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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wenn du aufhörst, ihm auf die Füße zu steigen«, knurrte Lucivar leise, während er ihr die Schuhe auszog.
    »Es ist Marians Aufgabe, Lucivar zu striegeln«, erklärte Jaenelle ernsthaft.
    »Na gut.«
    »Ich denke, ich lasse uns Kaffee und Toast heraufschicken«, meinte Lucivar.
    Wilhelmina blickte Lucivar nach, bis er das Zimmer verlassen hatte. »Ich dachte, er sei furchteinflößend, dabei ist er bloß groß.«
    »Mhm. Warum legst du dich nicht ein bisschen hin?«, schlug Jaenelle vor.
    Wilhelmina gehorchte. Als Jaenelle sie fertig zugedeckt hatte, sagte Wilhelmina: »Alle haben geglaubt, dass du tot bist. Aber mir haben sie immer gesagt, wir hätten dich ›verloren‹. Dabei wusste ich die ganze Zeit über, dass das nicht stimmt, denn du hast mir gesagt, wo ich dich finden kann. Wie konntest du verloren gehen, wenn du doch gewusst hast, wo du warst?«
    Sie blickte in Jaenelles saphirblaue Augen. Der Geist hinter diesen Augen war so unermesslich. Doch davor hatte sie nun keine Angst mehr. »Du wusstest immer, wo du bist, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Jaenelle leise. »Ich wusste es immer.«
    3 Kaeleer
    Alexandra hielt inne, holte tief Luft und öffnete die Tür, ohne anzuklopfen.
    Die Frau mit den goldenen Haaren, die in einem Mörser Kräuter zerstieß, drehte sich nicht um oder zeigte auf andere Art und Weise, dass sie die Anwesenheit einer weiteren Person
bemerkt hatte. Über dem Arbeitstisch schwebte eine gewaltige Schüssel und wurde von drei Flammen Hexenfeuer erwärmt. Ein Löffel rührte langsam den Inhalt der Schüssel um.
    Alexandra wartete. Nach einer Minute sagte sie mit gepresster Stimme: »Könntest du einen Moment aufhören, mit diesem Zeug herumzuhantieren, und deine Großmutter begrüßen? Schließlich ist es dreizehn Jahre her, seitdem ich dich zum letzten Mal gesehen habe.«
    »Eine Minute mehr wird bei einer Begrüßung keinen Unterschied machen, die dreizehn Jahre lang warten konnte«, entgegnete Jaenelle und schüttete die fein gemahlenen Kräuter in die Schüssel, deren Inhalt mittlerweile Blasen warf. »Aber sie wird einen Unterschied machen, was den Wirkungsgrad dieses Stärkungsmittels betrifft.« Sie drehte sich halb um und bedachte Alexandra mit einem scharfen Blick, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gebräu zuwandte.
    Alexandra biss die Zähne zusammen. Jetzt entsann sie sich, weshalb sie es immer so schwierig gefunden hatte, mit ihrer Enkelin umzugehen. Selbst als kleines Kind hatte Jaenelle diese arroganten Gesten an den Tag gelegt und auf diese Weise angedeutet, es bestehe kein Grund, weswegen sie ihren Eltern Respekt entgegenbringen oder sich einer Königin beugen sollte.
    Warum? Zum ersten Mal stellte Alexandra sich diese Frage. Wie alle anderen war sie immer davon ausgegangen, dass dieses Verhalten einen Versuch darstellte, zu kompensieren, dass sie keine Juwelen trug und von daher unter den anderen Hexen in der Familie stand. Doch vielleicht rührten sie daher, dass jemand – wie der Höllenfürst – dem Kind süße Lügen ins Ohr geflüstert hatte, bis das Mädchen wirklich glaubte, allen anderen überlegen zu sein.
    Sie schüttelte den Kopf. Es war schwer vorstellbar, dass ein Kind, das schon bei den einfachsten Lektionen in der Kunst überfordert gewesen war, zu einer schrecklichen, mächtigen Bedrohung für das Reich Terreille herangewachsen sein sollte, wie Dorothea behauptete. Wenn dem tatsächlich so sein sollte, wo war dann die ganze Macht? Selbst jetzt, da sie sich Mühe gab, Jaenelles Kraft zu erspüren, fühlte ihre Magie sich
… gedämpft … an, ganz so wie früher auch. Weit entfernt, wie es sich eben bei Frauen des Blutes anfühlte, die nicht über genug mentale Kraft verfügten, um ein Juwel zu tragen.
    Das bedeutete, dass Jaenelle tatsächlich nur eine bloße Schachfigur in einem ausgeklügelten Spiel war. Der Höllenfürst – oder vielleicht auch die geheimnisvolle Königin, die an diesem Hof herrschte – hatte es auf eine Galionsfigur abgesehen, um sich dahinter verstecken zu können.
    »Was machst du da?«, erkundigte Alexandra sich mit harscher Stimme.
    »Einen Stärkungstrank für einen kleinen kranken Jungen«, antwortete Jaenelle und fügte dem Gebräu eine dunkle Flüssigkeit hinzu.
    »Sollte das nicht lieber eine Heilerin machen?« Beim Feuer der Hölle, lassen sie Jaenelle wirklich Tränke für Menschen herstellen?
    »Ich bin eine Heilerin«, lautete Jaenelles scharfe Entgegnung. »Außerdem bin ich eine Schwarze Witwe und

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