Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Rose bis Schwarz entsprachen.
»Es ist wunderschön«, sagte Daemon. Und so angemessen, da es jede Farbe aufwies, die Jaenelles Juwel Schatten der Dämmerung ausmachte. »Ein besonderes Geschenk für eine besondere Lady.«
»Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest«, meinte Banard.
Grinsend legte Daemon es auf das Samttuch zurück. »Pack es ein. Ich nehme es gleich mit.«
»Oh, darf ich es mir ansehen?«
Die Frau stand ganz in seiner Nähe. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Armband. In ihren Augen lag eine solche Gier, dass es ihn Mühe kostete, das Armband nicht an sich zu reißen und verschwinden zu lassen. Doch er musste an den Illusionszauber denken und die Gründe, die sie dazu bewogen haben mochten, eine Schwarze Witwe für seine Erschaffung zu bezahlen. Vielleicht war jegliche Schönheit eine neue Entdeckung für sie.
Er zwang sich beiseite zu treten, damit sie sich das Armband besser ansehen konnte, aber seine Hand blieb in der Nähe des Samtes auf dem Ladentisch liegen; als sanfte Mahnung, dass sie das Schmuckstück anschauen, aber nicht berühren durfte.
Nachdem sie es lange Zeit betrachtet hatte, trat sie lächelnd von dem Ladentisch zurück und wandte sich wieder den Broschen zu.
Daemon wickelte den Samt um das Armband und ließ es verschwinden. Er versprach, in vierzehn Tagen zurückzukehren und verließ den Laden. An der Tür drehte er sich zu der Frau um, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Broschen, nicht ihm. Er tat sein Unbehagen als normale Reaktion eines Mannes ab, der den größten Teil seines Lebens in Terreille
verbracht hatte. Nun machte er sich auf den Weg zum Stadthaus seiner Familie, wo ihn Marcus zu einem gemeinsamen Mittagessen erwartete, bevor sie sich den Geschäften widmen würden.
Ein paar Minuten später verließ Roxie Banards Laden mit einer kleinen Tasche, in der sich eine Brosche befand. Sie schlenderte die Straße entlang und blieb immer wieder stehen, um die Auslagen der Geschäfte zu betrachten, bis sie eine Pferdedroschke erreichte, die am Bordstein wartete. Nachdem sie hineingeklettert war, lenkte der Kutscher das Gefährt in den Strom aus Wagen, die entweder von Pferden gezogen oder mithilfe der Kunst betrieben wurden.
»Und?«, wollte Lektra wissen und wickelte sich eine Locke um den Finger.
»Ich glaube, er hat den Illusionszauber bemerkt«, sagte Roxie. Sie war ein wenig atemlos, da ihr gemeinsamer Plan nun tatsächlich ins Rollen gekommen war.
»Das macht nichts«, entgegnete Lektra. »Es gibt zahlreiche Gründe, weswegen Leute für Illusionszauber bezahlen, um etwas an ihrem Aussehen zu verändern. Außerdem hat man mir versichert, dass einen Illusionszauber zu erkennen nicht das Gleiche ist, wie zu sehen, was sich dahinter verbirgt.«
Lektra war die Nichte einer Königin, die über einen Bezirk mit zwei Dörfern in Dhemlan herrschte. Deshalb war sie vielen adeligen Angehörigen des Blutes in Amdarh bekannt und konnte es sich nicht leisten, im Moment die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen - nicht, wenn ihr Plan gelingen sollte. Aus diesem Grund hatte Roxie sich bereit erklärt, die Informationen zu beschaffen, die sie benötigten. Doch es war Lektras Einfall gewesen, eine Schwarze Witwe zu bezahlen, damit sie einen Illusionszauber erschuf, sodass Roxie, eine Rihlanerin, die ursprünglich aus Ebon Rih stammte, wie eine dhemlanische Hexe aussah.
»Ich habe die hier gekauft«, sagte Roxie und holte die Brosche aus der Tasche.
»Sie wird ihre Aufgabe erfüllen.« Lektra besah sich die Brosche. »Auf jeden Fall ist sie ganz hübsch, und was noch viel wichtiger ist: Auf der Rückseite befindet sich Banards Zeichen.«
»Es gab noch schönere«, sagte Roxie.
»Was kümmert es dich? Du wirst sie sowieso nicht tragen.«
»Aber …« Zwar war es nicht das Schmuckstück, das sie sich aussuchen würde, wenn Geld keine Rolle spielte, doch sie hatte trotzdem erwartet, es behalten zu können. Schließlich handelte es sich um eine Brosche von Banard - etwas, das sie sich niemals selbst leisten können würde.
»Was hat Daemon dort getrieben? Was hat er gekauft?«
»Ich glaube, er hat Banard beauftragt, etwas ganz Besonderes anzufertigen - wahrscheinlich für diesen verflixten Krüppel Jaenelle. Aber er hat ein Armband gekauft. ›Ein besonderes Geschenk für eine besondere Lady‹ hat er gesagt.« Als Roxie das Armband beschrieb, leuchteten Lektras goldene Augen vor Freude.
»Wir können zu einem anderen Juwelier gehen und ein Duplikat anfertigen
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