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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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lassen«, sagte Lektra aufgeregt. »Es muss dem Original nicht vollständig gleichen, sondern bloß alle wichtigen Einzelheiten aufweisen, damit die Leute glauben, es sei dasjenige, das Banard angefertigt hat. Und da Jaenelle Angelline wahrscheinlich sowieso nicht so bald nach Amdarh kommen wird, wird niemand den Unterschied bemerken.«
    »Was ist mit der Brosche?«, fragte Roxie.
    »Als Daemon letztes Mal in Amdarh war, hat er einige Feierlichkeiten besucht. In den dreizehn Tagen des Winsolfestes gibt es immer Dutzende davon. Bei einer Feier waren auch ein paar Theaterleute, und ich habe gehört, dass Daemon Zeit mit einer der Schauspielerinnen verbracht hat. Er hat ein paar Mal mit ihr getanzt. War sogar ihr Tischnachbar beim Abendessen.« Lektra zog einen Schmollmund.
    »Demnach ist er also vielleicht gar nicht so keusch, wie es immer heißt.«

    »Sei nicht dumm! Natürlich ist er keusch. Beim Feuer der Hölle! Der geringste Verdacht, dass er die kostbare Jaenelle betrügt, würde dazu führen, dass sich jeder, der Macht und Einfluss besitzt, von ihm abwenden würde - genau darum geht es uns ja, schon vergessen?« Lektra lächelte. »Diese Schauspielerin zu benutzen ist deshalb der ideale Anfang, um Daemon von Jaenelles Einfluss zu befreien. Den Leuten ist natürlich aufgefallen, dass er dem Luder Aufmerksamkeit geschenkt hat. Wenn sie ein Geschenk von einem heimlichen Verehrer erhalten sollte - ein ›besonderes Geschenk für eine besondere Lady‹ -, wird sie es tragen und den Leuten erzählen, es stamme von einem heimlichen Verehrer. Wir müssen also nur erwähnen, dass jemand gesehen hat, wie Daemon in Banards Laden ein ›besonderes Geschenk‹ gekauft hat. Die Leute werden dann schon selbst die Verbindung zwischen diesen beiden Einzelheiten herstellen.«
    Lektra strich sich mit einer Fingerkuppe über die Lippen und blickte Roxie nachdenklich an. »Vielleicht werde ich mir doch kein Armband anfertigen lassen. Es wird so viel schöner sein, wenn Daemon mich zu Banards Laden mitnimmt, um mir eines zu kaufen.«
    »Und was springt bei der ganzen Sache für mich heraus?«, murmelte Roxie verstimmt.
    »Ich werde den Preis wie versprochen mit dir teilen«, sagte Lektra kühl. »Und du zahlst der Familie SaDiablo heim, dass Lucivar Yaslana dich so ungerecht behandelt hat. Als meine Freundin und mein Gast gelangst du auf Feste und Bälle, zu denen du allein niemals eingeladen werden würdest - mal ganz abgesehen von den Gespielen, die wir regelmäßig mit nach Hause nehmen können.«
    Zu ihrem Unwillen musste sich Roxie derzeit mit dem begnügen, was von Lektras Tisch abfiel. Doch Lektra hatte Recht: Dass sie vor sechs Jahren aus Ebon Rih verbannt worden war, hatte sie beinahe ihren gesamten sozialen Status gekostet. In Askavi war es so schlimm geworden, dass kein Mann mit ihr tanzen, geschweige denn etwas Interessanteres tun wollte. Also war sie nach Dhemlan gezogen, doch hier
wäre es ihr auch nicht besser ergangen, hätte sie sich nicht mit Lektra angefreundet.
    Folglich ließ sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben allein Lektras Anstrengungen zu verdanken hatte, und begnügte sich mit Männern, die eigentlich Lektra wollten, sich aber mit ihr zufrieden gaben.
    Da inzwischen Lektras Interesse an Daemon Sadi zur Besessenheit geworden war, benötigte die dhemlanische Hexe ihre Hilfe, und das konnte sich nur zu ihren Gunsten auswirken. Abgesehen davon würde es ihr nicht das Geringste ausmachen, sich mit den Krumen abzufinden, die von Lektras Tisch abfielen, wenn sie diesen Preis gewinnen sollten.

2
    Oh, Daemon, es ist wunderschön!
    Die Freude, die in Jaenelles Saphiraugen aufleuchtete, als sie nach dem Armband griff, wärmte sein Herz und gab ihm Hoffnung. Dieser Tage gab es so wenig, was ihr Freude bereitete.
    »Probier es an.« Er nahm das Armband und legte es ihr an, wobei er tunlichst darauf achtete, nicht ihre zerbrechliche Haut zu berühren - Haut, die er am liebsten gestreichelt, geküsst, liebkost hätte. Ihm wurde immer noch übel bei dem Gedanken an die schrecklichen Blutergüsse, die selbst die sanfteste Berührung hinterlassen hatte, wann immer er ihr geholfen hatte, sich zu bewegen. Also erlaubte er seinen Fingern nicht, ihre Haut zu streifen, als er sich an dem Verschluss des Armbands zu schaffen machte. Dann lehnte er sich zurück.
    Sobald sie den Arm ausstreckte, um das Schmuckstück zu bewundern, sah er nicht länger etwas Schönes.

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