Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
ist der Freund, der mich in der Kunst unterwiesen hat, und nun lebe ich hier bei ihm.«
Kaetien schnaubte und schien sich wieder zu beruhigen.
Saetan betrachtete die beiden, ohne sich die Gefühle anmerken zu lassen, die ihn bewegten. Noch konnte er nicht darauf drängen, doch eines Tages würde er sich mit Kaetien über Jaenelles Vater unterhalten müssen.
Kaetien scharrte mit den Hufen, als zwei junge Stallburschen langsam auf sie zukamen. Der Ältere fasste sich kurz mit den Fingern an die Hutkrempe. »Meinst du, der Prinz hätte gerne etwas Futter und möchte vielleicht gestriegelt werden? «
Erst zögerte Jaenelle, doch dann verzog sie die Lippen zu einem Grinsen, während sie weiterhin Kaetiens Hals streichelte. »Ich sollte selbst endlich frühstücken«, erwiderte sie leise. Sie versuchte sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar zu fahren, und schnitt eine Grimasse. »Und mir könnte es auch nicht schaden, gestriegelt zu werden.«
Kaetien warf den Kopf zurück, was sich als Geste der Zustimmung deuten ließ.
Nachdem Jaenelle von dem Hengst abgestiegen war, lief sie die Eingangstreppe empor. Dann wirbelte sie herum, die Hände in die Hüften gestemmt und Feuer in den Augen. »Ich bin nicht heruntergefallen! Ich habe lediglich ein wenig das Gleichgewicht verloren.«
Das Einhorn betrachtete sie mit einem Schnauben.
»Meine Beine sind nicht schwächlich, und an meinem Sitz ist nicht das Geringste auszusetzen. Außerdem wäre ich dir dankbar, wenn du deine Nase in dein eigenes Futter stecken könntest. Ich esse mehr als genug!« Sie sah Saetan an. »Nicht wahr?« Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Nicht wahr?«
Saetan entschied, dass es am sichersten war, nichts zu erwidern.
Jaenelles Augen wurden noch eine Spur schmaler, als sie ärgerlich hervorstieß: »Männer.«
Zufrieden folgte Kaetien den Stallburschen.
Wütend vor sich hin murmelnd, stürmte Jaenelle an Andulvar und Beale vorbei auf das Esszimmer zu, in dem das Frühstück serviert wurde.
Mit einem fröhlichen Heulen setzte Rauch seine morgendliche Runde fort.
»Er hat sie absichtlich gereizt«, erklang Andulvars Stimme aus der Nähe des Türrahmens.
»Sieht so aus«, pflichtete Saetan ihm leise lachend bei. Langsam gingen sie in Richtung des Frühstückszimmers. »Aber ist es nicht ein Trost, dass ein paar unserer Brüder ein ausgesprochenes Talent darin entwickelt haben, ihr keine Ruhe zu lassen?«
»Dieser spezielle Bruder weiß wahrscheinlich ganz genau, wie schnell er im Galopp Reißaus nehmen kann.«
Saetan lächelte. »Ich gehe einmal davon aus, dass beide das wissen.«
Sie saß am Frühstückstisch und zerpflückte eine Scheibe Toast.
Vorsichtig ließ sich Saetan am anderen Ende des Tisches nieder, goss sich eine Tasse Tee ein und spürte ein Gefühl der Dankbarkeit in sich aufsteigen, da Toast derzeit das Einzige zu sein schien, das sie zu zerreißen gedachte.
»Vielen Dank, dass du mir so den Rücken gestärkt hast«, meinte sie bissig.
»Du würdest doch wohl nicht wollen, dass ich einen anderen Kriegerprinzen belüge, oder?«
Jaenelle warf ihm einen zornigen Blick zu. »Ich hatte vergessen, wie herrisch Kaetien sein kann.«
»Er kann nichts dafür«, entgegnete er besänftigend. »Es ist ein Teil seines Wesens.«
»Nicht alle Einhörner sind herrisch.«
»Ich dachte eher an Kriegerprinzen.«
Sie wirkte überrascht, dann schenkte sie ihm ein Lächeln. »Du musst es ja wissen.« Anschließend griff sie nach einer weiteren Toastscheibe und begann, sie zu zerrupfen. Auf einmal wirkte Jaenelle nachdenklich. »Papa? Meinst du wirklich, sie würden herkommen?«
Es gelang ihm, die Tasse an die Lippen zu führen, obwohl seine Hände zu zittern begonnen hatten. »Deine Menschenfreunde? «, erkundigte er sich gelassen.
Sie nickte.
Er griff über den Tisch und bedeckte ihre ruhelosen Hände mit den seinen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden, Hexenkind. Schreibe die Einladungen, und ich kümmere mich darum, dass sie verschickt werden.«
Jaenelle wischte sich die Hände an ihrer Serviette ab. »Ich werde nachsehen, wie es Kaetien geht.«
Eine Weile stocherte Saetan auf seinem Frühstücksteller herum und trank eine zweite Tasse Tee, bevor er schließlich aufgab. Er musste mit jemandem reden und die Besorgnis und Aufregung teilen, die in ihm brodelten. Selbstverständlich würde er Cassandra informieren, doch sie gingen dieser Tage immer sehr förmlich miteinander um, und er hatte keine Lust,
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