Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
war.
Jaenelle ging im Wohnzimmer auf und ab, die Arme um die Taille geschlungen. Sie warf ihm einen zornentbrannten Blick zu und fauchte: »Verschwinde, Daemon!«
Sie sollte sich heute ausruhen, dachte Daemon, während der Ärger immer weiter in ihm aufwallte. Wahrscheinlich hatte sie das vor der Szene im Esszimmer auch getan.
»Da ich der einzige Mann im Ersten Kreis bin, der nicht dein Missfallen erregt zu haben scheint, bin ich auf den Gedanken verfallen, nach dir zu sehen und herauszufinden, ob du irgendetwas benötigst. Warum bist du übrigens nicht auch auf mich böse?« Obgleich er sich Mühe gab, gelassen zu sprechen, klang seine Stimme gereizt. Er wusste, dass er eigentlich dankbar sein sollte, ihrer Standpauke im Gegensatz zu den anderen entgangen zu sein. Stattdessen grämte ihn der Umstand, davon ausgeschlossen worden zu sein – bis ihn ihr eiskalter Saphirblick mit voller Wucht traf.
»Wusstest du, dass du es mir hättest melden sollen, dass Vania Aaron nachstellte?«, wollte Jaenelle eine Spur zu leise wissen.
»Nein, das wusste ich nicht. Doch ich hätte es auch so nicht gemeldet.«
»Warum nicht, im Namen der Hölle?«, rief Jaenelle.
Hitze. Daemons Beine wurden schwach, während die Erleichterung ihn schier übermannte. Der Dunkelheit sei Dank, dies war nicht länger kalte Wut, sondern siedend heißer Zorn. Damit wusste er umzugehen. »Weil sie ihn verfolgt hat! Aaron war nicht dabei, sie zu verführen, oder machte stillschweigende Einladungen. Sie hat versucht, ihn in ihr Bett zu drängen, weil sie ihn erobern wollte. Es war ihr völlig gleichgültig, was sie ihm damit antun würde.«
»Genau!«
Sie begriff noch immer nicht. Daemon fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Beim Feuer der Hölle, Frau, der Mann ist verheiratet und hat eine kleine Tochter! Wenn er etwas gesagt hätte, hätte Kalush ihm dann wirklich geglaubt, dass ihn keinerlei Schuld traf?«
»Natürlich hätte sie das!«, schrie Jaenelle. »Aber wenn er das Gefühl hatte, nicht mit Kalush darüber reden zu können, hätte er sich doch an mich oder Karla oder Gabrielle wenden können.«
»Und inwiefern hätte das geholfen?«, brüllte Daemon zurück. »Ihr hättet Kalush davon erzählt, und er würde trotzdem wegen etwas in Verdacht geraten, das er nicht getan hat, ja, das er nicht einmal tun wollte !«
»Wieso schwatzt du dauernd etwas von Verdacht? Hier geht es nicht um Verdacht.«
»Warum bist du dann so wütend auf ihn?«, schrie Daemon.
»Weil sie ihn verletzt hat, und das hätte nicht passieren dürfen!« Auf einmal füllten sich Jaenelles Augen mit Tränen. »Ich bin wütend auf ihn, weil ihm wehgetan wurde. Meinst du denn, ich weiß nicht, wie überglücklich und ängstlich er ist, seitdem Kalush schwanger wurde? Wie viel sie und Arianne ihm bedeuten? Wie verletzlich er sich fühlt, sobald eine andere Frau Interesse an ihm zeigt?« Sie wischte sich eine Träne fort, die ihr die Wange hinabrollte. »Aber ihr alle habt die Sache so gut verborgen, dass wir nichts außer der Gereiztheit wahrnahmen, die euch gepackt hatte, seitdem diese … Leute … auf die Burg gekommen sind. Wenn wir auch nur das Geringste geahnt hätten, wäre der Hexensabbat schon lange eingeschritten.«
Daemon kniff die goldenen Augen zusammen, da er etwas unter der Oberfläche der Worte mitschwingen hörte. »Was noch?«
Jaenelle zögerte. »Alexandra ist meine Großmutter.«
Daemon sprang so schnell auf sie zu, dass sie rasch einen Schritt zurückwich und über die Schleppe ihres Kleides stolperte. Er fing sie auf, indem er sie an den Armen packte und an sich zog. »Du wirst dich nicht in Schuldgefühle fallen lassen, Jaenelle«, sagte er grimmig. »Hörst du mich? Das wirst du nicht tun. Sie ist deine Großmutter . Eine erwachsene Frau. Als Erwachsene ist sie für ihre Taten selbst verantwortlich. Als Königin obliegt es ihr, ihren eigenen Hof unter Kontrolle zu halten. Wenn irgendjemanden außer Vania die Schuld trifft, dann Alexandra. Sie war gewarnt und unternahm trotzdem nichts.« Als Jaenelle zu widersprechen begann, schüttelte er sie so fest, dass sie die Zähne entblößte und ihn wütend anfauchte. »Wenn du Schuld auf dich nehmen möchtest, weil sie hier sind, dann ist Wilhelmina genauso mitschuldig.«
Oh, der Zorn in ihren Augen!
Besänftigend strich Daemon ihr über die Arme. »Wenn man Wilhelmina nicht die Mitschuld an Vanias Taten oder Alexandras
Nichtstun geben sollte, wie kannst du dann so ungerecht sein und die
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