auf der fünften Etage angelangt.
    In eine Ecke gegenüber ihrer Wohnungstür gedrückt, setzte Surreal erneut ihre mentalen Sinne ein – und bemerkte endlich, was anders war.
    Eine dunkle Signatur. Gedämpft und irgendwie verändert, aber doch vertraut.
    Erleichtert – und ein wenig verärgert –, weil es keinen Kampf geben würde, ließ Surreal das Messer verschwinden, sperrte die Tür auf und trat ein.
    Sie war ihm nicht mehr begegnet, seitdem er vor zwei Jahren Dejes Haus des Roten Mondes verlassen hatte. Es sah nicht aus, als seien es leichte Jahre für ihn gewesen. Sein schwarzes Haar war lang und ungleich geschnitten. Seine Kleidung war schmutzig und zerlumpt. Als er keinerlei Reaktion an den Tag legte, obgleich sie die Tür hörbar hinter sich schloss, sondern weiterhin unverwandt auf die Skizze blickte, die sie neulich

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