Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
langen Jahrhunderte der Sklaverei, als sie nur einander gehabt hatten, war ihre Wut immer wieder aufgelodert und in Hass umgeschlagen, doch darunter hatte sich immer Liebe befunden.
Lucivar stieß sich von der Mauer ab und ging die Treppe hinab. Er ließ sich auf dem Gras neben Daemon in die Knie sinken und berührte seinen Bruder an der Schulter.
Daemon blickte ihn an, das Gesicht von Kummer und Schmerz gezeichnet. Dann warf er sich ihm in die ausgebreiteten Arme.
»Ich will sie wiederhaben«, rief Daemon schluchzend. »Oh, Lucivar, ich will sie zurück!«
Lucivar hielt ihn fest umschlungen, während ihm selbst die Tränen die Wangen hinabliefen. »Ich weiß, Bruder. Ich weiß.«
2 Kaeleer
D u reist ab?« Lucivar sprang auf und starrte Saetan entgeistert an. »Was meinst du damit, du reist ab ? Wohin?« Er ging hinter den beiden Sesseln auf und ab, die vor dem Ebenholzschreibtisch standen. Anklagend wies er mit dem Finger auf seinen Vater. »Du gehst nicht ins Dunkle Reich. Dort ist niemand mehr. Und du wirst nicht alleine leben.«
»Lucivar«, sagte Saetan ruhig. »Lucivar, so hör mir doch bitte zu.«
»An dem Tag, an dem die Sonne in der Hölle scheint!«
*Mistkerl*, meinte Daemon auf einem schwarzgrauen Speerfaden.
*Und warum im Namen der Hölle sitzt du bloß dort?*,
wollte Lucivar wissen. *Schließlich ist er auch dein Vater. *
Daemon verbiss sich eine wütende Entgegnung. *Lass ihn ausreden, Mistkerl. Wenn uns nicht gefällt, was er zu sagen hat, dann werden wir auf alle Fälle etwas dagegen unternehmen. * »Du willst wegen Sylvia fort?«, fragte er seinen Vater.
Lucivar erstarrte. Leise fluchend sank er in seinen Sessel zurück.
»Zum Teil«, antwortete Saetan. »Hüter sollen sich nicht inmitten der Lebenden aufhalten. Nicht auf diese Weise.« Er zögerte, bevor er hinzufügte: »Wenn ich bleibe … Ich kann nicht bleiben und mit ihr befreundet sein und sie ermuntern … Sie verdient es, mit jemandem zusammen zu sein, der ihr mehr geben kann als ich.«
»Du könntest nach Ebon Rih kommen und bei uns leben«, schlug Lucivar vor.
»Danke, Lucivar, aber ich muss dein Angebot ablehnen. Mir …« Saetan holte tief Luft. » Mir wurde eine Stelle im Bergfried als stellvertretender Geschichtsschreiber und Bibliothekar angeboten. Geoffrey meint, er spüre langsam die Last der Jahre, außerdem sei es meine Schuld, dass er jetzt mehr Arbeit denn je habe, weil ich dem Hexensabbat die Bibliothek des Bergfrieds gezeigt hätte. Von daher ist es an der Zeit, dass ich mich ein wenig nützlich mache.«
»Der Bergfried ist gleich um die Ecke von unserem Haus«, sagte Lucivar.
»Du wirst auf keinen Fall Daemonar in die Bibliothek bringen !«
Lucivar bedachte Saetan mit einem schiefen Grinsen. »Hast du mich etwa dorthin mitgenommen, als ich in seinem Alter war?«
»Einmal«, erwiderte Saetan trocken. »Und Geoffrey erinnert mich heute noch gelegentlich an dieses kleine Abenteuer.« Er warf Daemon einen Blick zu. »Ich werde euch beide besuchen. Schließlich muss ich doch wissen, welchen Unsinn ihr anstellt.«
Die Anspannung fiel von Daemon ab. Er wollte seinen Vater
sehen, aber nicht im Schwarzen Askavi. Den Bergfried würde er niemals wieder betreten.
»Der Familie gehören drei Gebiete in Dhemlan«, erklärte Saetan. »Ich habe sie zwischen euch aufgeteilt. Daemon, dir überlasse ich die Burg und sämtliche Ländereien und Erträge, die dazugehören. Lucivar, du erhältst das Land nahe der Grenze von Askavi. Der andere Besitz soll euch beiden gehören.«
»Ich brauche keine Ländereien«, wandte Lucivar ein.
»Du bist immer noch der Kriegerprinz von Ebon Rih, weil die Leute wollen, dass du der Kriegerprinz von Ebon Rih bist. Doch vielleicht möchte Daemonar nicht herrschen – oder du könntest andere Söhne und Töchter haben, die eine andere Art von Leben vorziehen. Du wirst der Verwalter dieser Ländereien sein, weil die Familie SaDiablo dieses Land seit tausenden von Jahren verwaltet hat. Verstanden?«
»Ja, Sir«, meinte Lucivar leise.
»Und du?«, sagte Saetan mit einem strengen Blick auf Daemon.
»Ja, Sir«, erwiderte er genauso leise. Nun, das erklärte, weshalb Saetan die letzten beiden Monate darauf bestanden hatte, ihn in die Familiengeschäfte einzuführen. Er hatte geglaubt, es handele sich nur um den Versuch, ihn zu beschäftigen, damit er keine Zeit zum Nachdenken habe.
Die Arbeit war ihm mehr als willkommen gewesen, zumal Saetan die Bürde auf sich genommen hatte, Geoffrey bei einer
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