Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
genug, um ihm das Leben zu retten, doch nicht rechtzeitig, um ihn davor zu bewahren, durch den Zusammenprall von Grau und Opal umgeworfen zu werden.
Als Wilhelmina sah, wie der Wolf zu Boden ging, stieß sie einen Schrei aus und umkrallte die Hand, die ihren Arm hielt. Osvald wirbelte herum und hieb so fest auf sie ein, dass sie bewusstlos zu Boden stürzte. Dann wandte er sich wieder Graufang zu, der sich zitternd erhoben hatte.
»Sag dem Wolf, er soll sich zurückziehen«, befahl Falonar, der seinen eyrischen Langbogen herbeigerufen hatte und einen Pfeil auf die Sehne legte.
Hastig folgte Surreal seiner Aufforderung – und empfand Erleichterung, als Graufang reagierte. Während das Gejaule und Gebrüll verwandter Wesen alle auf der Burg alarmierten, konnte Surreal die Flut aggressiver männlicher Kraft spüren,
die von allen Seiten auf den Hof zuströmte. Und sie erahnte die kalte weibliche Macht, die ihr folgte.
Falonar zielte.
»Schieß dem Mistkerl mitten ins Herz«, flüsterte Surreal.
»Wir wissen nicht, was dort unten vor sich geht«, erwiderte Falonar.
Tatsächlich? , dachte Surreal boshaft. Was müssen wir denn sonst noch herausfinden?
Als sich Osvald wieder Wilhelmina zuwandte, ließ Falonar den Pfeil losschnellen, der zielgenau das linke Knie des Mannes durchschlug.
Schreiend ging Osvald zu Boden.
Falonar packte Surreal am linken Arm und ließ sich mit ihr vom Dach fallen – ohne den Sturz mithilfe seiner Flügel sonderlich zu verlangsamen.
»Pass auf die Frau auf«, sagte Falonar und rannte auf Osvald zu, statt des eyrischen Bogens nun eine mit einer Klinge versehene Stange in der Hand.
»Ich kann …«
» Tu, was ich dir gesagt habe! «
Es war nicht der rechte Zeitpunkt, um die Sache auszudiskutieren. Surreal rief ihr bestes Messer herbei und lief auf Wilhelmina zu. Da packte Osvald mit der linken Hand Wilhelminas Knöchel. Surreal musste über die schlaue Verschlagenheit des Mannes fluchen. Vielleicht wusste jemand anders, wie man es bewerkstelligte, einen Schutzschild um die junge Frau zu legen, solange Osvald Körperkontakt mit ihr hatte, doch sie war dazu nicht in der Lage. Dann sah sie, wie ein kurzes Messer in seiner rechten Hand aufblitzte – und wusste aufgrund der Mischung aus Wut und Triumph, dass das Gift an der Klinge schnell und tödlich wirken würde.
Wieder blitzte etwas im Sonnenlicht auf. Als Osvalds Hand einen Bogen beschrieb, um das Messer in Wilhelminas Bein zu rammen, durchtrennte Falonar ihm die Handgelenksknochen, als handele es sich um weiche Butter. Anschließend fing er die abgetrennte Hand und das Messer mithilfe
seiner Stange auf und schleuderte beides von Wilhelmina fort.
Erneut fuhr die Klinge hinab, und Falonar durchtrennte seinem Gegner das Gelenk der Hand, die Wilhelminas Knöchel gepackt hielt.
Einen Augenblick später erreichte Surreal Wilhelmina – und Lucivar und der Großteil der Männer des Ersten Kreises strömten ebenfalls in den Hof. Karla und Gabrielle waren mit dabei.
Alexandra und ihr Gefolge erschienen auch.
Die Sache ist nicht ganz nach Plan verlaufen, nicht wahr? , dachte Surreal, während sie beobachtete, wie Alexandra sich in dem Innenhof umblickte und leichenblass wurde. Surreal ließ ihr Messer verschwinden und legte Wilhelmina eine Hand auf den Rücken, mit der anderen tätschelte sie Graufang, sobald er zu ihr gehumpelt kam. Dann legte sie einen grauen Schild um sich und die beiden. Wahrscheinlich war es nicht notwendig, doch es gab keinen Anlass, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Ihr Blick wanderte zu Falonar, der so Stellung bezogen hatte, dass die Klinge an seiner Stange beim nächsten Mal den Hals des Mistkerls durchtrennen würde. Um Falonar legte sie ebenfalls einen Schild. Sie konnte seine überraschte Freude spüren, als sich ihr Schild um ihn aufbaute – und fragte sich, wovor er sich fürchtete.
Gabrielle stürzte auf den Lakaien zu, um ihm zu helfen, während Karla sich, ohne Osvald zu berühren, der Heilkunst bediente, um die verletzten Blutgefäße zu versiegeln.
»Was ist hier los?«, wollte Alexandra wissen, deren scharfer Tonfall mehr von Angst als von Ärger herzurühren schien. »Wieso greifst du einen meiner Begleiter an?«
»Hast du ihn geschickt?«, fragte Lucivar mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme.
»Ich habe ihn geschickt, um Wilhelmina ein Geschenk zu überbringen«, sagte Alexandra.
Lucivars Lachen klang seltsam bitter. »Und der Bastard hat es abgeliefert, nicht wahr?«
»Als
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