Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
der Haut wusch. Als er jedoch schließlich das Wasser abdrehte und sich mit einem Handtuch abtrocknete, war zwar sein Körper sauber - doch sein Herz tat immer noch weh.
Er kehrte in sein Schlafzimmer im Stadthaus der Familie in Dhemlans Hauptstadt Amdarh zurück und warf einen zögerlichen Blick auf das Bett. Nein. Er wollte auf keinen Fall Gefahr laufen, erneut von dem Alptraum heimgesucht zu werden. Einmal in einer Nacht war mehr als genug. Außerdem konnte er die Stunden vor der Morgendämmerung damit verbringen, die Papiere durchzusehen, die ihm Marcus, sein Finanzberater, zur Durchsicht in das Stadthaus geschickt hatte.
Im Laufe der Jahre, als Daemon durch das Verzerrte Reich geirrt war, und später, als er sich versteckt gehalten hatte, um wieder zu Kräften zu kommen und seinen Verstand Stück für Stück neu zusammenzusetzen, hatte Marcus emsig in seinem Namen gearbeitet. Aus diesem Grund war ein Großteil des Reichtums, den er über die Jahrhunderte angehäuft hatte, still und heimlich in mehreren Territorien in Kaeleer investiert worden. Diese Sorgfalt war Marcus selbst zugute gekommen, da er sich als Geschäftsmann im Schattenreich profiliert hatte, und es ihm auf diese Weise möglich gewesen war, seine Ehefrau
und seine junge Tochter nach Kaeleer zu bringen, ohne dass sie am Hof einer Königin zu dienen brauchten. Jetzt wohnten Marcus und seine Familie in Amdarh, wo ein Kind gefahrlos mit seinen Freunden im Park spielen konnte, wo eine Frau auf der Straße keine Angst vor den Männern haben musste, die ihr begegneten, und ein Mann nicht fürchten musste, ergriffen und zur Belustigung des Hofstaates einer grausamen Herrscherin verstümmelt zu werden.
Mithilfe der Kunst zündete Daemon die Kerze in der Nähe des Sessels und Tisches an, wo er den dicken Papierstapel zur späteren Durchsicht abgelegt hatte. Dank seiner persönlichen Kapitalanlagen und der Verwaltung des gewaltigen Reichtums der Familie SaDiablo hatte er genug zu tun, um die Stunden zu füllen, in denen Jaenelle …
Er griff nach dem Morgenmantel am Fußende des Bettes, überlegte es sich dann jedoch anders und trat nackt vor den frei stehenden Spiegel.
Daemon besaß die hellbraune Haut, das schwarze Haar und die goldenen Augen, die charakteristisch für die langlebigen Völker waren. Doch sein Gesicht war nicht nur attraktiv, sondern wunderschön, und raubte Frauen regelmäßig den Atem. Seine tiefe, kultivierte Stimme mit dem erotischen Timbre ließ Herzen höher schlagen, und sein Körper, der durchtrainiert, muskulös und von katzenhafter Geschmeidigkeit war, führte dazu, dass sich Frauen und auch der eine oder andere Mann nach ihm verzehrten. Er war die lebende Versuchung, ein Versprechen reinsten Vergnügens für die Frau, der seine Liebe und Treue gehörten - und ein Versprechen reinsten Schmerzes für jeden, der mit dem Gedanken spielte, ihn nur zu benutzen.
Abgesehen davon war er eine Schwarze Witwe, ein Angehöriger des Blutes, der in der Stundenglaskunst bewandert und somit Herr über Träume und Visionen … und Gifte war. Sein Vater war der erste Mann in der Geschichte des Blutes gewesen, der eine Schwarze Witwe geworden war. Daemon war als Schwarze Witwe auf die Welt gekommen, und das Gift, das sich unter seinem rechten Ringfinger befand, war
tödlich. Da er obendrein schwarze Juwelen trug, machte ihn dies nach Saetan zum mächtigsten und gefährlichsten Mann in der Geschichte des Blutes.
Nein. Nicht nach Saetan. Sie hatten ihre Kräfte gemessen und kannten beide die Wahrheit. Er mochte der Spiegel seines Vaters sein, doch seine Macht war ein wenig größer, ein wenig dunkler. Und was auch immer es war, das seinen Vater im Zaum hielt, wirkte bei Daemon nicht. Wenn man ihn provozierte, gab es nichts, was er nicht tun konnte oder tun würde.
Besonders wenn es um Jaenelle Angelline ging, den lebenden Mythos, Fleisch gewordene Träume, die Königin, die sich und ihre gewaltige Macht geopfert hatte, um den Makel zu tilgen, mit dem Dorothea und Hekatah SaDiablo die Angehörigen des Blutes in Terreille belegt hatten.
Die Königin, die man das Herz von Kaeleer nannte.
Sie hatte den Krieg verhindert, der Kaeleer verwüstet hätte. Der Preis war hoch gewesen. Obwohl sie ausreichend genesen war, nach Hause zurückzukehren, hatte sie unendlich viel gelitten im Laufe der ersten Wochen, nachdem er sie zurück zur Burg SaDiablo gebracht hatte. Sicher, die Schmerzen hatten nachgelassen, als der erste Hauch des Winters den Herbst
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