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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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fertig.« Roxie legte den aristokratischen Hochmut in ihre Stimme, der Kaufleute und andere Leute aus dem einfachen Volk normalerweise einschüchterte.
    »Ich aber.« Der Kutscher hielt ihr die ausgestreckte Hand entgegen, ohne ihrem Blick auszuweichen. »Natürlich könnte ich auch einfach die Straße überqueren und bei dem Haus da drüben anklopfen, das du beobachtest. Vielleicht interessiert sich ja jemand dort dafür, dass eine Hexe wissen möchte, wer in dem Haus ein und aus geht.«
    Bevor sie eine scharfe Erwiderung auf seine Drohung geben konnte, hielt eine Pferdedroschke vor dem Stadthaus. Als sie wieder abgefahren war, stand Surreal SaDiablo auf dem Gehsteig und starrte zu der Kutsche herüber, in der Roxie sich befand.
    Die Hure bereitete ihr keine ernsthaften Sorgen, allerdings bedeutete ihre Anwesenheit dennoch mehr Aufmerksamkeit, als ihr am heutigen Tag lieb war. »Na schön«, sagte sie und rief ihren ledernen Geldbeutel herbei. Sie nannte dem Kutscher einen Ort in der Nähe des Restaurants, in dem sie mit Lektra verabredet war.

    Zwar fand sie den Betrag empörend, den der Mann von ihr verlangte, doch dieses Miststück Surreal beobachtete sie immer noch, und es wäre dem Fahrer zu leicht gefallen, ihr Ärger zu machen. Sie reichte ihm die Münzen.
    Der Kutscher betrachtete das Geld und bedachte Roxie mit einem merkwürdigen Blick. Dann ließ er die Münzen verschwinden und kletterte zurück auf den Kutschbock.
    Roxie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als die Droschke auf das Theaterviertel zuhielt. Der Dunkelheit sei Dank, dass sie sich heute des Illusionszaubers bedient hatte und wie tausend andere dhemlanische Hexen aussah. Zwar war sie nicht die einzige hellhäutige Hexe in Amdarh, doch der Kutscher hatte ihr verzaubertes Gesicht ein wenig zu sorgfältig gemustert. Es war nur gut, dass er niemandem erzählen können würde, wer das Stadthaus wirklich beobachtet hatte.
     
    Surreal sah der davonfahrenden Droschke hinterher und ließ die Schultern kreisen, um ihre Anspannung zu lockern. Es war schwer zu sagen, warum ihr aufgefallen war, dass sich der Kutscher mit seinem Fahrgast unterhielt - oder weshalb es ihr Misstrauen geweckt hatte.
    Kopfschüttelnd stieg sie die Treppenstufen zur Eingangstür empor und betrat das Haus. Kaum hatte sie die Tür hinter sich zugemacht, stürzte Helton herbei und versperrte ihr den Weg.
    Beim Feuer der Hölle! Wenn die Dienstboten die Gerüchte aufgeschnappt hatten - und ihnen Glauben schenkten -, konnte das hier reichlich unangenehm werden.
    »Lady Surreal«, sagte Helton. »Der Prinz und die Lady sind heute Abend nicht zu Hause.«
    »Tatsächlich?« Sie konnte Daemons Anwesenheit spüren. Warum also die Lüge? Da fiel ihr das schelmische Funkeln in Heltons Augen auf. »Aha. Und wo haben die beiden zu Abend gegessen, während sie nicht zu Hause waren?«
    »Der Prinz hat noch nicht danach verlangt, dass das Abendessen hinaufgeschickt wird, Lady.«

    »So, so.« Sie blickte zur Treppe hinüber und musste grinsen. Oh, wie sehr sie hoffte, dass sie gerade die richtigen Schlüsse aus den Worten des Butlers zog!
    Sie rief den kleinen Schrankkoffer herbei, den sie von der Burg mitgebracht hatte. »Wenn Lady Angelline wieder zu sprechen ist, sorge bitte dafür, dass sie diesen Koffer bekommt. Darin befinden sich die neuen Kleidungsstücke, die sie heute gekauft hat. Ich denke, sie wird sie gebrauchen können.« Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Irgendwann später zumindest.«
    Helton erwiderte ihr Grinsen, setzte dann aber wieder seine gewohnte unnahbare Miene auf. »Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
    Surreal lief mit federnden Schritten die Stufen hinab und blieb auf dem Gehsteig stehen. Was sollte sie als Nächstes tun? Mitten auf der Straße zu tanzen und Freudenschreie auszustoßen, würde Spaß machen, sie jedoch letzten Endes in Erklärungsnot bringen.
    Also drehte sie sich um, um ihre angemietete Suite aufzusuchen und sich ein ausgiebiges Abendessen zu gönnen - und musste einen Schrei unterdrücken, als eine große Gestalt auf sie zustürzte.
    Lucivar musterte sie einen Augenblick und schüttelte anschließend den Kopf. »Wenn du schon so wenig auf deine Umgebung achtest, dass du jemanden nicht bemerkst, der praktisch neben dir steht, solltest du dich verflucht noch mal mit einem Schutzschild umgeben, um dich vor einem Angriff zu schützen.«
    »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass ich in Amdarh angegriffen werde«, gab Surreal bissig

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