Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
mir ist in dich eingeflossen!*
Wieder legte sich Schweigen über den Ort. Jenseits der Felswand schien sich ein heftiges Unwetter zusammenzubrauen.
*Hast du sonst noch etwas zu sagen?*, erkundigte sich Hexe .
* Dir werde ich niemals etwas zu sagen haben*, erwiderte Alexandra.
*Na gut.*
Die Felswand löste sich auf. Die Kräfte im Abgrund strömten herbei, um den leeren Raum zu füllen – und versuchten, das Gefäß im Innern des Raumes zu füllen.
Alexandra konnte spüren, wie die gewaltige Flutwoge sie zu zerdrücken begann; da brachte eine Quelle dunkler Macht jene Flut ins Gleichgewicht und zähmte sie, um zu verhindern, dass Alexandras Geist zerbarst. Etwas in ihrem Innern zerbrach, und einen Augenblick lang empfand sie einen durchdringenden Schmerz und qualvolle Trauer.
Und dann fühlte sie gar nichts mehr.
Alexandra erwachte langsam. Sie lag zugedeckt in einem Bett, und ihr war angenehm warm, doch sie merkte auf der Stelle, dass etwas nicht stimmte. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er mit Watte ausgestopft, und ihr Körper schmerzte, als leide sie an einem Fieber.
Als sie die Augen aufschlug, erblickte sie Saetan, der in einem Sessel in der Nähe des Bettes saß. »Ich will dich nicht«, krächzte sie heiser.
»Ich dich auch nicht«, versetzte er trocken, wobei er nach einer Tasse griff, die auf dem Nachttisch stand. »Hier. Das wird dir helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.«
Ächzend stützte sie sich auf einen Ellbogen – und bemerkte ihre Juwelen, den Opal-Anhänger und den Ring auf dem Nachttisch. Sie waren leer, das Kraftreservoir war vollständig aufgebraucht.
Instinktiv wandte sie sich verzweifelt nach innen und versuchte, in die Tiefe ihrer Juwelenkraft hinabzutauchen. Sie kam nicht einmal bis Weiß. Der Zutritt zum Abgrund war ihr verwehrt, und ihr Geist fühlte sich an, als sei er in Stein eingemauert.
»Du verfügst noch über einfache Kunst«, sagte Saetan leise.
Entsetzt starrte Alexandra ihn an. »Einfache Kunst?«
»Ja.«
Sie starrte ihn weiter an, während sie sich der machtvollen Flutwoge und des kurzen Schmerzes entsann. »Sie hat mich zerbrochen«, flüsterte Alexandra. »Dieses Miststück hat mich zerbrochen .«
»Pass auf, was du über meine Königin sagst«, knurrte Saetan.
»Was willst du tun?«, fuhr sie ihn an. »Mir die Zunge herausreißen? «
Er hatte es nicht nötig, ihr zu antworten. Sie konnte es in seinen Augen sehen.
»Trink das hier«, meinte er eine Spur zu ruhig und reichte ihr die Tasse.
Da sie es nicht wagte, ihm zuwiderzuhandeln, trank sie das Gebräu und gab ihm anschließend die Tasse zurück.
»Ich bin nicht einmal mehr eine Hexe.« Ihr traten die Tränen in die Augen.
»Eine Hexe ist immer noch eine Hexe, selbst wenn sie zerbrochen und nicht länger in der Lage ist, die Juwelen zu tragen. Eine Königin ist immer noch eine Königin.«
Alexandra stieß ein verbittertes Lachen aus. »Oh, das sagt sich so leicht, nicht wahr? Welche Art Königin kann ich denn sein? Meinst du wirklich, ich kann einen Hofstaat aufrechterhalten? «
»Andere Königinnen haben es getan. Magische Kraft ist nur ein Faktor, der starke Männer anzieht und sie dazu bringt, zu dienen.«
»Und glaubst du, ich kann einen Hof um mich halten, der stark genug ist, damit ich weiterhin die Königin von Chaillot bleibe?«
»Nein«, kam Saetans leise Antwort nach einer langen Pause. »Aber das hat nichts mit deiner Fähigkeit zu tun, Juwelen zu tragen.«
Sie schluckte die Beleidigung, da sie nicht wagte, etwas anderes zu tun. »Bist du dir darüber im Klaren, was nun auf Chaillot geschehen wird?«
»Dein Volk wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine andere Königin wählen.«
»Es gibt keine andere Königin, die stark genug wäre, um als Herrin des Territoriums anerkannt zu werden. Deshalb…« … bin ich überhaupt immer noch an der Macht. Nein, das konnte sie ihm nicht sagen.
Sie schob sich empor, bis sie aufrecht saß, und wartete darauf, dass ihr Kopf endlich klarer würde. Jenes seltsame, dumpfe Empfinden würde vergehen, doch ihr Verlustgefühl würde niemals verschwinden. Dieses Miststück, das sich als ihre Enkelin ausgegeben hatte, war dafür verantwortlich. »Sie ist ein Ungeheuer«, murmelte sie.
»Sie ist der lebende Mythos, Fleisch gewordene Träume«, meinte Saetan kalt.
»Nun, mein Traum war sie nicht!«, entgegnete Alexandra
barsch. Wie könnte dieses widerwärtige, entstellte Wesen irgendjemands Traum sein …«
»Geh nicht wieder zu weit, Alexandra«,
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